Schritt für Schritt baut US-Präsident Trump die USA um, er nimmt Einfluss auf Justiz, Kultur und Wissenschaft. Auch den Medien hat er den Kampf angesagt und kürzt Gelder. Für unabhängige Radiosender ist das ein Problem.

Es dauert, bis man im südlichen Virginia einen Sender im Radio einfängt. Zwischen den grünen Bergen an der Grenze zu West Virginia hat man im Umkreis von 50 Meilen keinen Handyempfang. Und im Radio begrenzt Auswahl.

Es gibt enorm viele christliche Sender, die spirituelle Botschaften zu leichten, oftmals mehrstimmigen Pophymnen über Jesus Christus verbreiten. Und zunehmend viele Talkradioshows am Nachmittag, bei denen ein Weltbild von rechtskonservativ bis rechts propagiert wird. Immer häufiger gepaart mit Verschwörungserzählungen.

Mit staatlichen Geldern gefördert - bislang

All dem trotzen die lokalen Radiosender, wie das Allegheny Mountain Radio in Monterey. Es ist ein Sender für drei Landkreise - 15.000 Einwohner, die ihre Infos von Scott Smith bekommen.

Smith ist Moderator und Manager des kleinen Senders in Personalunion. Und vor allem mächtig stolz auf das Programm: "Wir sind ein Radiosender von und für die Gemeinschaft. Und wir sind hyper-lokal. Wir bieten Unterhaltung und bringen die Nachrichten. Wettervorhersagen, Notfallwarnungen oder wir melden Schulausfälle. Wir lesen sogar Dinge wie Such- oder Fundanzeigen für Haustiere vor, Todesanzeigen und solche Sachen."

Scott Smith versorgt 15.000 Menschen mit Informationen.

Sieben Festangestellte und 20 Ehrenamtliche machen hier täglich unparteiisch Programm. Der Sender finanziert sich zwar auch aus Werbung und Spenden. Vor allem aber zu 60 Prozent aus staatlichen Geldern. Bislang wurden diese Finanzen bereitgestellt, um den öffentlichen Rundfunk und kleine unabhängige Programme wie dieses in infrastrukturschwachen Gegenden zu unterstützen.

Fördergelder für öffentliches Radio gestrichen

Doch seit Anfang Oktober ist dieses Geld weg. Es wurde vom Weißen Haus gestrichen. US-Präsident Donald Trump bezeichnet Medienvertreter, die nicht seine Sicht der Dinge teilen, regelmäßig als Feinde des Volkes, als korrupt und wird gerne mal persönlich, wenn er Journalisten beschimpft.

Die Trump-Regierung schließt einzelne Journalisten von Pressekonferenzen aus, etwa von der Nachrichtenagentur AP, weil diese sich weigern, den Golf von Mexiko nun - wie von Trump verfügt - Golf von Amerika zu nennen. Trump verklagt Medienhäuser wie das Wall Street Journal oder die New York Times, schließt Voice of America und dreht dem National Public Radio NPR den Geldhahn zu.

Kürzlich löste er die öffentliche Rundfunkgesellschaft Corporation for Public Broadcasting, kurz CPB, auf. In deren Zuständigkeit fiel es, Fördergelder zu verteilen: 1,1 Milliarden US-Dollar für die kommenden zwei Jahre waren vom Kongress bereits bewilligt.

Der Plan, dem öffentlichen Radio in den USA den Geldhahn zuzudrehen, stammt aus der Feder von Russell Vought, dem Haushaltsdirektor des Weißen Hauses. Der Republikaner feilt schon seit Jahren daran. Dass Trump seinen Vorschlag jetzt umsetzt, freut ihn: "Jahrzehntelang haben wir darüber gesprochen. Präsident Trump ist der Erste, der das jetzt umsetzt. Er war ganz begeistert von diesem Sparpaket."

Volle Kontrolle über die Medien?

Der US-Medienmarkt ist schon jetzt hochkommerzialisiert und in der Hand einiger weniger Konzerne und Trump-freundlicher Tech-Milliardäre. Prominente Beispiele: Bob Iger, Geschäftsführer von Disney; Rupert Murdoch, Eigner von News Corp mit Fox News und dem Wall Street Journal; Elon Musk, Eigner des Kurznachrichtendienstes X.  

Steven Livingston ist Professor für Medien an der George-Washington-Universität. Er beobachtet diese Verschiebungen und die jüngsten Kürzungen bei öffentlichen Sendern mit großer Sorge. Zu wenige Menschen könnten die Meinung von zu vielen bestimmen: "Das ist quasi das letzte Puzzleteil, das noch fehlt, um die Kontrolle über Nachrichten, Kulturprogramme und alles andere zu erlangen." Dies wäre laut Livingston das schlimmste Szenario.

In Monterey, beim Allegheny Mountain Radio, sucht die Belegschaft jetzt nach einer Lösung, wie sie mit den Kürzungen umgehen soll. Manager Smith glaubt auch, dass dieser Einschnitt eher aus politischen und persönlichen Gründen getroffen wurde als aus Gründen echter wirtschaftlicher Einsparungen.

Das sei nur ein Vorwand. Sie haben jetzt eine Spendenwoche ausgerufen: Der Schulchor wird singen, Musiker treten ohne Gage auf. Am ersten Tag sind so 2.000 Dollar Spenden zusammengekommen. Immerhin - ein kleiner Lichtblick.   

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