Inhalt des Artikels:

  • Tempo 150 nur bei gutem Wetter...
  • ... auf ausgewählten Strecken
  • Kritiker fürchten mehr Unfälle
  • Mechanische Schilder sollen Geld sparen

Grundsätzlich gilt nach wie vor ein Tempolimit von 130 km/h auf tschechischen Autobahnen. Auf ausgewählten Abschnitten kann dieser aber auf 150 km/h angehoben werden. Dazu muss die jeweilige Strecke bestimmte Bedingungen erfüllen: relativ gerade und übersichtlich sein sowie keine allzu engen Kurvenradien und allzu hohen Steigungen aufweisen.

Tempo 150 nur bei gutem Wetter...

Solche Abschnitte sind mit variablen Temposchildern gekennzeichnet, die bei gutem Wetter die höhere Geschwindigkeitsgrenze von 150 km/h anzeigen. Bei Regen, Nebel und dichtem Verkehr wird die Geschwindigkeit in zwei Stufen wieder gedrosselt: werden die variablen Schilder grau (sie zeigen "nichts" an), gilt wieder das generelle Tempolimit von 130 km/h; verschlechtern sich die Bedingungen noch mehr, schalten die variablen Temposchilder auf 100 km/h um. Die Entscheidung fällt in Echtzeit auf Grundlage von Daten aus Wetterstationen, Kameras, Sensoren und Verkehrsleitsystemen.

Auf den meisten Autobahnabschnitten in Tschechien gilt weiter das generelle Tempolimit 130 km/h, nur auf ausgewählten Strecken sollen 150 km/h erlaubt sein.Bildrechte: IMAGO / Wolfgang Maria Weber

... auf ausgewählten Strecken

Vorerst gilt Tempo 150 nur auf einem Abschnitt: auf der Autobahn D3 zwischen der Ausfahrt 84 Planá nad Lužnicí und der Ausfahrt 131 Úsilné, insgesamt 47 Kilometer lang. Es handelt sich um ein Pilotprojekt, das laut tschechischem Verkehrsministerium mindestens ein halbes Jahr dauern soll. "Der Testbetrieb wird uns zeigen, wie dieses System in der Praxis funktioniert und wie es sich auf den Verkehrsfluss und die Sicherheit auf der Autobahn auswirkt", sagte Tschechiens Verkehrsminister Martin Kupka.

Bewährt sich das System, sollen weitere Abschnitte auf anderen Autobahnen folgen. Bei der Entscheidung will das Ministerium nach eigenen Angaben nicht nur auf Verkehrsdaten und Polizei hören, sondern auch die Rückmeldungen der Fahrer berücksichtigen. Im Gespräch sind etwa der noch im Bau befindliche Abschnitt der Autobahn D1 zwischen Přerov und Říkovice und ein Teil der Autobahn D11 zwischen Hradec Králové und Jaroměř.

Auf der Autobahn D8 von Dresden nach Prag wird es wohl beim bisherigen Tempolimit von 130 km/h bleiben – sie durchschneidet das Böhmische Mittelgebirge, die vielen Kurven und Höhenunterschiede schließen höhere Geschwindigkeiten aus.Bildrechte: imago stock&people

Kritiker fürchten mehr Unfälle

Kritiker befürchten unterdessen, dass das höhere Tempolimit zu mehr Unfällen führen könnte. Der Sprecher des tschechischen Automobilklubs ÚAMAK (eine Entsprechung und Partnerorganisation des deutschen ADAC), Igor Sirota, verwies darauf, dass tschechische Autofahrer das generelle Tempolimit ohnehin oft überschreiten würden.

Für Kritik sorgt auch die Form der variablen Temposchilder – statt digitaler LED-Anzeigen, die viele unterschiedliche Geschwindigkeiten nebst weiteren Verkehrszeichen (etwa einem Überholverbot für Lkw) anzeigen können, wurden auf dem Testabschnitt der D3 mechanische Schilder installiert, die aus drehbaren Dreikantprismen bestehen und damit nur drei verschiedene Geschwindigkeiten anzeigen können.

Die mechanischen Verkehrsschilder auf der Teststrecke mit dem höheren Tempolimit sorgen für Kritik – sie sind zwar billig, können aber nur drei Verkehrszeichen anzeigen.Bildrechte: IMAGO / CTK Photo

Mechanische Schilder sollen Geld sparen

Verkehrsminister Kupka rechtfertigt die Entscheidung mit den Finanzen – für digitale Temposchilder hätte der Staat nach seinen Angaben auf Testabschnitt in Südböhmen 500 bis 600 Mio. Kronen (umgerechnet etwa 21-25 Mio. Euro) ausgeben müssen. So viel wollte Kupka für ein Pilotprojekt nicht ausgeben, weshalb die Wahl auf das 54 Millionen Kronen (gut 2 Mio. Euro) teure mechanische System gefallen sei. In Zukunft könne ein Teil der mechanischen Schilder aber gegen digitale getauscht werden, so Kupka.

Möglich wurde das Testprojekt dank einer Gesetzesänderung, die im Sommer 2023 beschlossen wurde und Anfang 2024 in Kraft trat. Die Einrichtung des ersten Testabschnitts hat sich verzögert, weil bei der Ausschreibung unterlegene Firmen das Auswahlverfahren für das Verkehrsleitsystem anfochten.

Das tschechische Autobahnnetz ist derzeit 1501 Kilometer lang. Weitere 201 Kilometer befinden sich derzeit im Bau und weitere 482 Kilometer in Planung oder im Ausschreibungsverfahren.

MDR (baz)

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