Die Hamas akzeptiert Teile des Gaza-Plans von US-Präsident Trump - es scheint, als könnte der Krieg tatsächlich enden. Bei zentralen Punkten soll aber noch nachverhandelt werden. Im Gazastreifen sind unterdessen weiter Explosionen zu hören.

Nach der Ankündigung der palästinensischen Terrororganisation Hamas, dem Gaza-Friedensplan teilweise zuzustimmen und die verbleibenden Geiseln an Israel übergeben zu wollen, sind immer noch viele Details in der Schwebe. Als unmittelbare Konsequenz auf die Antwort der Hamas hatte US-Präsident Donald Trump Israel aufgefordert, die Angriffe im Gazastreifen sofort einzustellen, um die Freilassung der Geiseln sicherzustellen. Dies scheint jedoch bislang nicht der Fall zu sein.

Wie aus medizinischen Kreisen im Gazastreifen bekannt wurde, gingen die Luftangriffe dort am Morgen weiter. In Gaza-Stadt habe es erneut mehrere Tote und Verletzte gegeben. Auch ARD-Korrespondent Christian Limpert, der sich an der Grenze zum abgeriegelten Küstenstreifen aufhält, berichtete von hör- und sichtbaren Explosionen im Bereich von Gaza-Stadt.

Israels Armee äußerte sich auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa bislang nicht zu den Angriffen. Eine Militärsprecherin sagte aber, ein Stopp der Angriffe sei nicht offiziell von der Armee verkündet worden. Mehrere israelische Medien hatten berichtet, dass die Armee angewiesen worden sei, ihre Offensive zur Eroberung der Stadt Gaza einzustellen. Den Berichten zufolge beschränkt sich das Militär nun auf die Verteidigung gegen Bedrohungen vor Ort.

Christian Limpert, ARD Tel Aviv, zzt. Nahal Oz, zur Lage im Gazastreifen

tagesschau24, 04.10.2025 10:00 Uhr

Verhandlungen am Sonntag?

Auf diplomatischer Ebene deutet sich allerdings Bewegung in weiteren Verhandlungen über die noch ungeklärten Punkte des Friedensplans an. Israelische Medien meldeten unter Berufung auf an den Verhandlungen beteiligte Personen, dass Israel ein Verhandlerteam nach Ägypten schicken wolle. Dies solle innerhalb eines Tages geschehen. Der israelische Sender Channel 12 berichtete, dass die Verhandlungen am Sonntag beginnen könnten. Eine offizielle Bestätigung aus Israel gibt es aber nicht.

Mehrere israelische Medien berichteten, dass auch der US-Sondergesandte Steve Witkoff in die Region kommen werde, um an den Gesprächen teilzunehmen. Laut Channel 12 will Israel kurze Verhandlungen und zunächst auch nur über den Punkt der Freilassung der Geiseln sprechen. Andere strittige Aspekte will das Land demnach erst später besprechen. 

Auch die militant-islamistische Hamas ist nach Angaben eines hochrangigen Funktionärs zur Klärung "aller Fragen" bereit. Der Nachrichtenagentur AFP sagte ein namentlich nicht genannter Vertreter, die Hamas habe den Vermittlern mitgeteilt, dass sie bereit sei, "sofort mit der Umsetzung des Austauschs" der Geiseln gegen palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen zu beginnen, "sobald eine Vereinbarung zur Vorbereitung der Bedingungen vor Ort getroffen" worden sei.

Beobachter über rasche Reaktion Trumps überrascht

Die rasche positive Reaktion von US-Präsident Donald Trump auf die eingeschränkte Zustimmung der Hamas habe laut ARD-Korrespondent Limpert viele Beobachter in Israel überrascht. Denn Stimmen aus Regierungskreisen zufolge habe Israels Premierminister Benjamin Netanjahu die Antwort der Hamas eher als ein "Nein" gewertet. Entscheidend werde nun aber sein, wie die großen Streitthemen - schnelle Rückführung der Geiseln, Entwaffnung der Hamas, der Rückzug Israels aus dem Gazastreifen - in eventuellen Nachverhandlungen geklärt werden können, so der ARD-Korrespondent.

Trumps Plan sieht vor, dass alle 48 Geiseln - lebende und tote - binnen 72 Stunden zurückgeführt werden. Israel soll danach 250 zu lebenslanger Haft verurteilte Palästinenser freilassen sowie rund 1.700 Palästinenser, die nach dem Terrorüberfall der Hamas am 7. Oktober 2023 inhaftiert wurden. Zudem soll die Hamas entwaffnet werden und die israelische Armee sich aus dem Gazastreifen zurückziehen.

Viele Streitfragen noch ungeklärt

Angehörige der Geiseln riefen alle Israelis dazu auf, für die Rückkehr der Entführten und ein Kriegsende zu demonstrieren. "Wir befinden uns in entscheidenden Tagen für eine Einigung", hieß es in einer Mitteilung des Forums der Geisel-Familien. "Dies ist die Stunde, in der ganz Israel zusammenstehen und lautstark fordern muss, alles Mögliche tun, um unsere Brüder und Schwestern nach Hause zu bringen."

Aus der Sicht vieler Beobachter ist eine schnelle Freilassung der Geiseln fraglich. Berichten zufolge geht die Hamas davon aus, dass sie nicht in der Lage sein wird, die 72-Stunden-Frist einzuhalten. Sie hat demnach in der Vergangenheit gegenüber Vermittlern erklärt, dass sie nicht wisse, wo sich einige der Geisel-Leichen befinden. Zudem äußerte sich die Terrororganisation noch nicht zu ihrer eigenen Entwaffnung.

Einverstanden zeigte sich die Terrororganisation allerdings damit, dass das Gebiet nach Kriegsende zunächst von einer Übergangsregierung palästinensischer Technokraten unter Aufsicht eines internationalen Gremiums regiert werde. Es blieb aber unklar, ob sie damit auch der Forderung von Trumps Friedensplan zustimmte, dass sie dabei keine Rolle spielen darf.

Auf israelischer Seite der Vereinbarung gibt es ebenfalls noch offene Fragen - so etwa ein fehlender zeitlicher Rahmen für den Rückzug der Armee aus dem Gazastreifen. Der wichtigste Punkt ist für die Mehrheit der israelischen Gesellschaft aber laut Limpert die Rückkehr aller Geiseln. Nach Einschätzung des ARD-Korrespondenten steht Israels Premierminister Benjamin Netanjahu inzwischen so unter amerikanischem und inländischem Druck, dass er dafür wohl auch ein Auseinanderbrechen seiner Koalition mit den rechtsextremen Kräften in Kauf nehmen würde.

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