Die Hamas akzeptiert Teile des US-Friedensplans. Nach eigener Aussage ist sie bereit, alle Geiseln zu übergeben. US-Präsident Trump fordert Israel auf, nun sofort alle Angriffe zu stoppen - worauf Israel bislang nicht konkret reagiert hat.
Die militant-islamistische Palästinenserorganisation Hamas akzeptiert nach eigenen Angaben Teile des Friedensvorschlags von US-Präsident Donald Trump. "Die Bewegung verkündet ihre Zustimmung zur Freilassung aller Geiseln - der lebenden und der sterblichen Überreste - gemäß der Austauschformel im Vorschlag von Präsident Trump", heißt es in einer Erklärung der Terrororganisation.
In ihrer Erklärung ging die Hamas aber nicht auf ihre Entwaffnung ein, die Trumps Plan ebenfalls vorsieht. Ein Hamas-Vertreter sagte zudem, der Plan des US-Präsidenten sei "vage" und "mehrdeutig". Die Hamas sei bereit zu Gesprächen über die "Details".
20-Punkte-Plan sieht Entwaffnung der Hamas vor
Trump hatte der Hamas am Freitag eine Frist bis Sonntag gesetzt, um seinem Friedensplan zuzustimmen. Andernfalls werde "die Hölle gegen die Hamas losbrechen", schrieb Trump.
Der am Montag vorgestellte 20-Punkte-Plan sieht unter anderem eine Freilassung der verbliebenen israelischen Geiseln im Gazastreifen und einen schrittweisen Abzug der israelischen Armee aus dem Palästinensergebiet vor. Israel soll 250 palästinensische Gefangene freilassen, die lebenslange Haftstrafen verbüßen. Die Terrororganisation Hamas soll entmachtet werden und ihre Waffen abgeben.
Trump: Israel muss Angriffe sofort stoppen
Trump teilte in einer ersten Reaktion auf die Hamas-Erklärung mit, die Hamas sei offenbar "zu einem dauerhaften Frieden bereit". In seinem Onlinedienst Truth Social schrieb er weiter, Israel müsse nun "sofort" die Angriffe auf Gaza stoppen, "damit wir die Geiseln sicher und schnell herausholen können". Derzeit sei das viel zu gefährlich. Man befände sich bereits in Gesprächen über die auszuarbeitenden Details.
Auch Politiker anderer Staaten äußerten die Hoffnung, dass der Krieg beendet werden könne. Bundeskanzler Friedrich Merz schrieb auf X: "Frieden in Gaza und die Befreiung der Geiseln sind in greifbare Nähe gerückt." Nach fast zwei Jahren Krieg sei dies "die beste Chance auf Frieden". Die Kämpfe müssten "umgehend enden" und die Geiseln freikommen. Ähnlich äußerte sich der französische Präsident Emmanuel Macron. Der britische Premierminister Keir Starmer sprach von einem "bedeutenden Schritt nach vorne".
Auch die arabischen Vermittlerländer Katar und Ägypten äußerten sich positiv. "Der Staat Katar begrüßt die Ankündigung der Hamas zu ihrer Zustimmung zu dem Plan von Präsident Trump", sagte ein katarischer Außenamtssprecher. Das ägyptische Außenministerium lobte im Onlinedienst Facebook die "positive Entwicklung". UN-Generalsekretär António Guterres rief über seinen Sprecher "alle Parteien auf, diese Chance" zu nutzen.
Netanjahus Büro geht nicht auf Trump-Forderung ein
Im weiteren Verlauf der Nacht äußerte sich auch die israelische Regierung. "Angesichts der Reaktion der Hamas bereitet Israel die sofortige Umsetzung der ersten Phase von Trumps Plan zur unverzüglichen Freilassung aller Geiseln vor", heißt es in einer Erklärung des Büros von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Israel werde weiter eng mit dem Präsidenten und seinem Team zusammenarbeiten, "um den Krieg gemäß den von Israel festgelegten Grundsätzen zu beenden, die mit der Vision von Präsident Trump im Einklang stehen".
Die Mitteilung von Netanjahus Büro geht allerdings nicht auf Trumps Aufforderung an Israel ein, die Angriffe im Gazastreifen unverzüglich einzustellen. Erläutert wird auch nicht, was die Umsetzung der ersten Phase von Trumps Plan konkret bedeutet. Es ist ungewöhnlich, dass Netanjahus Büro während des jüdischen Ruhetags Sabbat, der von Freitagabend bis Samstagabend dauert, eine Erklärung abgibt.
Auch die israelische Armee teilte auf der Plattform X mit, dass Generalstabschef Ejal Zamir den Befehl gegeben habe, die Vorbereitungen für die "Umsetzung der ersten Phase von Trumps Plans zur Befreiung der Geiseln" voranzutreiben - ohne Details zu nennen. Zuvor hatte es israelische Medienberichte gegeben, nach denen die politische Führung die Armee angewiesen habe, ihre Offensive zur Eroberung der Stadt Gaza einzustellen. In der Mitteilung der Armee heißt es weiter, dass die Sicherheit der Streitkräfte oberste Priorität habe.
Netanjahus Koalitionspartner bislang gegen Kriegsende
Netanjahu führt eine Koalition, der auch rechtsextreme Kräfte angehören. Diese haben eine Beendigung des Kriegs bislang strikt abgelehnt und drohen damit, die Koalition zu verlassen. Die Aufforderung Trumps, die Angriffe auf Gaza sofort einzustellen, setzen Netanjahu massiv unter Druck. Die USA sind der wichtigste Verbündete Israels.
Die zunehmende Kritik aus vielen Staaten der Welt am Vorgehen Israels hatte Netanjahu bislang stets zurückgewiesen. Nach Einschätzung von ARD-Korrespondent Christian Limpert ist es aber schwer vorstellbar, dass sich Netanjahu über die Ansage von Trump zur Beendigung der Angriffe einfach hinwegsetzt.

Christian Limpert, ARD Tel Aviv, mit einer Einschätzung zu Hamas will alle Geiseln freilassen
tagesschau24, 03.10.2025 23:00 UhrOpposition und Geisel-Angehörige fordern Gespräche
Angehörige der Geiseln fordern Netanjahu auf, sich "unverzüglich" an Gesprächen über Details des US-Friedensplans zu beteiligen. Auch Israels Oppositionsführer Jair Lapid fordert von der israelischen Regierung weitere Schritte, um den Friedensplan von Trump umzusetzen. "Israel sollte bekanntgeben, dass es sich an den vom Präsidenten geführten Gesprächen zur Ausarbeitung der Details des Abkommens beteiligt", sagte Lapid in der Nacht.
Der Gaza-Krieg war durch den Großangriff der Hamas und ihrer Verbündeten auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden. Dabei wurden nach israelischen Angaben mehr als 1.200 Menschen getötet. 251 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Noch immer befinden sich 47 Geiseln in der Gewalt der Hamas, von denen nach Angaben der israelischen Armee mindestens 25 bereits tot sind.
Als Reaktion auf den Hamas-Überfall geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums des Palästinensergebiets, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, mehr als 66.200 Menschen getötet. Die meisten von ihnen sollen Zivilisten sein.
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