Das Schwarze Meer ist eine wichtige Handelsroute für die Ukraine - und gehört gleichzeitig zu den vermintesten Gewässern der Welt. Ukrainische Spezialeinheiten sind im Einsatz, um den Seeweg sicherer zu machen.

Das Schwarze Meer: Kriegsschauplatz, Minenfeld und der Arbeitsplatz von Jewhen und seiner Einheit. Die fünf Männer sind auf einem kleinen Boot in der Nähe der Küste von Odessa unterwegs. Sie gehören zu einer Spezialeinheit der ukrainischen Seestreitkräfte und suchen nach gefährlichen Gegenständen im Wasser, erklärt Kommandeur Jewhen.

"Wenn nachts Kampfdrohnen fliegen, werden sie abgeschossen, sie fallen ins Meer. Dort sammelt sich alles am Boden." Solche Kampfdrohnen, aber auch Minen, die vor Jahren gelegt wurden, tauchten aufgrund von Stürmen wieder auf und trieben im Meer, so Jewhen. Das sei gefährlich. "Das alles müssen wir finden und zerstören."

Minensuche mit deutscher Drohne

Das Schwarze Meer ist eine wichtige Handelsroute für die Ukraine. Auf Containerschiffen fährt die Ukraine von hier große Mengen Getreide aus. Der Korridor dafür muss frei sein von gefährlichen Gegenständen. Die Suche nach ihnen beginnen die Marinesoldaten draußen auf dem Meer mit ihrem "Fisch". So nennen sie eine ungefähr zwei Meter große rot-schwarze Unterwasserdrohne.

Sie sieht aus wie ein kleines U-Boot und kommt aus deutscher Produktion. Dem "Fisch" wird die Route vorgegeben. Dann schwimmt er los und kann selbstständig ein größeres Gebiet nach verdächtigen Gegenständen absuchen. "Die Unterwasserdrohne wird so circa eine Stunde im Einsatz sein. Dann nehmen wir sie, laden die Daten herunter und speziell geschulte Leute analysieren diese Daten", erklärt der Kommandeur.

Ungewöhnliche Funde auf dem Meeresgrund

Später können dann andere Teams zu den Objekten fahren und sie nochmals mit weiteren Drohnen untersuchen. So können sie prüfen, um welche Gegenstände es sich handelt. Falls eine Seemine gefunden wurde, wird sie schließlich von Tauchern entschärft. Doch nicht nur Minen, Raketen- und Drohnenteile werden gefunden. Das Schwarze Meer ist voller ungewöhnlicher Gegenstände, erzählt ein Soldat aus Jewhens Einheit, der seinen Namen nicht nennen will.

"Wir finden ganz viel Zeug, alles Mögliche. Es gibt Orte, an denen Schiffe gesunken sind. Wir haben zum Beispiel eine griechische Amphore gefunden, Teile eines griechischen Schiffes aus Holz. Eine Menge solcher Dinge. Das Meer behält alles bei sich."

Keine Angst vor russischen Angriffen

Oft wird Luftalarm für die Region ausgerufen, während die Minensucher unterwegs sind. Als besonders gefährlich nehmen die Soldaten das nicht wahr. Sie seien in ihrem Boot einfach ein zu kleines Ziel, erzählen sie. Und was ist mit den Minen im Meer? Könnte das Boot nicht auch selbst auf eine auffahren?

Steuermann Andrij winkt ab. "Erstens sind die Minen meistens magnetisch, das heißt, sie haften an Metall. Mein Bootsrumpf ist nicht magnetisch. Dementsprechend haben wir keine Angst vor diesen Minen." Dann gebe es Ankerminen, die in zwei Metern Tiefe lägen. Das Boot der Soldaten habe aber nur einen Tiefgang von 0,8 Metern. "Also werde ich dieser Mine nicht nahekommen und wir fahren einfach über sie hinweg", so der Steuermann.

Minen aus dem Zweiten Weltkrieg im Meer

Wie viele Minen es in dem Gebiet gibt, ist nicht ganz klar. Im Sommer 2024 schätzte die ukrainische Marine, dass sich etwa 400 im Schwarzen Meer befinden könnten. Außer den Seeminen wurden viele Landminen ins Meer gespült, als 2023 der Kachowka-Staudamm zerstört wurde. Auch sie müssen beseitigt werden.

Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte voller Arbeit für die Marine, glaubt Kommandeur Jewhen: "Das Schwarze Meer ist heute eines der am stärksten verminten Gewässer. Selbst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde wenig im Bereich der Kriegsräumung unternommen." Noch heute fänden sie noch Minen aus dem Zweiten Weltkrieg. "Und das nur im ukrainisch kontrollierten Gebiet. Rund um die Krim haben die Russen alles abgeworfen, was sie so haben."

Für das Minenräumen im Schwarzen Meer werde die Ukraine künftig weitere internationale Unterstützung brauchen, sagt der Kommandeur. Zwar sei es mit moderner Technik schon einfacher geworden. Doch die Mengen, die im Meer liegen, könnten die ukrainischen Seestreitkräfte nicht aus eigener Kraft beseitigen.

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