Nach dem Erdbeben in Afghanistan sind Tausende Häuser zerstört. Mindestens 1.400 Menschen kamen ums Leben. Hilfsorganisationen bitten dringend um Spenden - und versichern, die Hilfe komme an.
Staub liegt in der Luft, Trümmer soweit das Auge reicht. Männer versuchen mit bloßen Händen Steine aus dem Weg zu schaffen. Die meisten Häuser in diesem Dorf konnten den Erdstößen nicht standhalten. Ein Mann, der das Beben überlebt hat, steht nun vor dem Nichts, sagt er einem Kamerateam der Nachrichtenagentur Reuters.
"Alles, was wir hatten, ist zerstört. Unser Haus ist eingestürzt, und all unser Hab und Gut ist verloren. Das Einzige, was uns geblieben ist, sind die Kleidungsstücke, die wir am Leib tragen"; sagt er. "So sehen Sie uns - und wir stehen vor großen Schwierigkeiten."
Viele Orte weiter schwer erreichbar
Viele Orte in der bergigen Grenzregion zu Pakistan sind weiterhin schwer erreichbar. Erdrutsche und Felsstürze blockieren Zufahrtsstraßen. Ein schweres Nachbeben gestern sorgte für Panik und behinderte die Rettungsarbeiten zusätzlich. Manche Helfer müssen drei Stunden laufen, um Dörfer zu erreichen, berichtet Veronika Staudacher von der Hilfsorganisation Caritas International. Dabei wird Hilfe so dringend benötigt.
Auch die Taliban selbst haben bereits um internationale Unterstützung gebeten. Doch kommt das Geld auch wirklich dort an? Ja, sagt Staudacher. Es gebe eine Präsenz vor Ort, sie sitze im Caritas-Büro in Kabul in Afghanistan.
Die Caritas arbeite eng mit lokalen Partnern zusammen. "Das heißt, es sind Organisationen, die in den betroffenen Regionen ihre Büros haben, die dort schon sehr lange arbeiten, wo oft auch die Mitarbeiter aus dieser Region kommen", sagt Staudacher. "Sie sind sehr gut vernetzt mit den Dörfern und lokalen Gemeinschaften." Und die Caritas kooperiere mit anderen internationalen Akteuren, mit Organisationen, die Hilfe leisten, um Doppelungen zu verhindern, so die Caritas-Vertreterin.
Große Armut schon vor dem Erdbeben
Schon vor dem Erdbeben lebten fast die Hälfte der Afghaninnen und Afghanen, etwa 23 Millionen Menschen, unter prekären Bedingungen - ohne genug Essen oder sauberes Trinkwasser. Nun ist die Lage noch dramatischer. Überlebende sitzen im Freien unter notdürftigen Planen, ohne Schutz.
Eine Dorfbewohnerin bittet um Hilfe. Sie setzte ihre Hoffnung zuerst in Gott und dann in die Helfer, sagt sie. Sie fühlt sich hilflos zurückgelassen. "Es regnet nun seit drei Nächten, aber wir haben keinen Schutz", berichtet sie. "Was immer an Hilfe möglich ist, bitte tun Sie es. Mein Haus stand dort, doch es ist völlig zerstört."
Viele Überlebende müssen ihre Angehörigen zwischen den Trümmern begraben. Der UN-Koordinator für humanitäre Hilfe warnt, Hunderttausende könnten von den Folgen des Bebens betroffen sein.
Weniger internationale Hilfe seit Machtübernahme der Taliban
Seit der erneuten Machtübernahme der Taliban vor vier Jahren ist das Netz internationaler Hilfe stark ausgedünnt, viele Länder haben ihre Mittel drastisch zurückgefahren. Die Zusammenarbeit mit den Taliban gilt als schwierig, sie versuchen oft, sich einzumischen.
Organisationen wie die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe, berichten, dass die Spendengelder trotzdem zuverlässig ankommen. Landesvertreter Stefan Recker sagt, dass die Hilfe wohl vor allem für den Wiederaufbau verwendet wird.
"Wir leiten die Spendengelder weiter an unsere lokalen Partner hier, die in dem Erdbebengebiet sehr gut vernetzt sind", so Recker. Bezüglich der staatlichen Strukturen, funktioniere die Zusammenarbeit überraschend gut. Auch der afghanische Rote Halbmond, arbeite sehr gut im Feld, sagt Recker. Das berichteten die Partner seiner Organisation.
Hilfe wird dringend gebraucht
Christina Ihle vom afghanischen Frauenverein in Hamburg betont, wie dringend die Hilfe gebraucht wird. Die Organisation ist seit Jahrzehnten im Land aktiv und betreut mehr als 20 Hilfsprojekte - auch im Erdbebengebiet. "Viele fragen sich im Moment, ob denn Spenden für Afghanistan sicher ist, ob die Hilfe tatsächlich vor Ort umgesetzt werden kann und ankommt." Ihle sagt, sie könne das nur bestätigen. Spenden sei sicher.
Der afghanische Frauenverein, wie auch alle anderen Hilfsorganisationen aus Deutschland, die vor Ort arbeiten, seien in der Lage, die Gelder ganz unabhängig und frei eigenständig einzusetzen, sagt Ihle. Sie könnten neutrale Hilfe leisten, ohne dass das Geld in falsche Hände gerate. Dafür gebe es verschiedene Schutzmechanismen und die Organisationen arbeiteten eng zusammen.
Das Erdbeben trifft das gebeutelte Afghanistan schwer. Die Katastrophe verschärft das Leid der Menschen noch einmal erheblich.
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