Schwedens Küstenwache zeigt verstärkt Präsenz in der Ostsee, um Russlands Schattenflotte zu überwachen. Wie sieht ihre Arbeit aus und wie zufrieden ist der Kapitän mit dem Ergebnis?

Kapitän Joakim Håkansson und seine Mannschaft haben einen klaren Auftrag: Sie sollen die Aktivitäten der russischen Schattenflotte überwachen. Mit dem größten Schiff der Flotte der schwedischen Küstenwache geht es vom Hafen Karlskrona hinaus auf die Ostsee, in die Nähe der dänischen Insel Bornholm.

Nach zahlreichen Angriffen auf die Unterwasserinfrastruktur ist es zuletzt ruhiger geworden in der Ostsee. Die NATO hatte zuletzt ihre Präsenz erhöht. "Die Aktivitäten dort draußen gehen aber weiter", betont Håkansson. "Wir als Küstenwache haben jetzt einen stärkeren Fokus auf die Schattenflotte."

Kapitän Joakim Håkansson von der schwedischen Küstenwache hilft bei der Überwachung der russischen Schattenflotte.

Seit Juli kontrolliert Schweden

Insgesamt 15 Männer sind auf dem 82 Meter langen, blau-gelben Schiff der Küstenwache im Einsatz. Ausguck Jan-Eric Antonsson sitzt oben auf der Brücke und schaut abwechselnd mit dem Fernglas nach draußen und auf einen Bildschirm.

Auf seinem Computer hat er alle Schiffe auf der Ostsee als kleine Punkte im Blick. "Die grünen Schiffssymbole sind Schattenschiffe", erklärt er. "Und wenn wir in der Nähe von Russland schauen, vor Ust-Luga, dann sieht man, wie viele Tanker es gibt, die zur Schattenflotte gehören."

Die Rede ist von jenen oft uralten Tankern, die Russland seit Beginn des Angriffskrieges gegen die Ukraine nutzt, um Öl zu transportieren und westliche Sanktionen zu umgehen. Regelmäßig fahren solche Schiffe auch durch schwedische Gewässer. Seit Juli darf die Küstenwache des Landes sie in solchen Fällen kontrollieren und detaillierte Informationen verlangen.

Der Ausguck der Küstenwache hat ein verdächtiges Schiff identifiziert. Nun soll es kontrolliert werden.

Besserer Überblick über die Schattenflotte

Auch an diesem Tag hat Ausguck Antonsson auf seinem Bildschirm schnell ein verdächtiges Schiff in Schwedens Wirtschaftszone entdeckt. Der Tanker ist in Russland gestartet und steht auf der Sanktionsliste der Europäischen Union.

Für Kapitän Håkansson ist klar, was jetzt zu tun ist: Erst einmal muss Sichtkontakt hergestellt werden. "Dann werden wir sie per Funk kontaktieren und kontrollieren, unter welcher Flagge sie fahren, wer der Eigentümer ist und wie sie versichert sind."

Der Steuermann der Küstenwache kontaktiert den Tanker, der aus dem russischen Primorsk kommt.

Es dauert noch etwa eine Stunde, dann kommt der Tanker in Sicht. Über Funk befragt der Steuermann des Küstenwachenschiffs dessen Besatzung. Die gibt bereitwillig Auskunft: Der letzte Hafen war Primorsk in Russland, das Schiff fährt unter der Flagge Maltas, geladen hat es Dieselöl. Noch während die Befragung läuft, kontrollieren Kapitän Håkansson und seine Kollegen die Angaben. Auf den ersten Blick scheint alles zu stimmen.

Die Daten werden anschließend zur Zentrale an Land geschickt, außerdem in einer Liste gespeichert. So hat die Küstenwache einen Überblick über die Schattenschiffe, die auf der Ostsee unterwegs sind, kann gegebenenfalls die anderen Anrainerstaaten informieren und sicherstellen, dass Tanker für den Fall eines Ölunglücks versichert sind.  

Die Küstenwache habe aufgrund der Kontrollen ein deutlich besseres Bild der Lage als früher, meint Kapitän Håkansson.

"Bedauerlich", dass man nicht mehr tun kann

Dann müssen sie das Schiff weiterfahren lassen. Anhalten darf die Küstenwache den Tanker trotz des russischen Öls an Bord nicht, solange kein konkreter Verdacht auf eine Straftat besteht - denn nach internationalem Seerecht haben auch Schiffe auf der EU-Sanktionsliste das Recht auf die sogenannte unschuldige Durchfahrt.

Joakim Håkansson findet es bedauerlich, dass er nicht mehr tun kann und sagt:

Der Kapitän der schwedischen Küstenwache ist überzeugt: Die verstärkte Präsenz der Küstenwache und auch der NATO in der Ostsee zeigt Wirkung. Die Kontrollen mache den Schattenschiffen Mühe, und die Küstenwache habe ein deutlich besseres Bild der Lage als früher. Nicht zuletzt deshalb, glaubt er, habe es in den letzten Monaten keine hybriden Angriffe mehr auf die kritische Infrastruktur der Ostsee gegeben.

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