Nach der mutmaßlichen Zerstörung eines Drogenbootes vor Venezuela jubelt Präsident Trump. Doch Details der Operation bleiben undurchsichtig. Experten vermuten weitergehende Motive.

Das aus der Luft gefilmte Video zeigt ein Schnellboot auf offenem Meer. An Bord sind mehrere Personen und Pakete zu erkennen. Ort und Zeitpunkt der Aufnahmen sind unklar. Nach rund 30 Sekunden folgt eine Explosion, anschließend endet die Aufnahme. Veröffentlicht hat das Video der Präsident der USA auf seiner Social-Media-Plattform.

Nach Darstellung von Donald Trump sind bei der Operation des US-Militärs elf Menschen getötet worden. Dabei habe es sich um Drogenschmuggler der Organisation "Tren de Aragua" gehandelt, die auf dem Weg in die USA gewesen seien, erklärte der Präsident am Dienstag vor Reportern im Weißen Haus.

Später schränkte US-Außenminister Marco Rubio ein, das Boot sei wahrscheinlich in Richtung Trinidad und Tobago oder in ein anderes Karibikland unterwegs gewesen. Unabhängige Belege für diese Angaben legte die Regierung nicht vor.

Einsatz des Militärs statt der Küstenwache

Sicher ist: Die USA haben ihren Kampf gegen organisierte Kriminalität militarisiert. Traditionell bekämpft die US-Küstenwache im Auftrag des Heimatschutzministeriums den Drogenschmuggel auf dem Seeweg. Dabei geht es um die Festnahme von Verdächtigen, um verwertbare Beweise und die Sicherstellung von Schmuggelware für ein Gerichtsverfahren in den USA.

Unter Präsident Trump ist nun auch das Verteidigungsministerium zuständig. Ein Schritt, der nicht nur öffentlichkeitswirksame Symbolik birgt, sondern auch neue operative Möglichkeiten eröffnet. Der Präsident sei "bereit, in die Offensive zu gehen, wie es andere bisher nicht waren", kündigte Verteidigungsminister Pete Hegseth am Montag an.

Nationale Sicherheit ist populär

Militäreinsätze im Ausland sieht der Großteil der US-Amerikaner skeptisch. Der Kampf gegen organisierte Kriminalität und für die nationale Sicherheit ist hingegen populär. Doch es gibt Zweifel, ob derzeit Tausende US-Marinesoldaten auf acht Kriegsschiffen tatsächlich allein zum Aufbringen kleiner Schmugglerboote in der Karibik kreuzen. Diese Skepsis äußern sowohl Teile der Opposition als auch Anhänger Trumps.

Dabei konkurrieren im republikanischen Lager unterschiedliche Strömungen: von den Isolationisten der MAGA-Bewegung über interventionistische Befürworter einer militärisch gestützten Einflussnahme im gesamten nord- und südamerikanischen Raum bis zu den Anhängern eines aggressiven aber begrenzten "War on Drugs", der vor allem in grenznahen US-Bundesstaaten zahlreiche Wählerstimmen verspricht.

Größte Präsenz in Karibik seit dem Kalten Krieg

Bereits im Juli hatte die US-Regierung mehrere lateinamerikanische Drogenkartelle als Terrororganisationen eingestuft. Die entsprechende Anweisung des Präsidenten an das Pentagon, militärische Gewalt gegen einige der Organisationen anzuwenden, ist noch immer Verschlusssache.

In der Folge entsandte das Verteidigungsministerium die Amphibious Ready Group um den Hubschrauberträger "USS Iwo Jima" in die Karibik. Zum Verband gehören außerdem die "USS San Antonio" und die "USS Fort Lauderdale".

Insgesamt umfasst allein diese Eingreiftruppe etwa 4.500 Besatzungsmitglieder. Zusätzlich ist die 22. Marine Expeditionary Unit mit mehr als 2.000 US-Marines in der Region unterwegs, dazu mindestens ein Seeaufklärer-Flugzeug vom Typ "P-8" und ein U-Boot der "Los Angeles"-Klasse. Es handelt sich um die größte US-Marinepräsenz in der Karibik seit dem Ende des Kalten Krieges.

Destabilisierung von Venezuelas Präsident Maduro?

Unklarheit herrscht jedoch über die Frage, in welche außenpolitische Gesamtstrategie diese Mission passen könnte. Ginge es tatsächlich allein um den Kampf gegen Drogenboote, wären acht Kriegsschiffe und U-Boote mit "Tomahawk"-Raketen überdimensioniert. Es wäre zudem Sache der Ministerien, nicht des Weißen Hauses, die Öffentlichkeit über Operationen und Ergebnisse zu unterrichten.

Beobachter in den US-Medien spekulieren deshalb über ein mögliches politisches Nebenziel des US-Präsidenten: die Destabilisierung des venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro.

Maduro, der Venezuela autoritär regiert, wird weder von den USA noch von der Europäischen Union als Präsident anerkannt, und auch in den Nachbarstaaten Venezuelas hat er keine diplomatischen Freunde. Washington fordert offen einen Regierungswechsel in dem ölreichen Land und hat ein Kopfgeld von 50 Millionen US-Dollar auf Maduro ausgesetzt.

USA kündigen weitere Einsätze an

Die Trump-Regierung stellt ihr Vorgehen in der Karibik als Maßnahme zum Erhalt ihrer nationalen Sicherheit dar. Zugleich lässt sie kaum eine Gelegenheit aus, die organisierte Kriminalität in Südamerika mit dem Namen Maduro in Verbindung zu bringen. In der laufenden Militäroperation sehen Experten zwar noch keine ausreichende Grundlage für eine großangelegte Invasion, wohl aber für ein deutliches Machtsignal.

Maduro selbst bezeichnete die US-Flotte vor seiner Küste zu Beginn der Woche als "größte Bedrohung Lateinamerikas seit 100 Jahren". Er habe bereits etwa vier Millionen Mitglieder der "Bolivarischen Miliz" mobilisiert, sein Militär sei "super vorbereitet" - auch für eine direkte Konfrontation mit US-Truppen.

US-Außenminister Marco Rubio kündigte unterdessen am Mittwoch bei seinem Besuch in Mexiko weitere Operationen des US-Militärs gegen mutmaßliche Drogenschmuggler vor der Küste Venezuelas an.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke