Mehr als 800 Tote und 2.800 Verletzte: Das Erdbeben in Afghanistan war verheerend - und das ganze Ausmaß ist noch lange nicht klar. Viele Dörfer sind abgelegen und es gibt kaum noch Hilfsorganisationen vor Ort.

Die Verzweiflung ist groß: Männer versuchen mit bloßen Händen, schwere Trümmer beiseite zu schaffen. Ein Video eines lokalen Reporters zeigt die Zerstörung: überall liegen Holzbalken, Steine, Teile von Dächern. Nur wenige Häuser stehen noch. 

Das Leid sei groß, erzählt ein Bewohner eines afghanischen Dorfs. Alles sei zerstört worden, das Erdbeben habe die Menschen um Mitternacht getroffen, Kinder und ältere Menschen seien unter den Trümmern eingeschlossen. "Wir brauchen dringend Hilfe. Unsere Kinder, Frauen, Ältere und die Toten liegen weiterhin unter den Trümmern begraben."

Schwierige Rettungsarbeiten in abgelegenen Dörfern

Das Beben der Stärke 6,0 hatte die Menschen kurz vor Mitternacht im Schlaf überrascht - in einer ländlichen, gebirgigen Gegend im Osten Afghanistans, nahe der Grenze zu Pakistan. Die Rettungsarbeiten gestalten sich äußert schwierig. Denn die betroffenen Dörfer sind abgelegen und nur schwer zu erreichen.

Zudem hatte die Region erst am Wochenende mit schweren Überschwemmungen zu kämpfen, sagt Christina Ihle vom afghanischen Frauenverein in Hamburg. Die Organisation ist seit Jahrzehnten im Land aktiv, betreut mehr als 20 Hilfsprojekte - auch im Erdbebengebiet.

Ganze Familien unter Trümmern begraben

"Die Straßen sind durch Erdrutsche verschüttet. Es ist sehr, sehr schwer in die Region zu kommen", beschriebt Ihle die Lage. Am schwersten betroffen sei die Provinz Kunahr. Die Menschen lebten dort in Lehmhäusern, die nicht erdbebensicher seien und sofort kollabierten. Ganze Dörfer seien dort zerstört worden.

"Dazu kommt, dass das Erdbeben leider mitten in der Nacht stattgefunden hat. Deswegen sind wirklich ganze Familien unter den Trümmern begraben", so Ihle.

Muriel Schockenhoff, Caritas International, über das schwere Erdbeben in Afghanistan

tagesschau24, 01.09.2025 20:00 Uhr

Opferzahlen steigen weiter

Die Opfer werden von den wenigen Rettungsteams, die überhaupt vor Ort sind, geborgen. Die Luftwaffe der Taliban setzt zudem Hubschrauber ein. Sie bringen Verletzte in umliegende Krankenhäuser. Doch die Hilfe reicht nicht aus: Die Opferzahlen steigen stündlich, und auch die Zahl der Verletzten.

Überlebende berichten von Szenen der Verwüstung: "Fünfundneunzig Prozent unseres Dorfes wurden zerstört", erzählt ein Betroffener. "In jedem Haus sind mindestens fünf bis zehn Personen verletzt. Ich bitte alle Muslime, uns zu helfen. Möge Gott jede Hilfe, die Sie leisten, belohnen."

Zu wenig Trinkwasser, Zelte und medizinische Versorgung

Internationale Hilfsorganisationen haben sich seit der Machtübernahme der Taliban vor vier Jahren weitgehend aus Afghanistan zurückgezogen, viele Länder ihre Unterstützung stark eingeschränkt. Das erschwert die Situation zusätzlich.

Die Organisationen, die noch vor Ort sind, koordinierten sich nun, um schnellstmöglich zu helfen, sagt Ihle. "Unser Team, das in Dschalalabad arbeitet, ist auf dem Weg in die Region, um die Menschen vor Ort bei den Bergungsarbeiten zu unterstützen. Gebraucht wird jetzt vor allem Wasser, Trinkwasser, Unterkünfte."

Man benötige aber auch Decken und medizinische Versorgung für die betroffenen Menschen, so Ihle weiter. Das volle Ausmaß des Bebens ist noch unklar. Sicher ist nur: Es hat die ohnehin dramatische humanitäre Lage in Afghanistan weiter verschärft.

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