Lichtverschmutzung ist quasi Umweltverschmutzung, denn viel künstliche Beleuchtung beeinflusst die Tierwelt, da sie zumindest Teile der Nacht nun mal zum Tage macht. Insgesamt gab es über Arten, Regionen und Jahreszeiten hinweg schon zuvor Hinweise darauf, dass Vögel am Morgen früher mit dem Gesang beginnen, je stärker die Lichtverschmutzung ist, heißt es in der Studie.

Nun wurde dieses Phänomen wohl erstmals auch bei Vögeln verschiedenster Arten in diversen Gebieten und während unterschiedlicher Jahreszeiten wissenschaftlich festgestellt. Grundlage war eine weltweite Datensammlung aus Beobachtungen von tagaktiven Vögeln am Morgen und am Abend.

In den hellsten Landschaften begannen demnach der Gesang und das Gezwitscher der Vögel im Durchschnitt 18 Minuten früher und endeten 32 Minuten später als in den dunkelsten. Die tatsächliche Zeit variierte je nach Vogelart.

Wir waren schockiert über unsere Ergebnisse: Selbst bei einem sternenklaren Nachthimmel verlängert sich der Tag eines Vogels um fast eine Stunde.

Dr. Brent Pease, Assistenzprofessor an der Fakultät für Forstwirtschaft und Gartenbau, Southern Illinois University in Carbondale

Dabei war die Reaktion auf die Lichtverschmutzung bei Arten mit großen Augen, offen gebauten Nestern, der Gewohnheit zum Vogelzug und großen Verbreitungsgebieten am stärksten. Auch während der Brutzeit waren Vögel eher betroffen. 

Birdweather und Birdnet – wie eine Wildkamera für Vogelgesang

Für die Untersuchung installierte Brent Pease, Assistenzprofessor an der Fakultät für Forstwirtschaft und Gartenbau der Southern Illinois University (SIU) in Carbondale (USA) im Touch of Nature Outdoor Education Center einen Computer mit angeschlossenem Mikrofon, um den Gesang der Vögel aufzuzeichnen. Anschließend setzte Pease Birdweather ein – ein hochentwickeltes Aufzeichnungsgerät mit WLAN, GPS und Sensoren, das mit der Birdnet-Datenbank und deren maschinellem Lernen des Cornell Lab of Ornithology und der TU Chemnitz verbunden ist.

Das Dashboard von BirdWeather ermöglichte eine bessere Visualisierung der Vogelarten in der Region – und das in Echtzeit. "Plötzlich wissen wir nicht nur, wo sich Arten aufhalten, sondern auch, wie sie sich rund um die Uhr verhalten", freut sich Pease.

Mit Birdnet nutzten Pease und sein Forschungskollege Neil Gilbert von der Oklahoma State University (OSU) in Stillwater maschinelles Lernen, um Vogelstimmen in Visualisierungen, sogenannte Spektrogramme, umzuwandeln, die für jede Vogelart ein eindeutiges visuelles Muster aufweisen. Birdnet gleichte dann dieses Muster mit den Spektrogrammen der über 6.000 Vogelarten in seiner Datenbank ab. "Der Algorithmus des maschinellen Lernens ermöglicht die Analyse von Audioaufnahmen rund um die Uhr, deren Anhören sonst ein Leben lang dauern würde", sagte Pease.

Folgen für die Vögel sind noch unklar

Den Forschern zufolge ist aber noch unklar, ob diese Auswirkungen nun positiv, negativ oder folgenlos für die Gesundheit der Tiere sind. "Einerseits können 50 Minuten anhaltender Aktivität einen erheblichen Verlust an Ruhezeit bedeuten, insbesondere während der Brutzeit, die für Vögel ohnehin schon anstrengend ist", so Pease und Gilbert.

Andererseits hätten Vögel auch tagsüber Möglichkeiten, sich zu erholen. Zudem könnte die zusätzliche aktive Zeit zu positiven Effekten führen, etwa für eine längere Nahrungssuche oder mehr Möglichkeiten zur Paarung. Deshalb sei es nötig, weitere Studien durchzuführen.

Links/Studien

Pease, B., Gilbert, N.: Light pollution prolongs avian activity. Science, 2025.

pm/dpa/tj

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