Während Hunderte Helfer nach den Vermissten suchen, wird diskutiert, ob die Folgen der Flutkatastrophe im US-Bundesstaat Texas vermeidbar gewesen wären. Auch die Kürzungen von Präsident Trump beim Wetterdienst geraten in den Fokus.
Drei Tage nach den schweren Sturzfluten im Süden der USA werden die schrecklichen Ausmaße immer deutlicher: Viele Kinder aus Ferienlagern am Fluss und Menschen, die dort campiert hatten, haben die Überschwemmungen nicht überlebt. Die Zahl der insgesamt bestätigten Todesfälle ist auf mehr als 80 gestiegen. Außerdem werden noch mindestens 40 Menschen vermisst.
Im besonders betroffenen Gebiet Kerr County bestätigten Behörden inzwischen 68 Todesfälle, unter den Todesopfern seien 28 Kinder. Weil noch nach Vermissten gesucht wird, könnte die Zahl noch steigen. Rund 400 Helfer und mehrere Hundestaffeln beteiligen sich an den Sucharbeiten, auch Hubschrauber und Drohnen sind im Einsatz.
Neue Unwetter angekündigt
Am Freitagmorgen war es in einem Urlaubsgebiet im Süden der USA binnen kurzer Zeit zu heftigen Überschwemmungen gekommen. Vor allem in der Gegend um Kerrville zelteten viele Erwachsene in der Nähe des Wassers und waren mit Wohnmobilen angereist. Besonders ein Sommercamp für Mädchen stand im Mittelpunkt. Zehn Mädchen und ein Betreuer werden noch vermisst.
Der Gouverneur von Texas, Greg Abbott, besuchte nach eigenen Angaben am Samstag das "Camp Mystic". Er sei schockiert gewesen, schrieb er auf der Plattform X. Die Anlage sei auf eine Weise verwüstet worden, "wie ich es bei keiner Naturkatastrophe erlebt habe". Wasser habe bis zum Dach der Hütten gestanden. "Wir werden nicht aufhören, bis wir alle Mädchen gefunden haben, die in diesen Hütten waren."
Während die Behörden an einigen Orten mit den Aufräumarbeiten begannen, warnte der Wetterdienst vor neuen Unwettern, die weitere Sturzfluten auslösen könnten. Es sei schwierig, die genauen Orte dafür zu bestimmen, aber jeder starke Regen sei jetzt potenziell gefährlich.
Kritik am Krisenmanagement
In Medien und sozialen Netzwerken wurde zugleich Kritik an dem Krisenmanagement laut. Trotz einer Unwetterwarnung des Nationalen Wetterdienstes NWS habe es erst in der Nacht Flutwarnungen und keine Evakuierungsanordnungen gegeben.
Auch die Kürzungen der Regierung von Präsident Donald Trump beim Wetterdienst unter seinem damaligen Berater Elon Musk gerieten in den Fokus. Seit Trumps Amtsantritt im Januar waren Mittel für den NWS und die Klimabehörde NOAA gekürzt und zahlreiche Wissenschaftler entlassen worden.
Der Präsident verneinte am Sonntag die Frage, ob er diese wieder einstellen würde. Die Katastrophe sei unvorhersehbar gewesen. "Dies geschah innerhalb von Sekunden, niemand hat das erwartet", sagte er vor Journalisten. Trump hatte für die betroffene Region den Katastrophenfall erklärt und damit weitere Bundeshilfen freigegeben.
Auf seine Pläne angesprochen, die Katastrophenschutzbehörde (FEMA) abzuschaffen oder drastisch zu verkleinern, sagte Trump, darüber könne später gesprochen werden. Nun sei diese mit der Lage in Texas beschäftigt. Die FEMA-Behörde sei zudem eine Angelegenheit seines demokratischen Vorgängers Joe Biden gewesen, sagte Trump. "Das war nicht unsere Planung."
Pläne für besseres Warnsystem wurden offenbar verworfen
Heimatschutzministerin Kristi Noem erklärte am Samstag bei einer Pressekonferenz, es sei schwer, Regenmengen exakt vorherzusagen. Die Regierung werde der Verbesserung der Warntechnologie beim NWS Vorrang einräumen. Dies sei "viel zu lang vernachlässigt" worden.
Da die Gefahr von Sturzfluten in dem betroffenen Gebiet bekannt sei, habe es schon vor Jahren Pläne für ein besseres Warnsystem gegeben, hieß es in Medienberichten. So hätten örtliche Behörden darüber diskutiert, Sirenen und Pegelanzeigen zu installieren. Aus Kostengründen sei dies aber verworfen worden, schrieb die New York Times. Stattdessen seien die Menschen nun über Textnachrichten gewarnt worden, die für einige zu spät gekommen oder übersehen worden seien.

Anteilnahme von Prominenten
Prominente aus Film und Musik drückten nach der Flutkatastrophe ihr Mitgefühl mit Betroffenen aus und riefen zum Helfen auf. "Unglaublich, die Überschwemmungen und das betroffene Ferienlager", sagt die gebürtige Texanerin Eva Longoria in einem Video auf Instagram. Sie kenne "so viele Familien, die seit Jahren in diese Ferienlager fahren", sagte die Schauspielerin. Sie schicke ihre "Gebete an diese Familien und Gemeinden."
Der in Texas geborene Oscar-Preisträger Matthew McConaughey appellierte auf der Plattform X an die Stärke und Hilfsbereitschaft der Menschen. "Wenn ihr könnt, helft bitte mit, wo und wie ihr könnt", schrieb der 55-Jährige.
Auch die Sängerin Shakira, die am Samstag ein Konzert im texanischen San Antonio gegeben hatte, schrieb, dass ihre "Herzen und Gebete" bei den Betroffenen seien. Einen Teil der Einnahmen des Konzerts wolle sie an Hilfsorganisationen spenden, erklärte sie.
Bis zu 300 Liter pro Quadratmeter
Der Wasserstand des Guadalupe-Flusses war am Freitag binnen 45 Minuten um acht Meter angestiegen. Die Überschwemmungen am US-Nationalfeiertag waren durch heftige Regenfälle von bis zu 300 Litern pro Quadratmeter ausgelöst worden - ein Drittel der durchschnittlichen jährlichen Niederschlagsmenge im Landkreis Kerr.
Sturzfluten sind in der von der jetzigen Katastrophe betroffenen Region im Zentrum und Süden von Texas keine Seltenheit, sie ist als "Flash Flood Alley" (Sturzflutkorridor) bekannt. Solche plötzlichen Überschwemmungen entstehen, wenn der Boden heftige Regenfälle nicht aufnehmen kann. Wissenschaftlern zufolge führt der Klimawandel allerdings dazu, dass extreme Wetterereignisse wie Überschwemmungen, Dürren und Hitzewellen häufiger und heftiger auftreten als in der Vergangenheit.
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