An dieser Stelle erscheint unsere monatliche Empfehlungsliste. Medienpartner sind „Die Literarische Welt“, RBB Kultur, „NZZ“ und Radio Österreich 1. Experten einer unabhängigen Jury küren zehn Sachbücher des Monats aus Geistes-, Natur-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Im August 2025 lohnen sich:
1. Christina von Braun, Thilo Held:
Kampf ums Unbewusste. Eine Gesellschaft auf der Couch. Aufbau, 736 Seiten, 34 Euro*
Kann Psychoanalyse helfen, gesellschaftliche Konflikte zu lösen? Ja, meint das Autorenduo und bietet lesenswerte Einlassungen zur deutschen Zeitgeschichte und zu Themen wie Antisemitismus, Totalitarismus, Geschlechterkampf. Das Buch hat die Jury der Sachbücher des Monats schon einmal begeistert.
2. Matthias Glaubrecht:
Das stille Sterben der Natur. Wie wir die Artenvielfalt und uns selbst retten. C. Bertelsmann, 224 Seiten, 22 Euro*
Glaubrecht ist Professor für Biodiversität in Hamburg und kann populärwissenschaftlich schreiben wie wenige seines Fachs – hier zu einem Thema, das uns alle angeht. Für alle, die beim Titel an Elizabeth Kolbert („Das sechste Sterben“) denken.
3. Howard Zinn:
Eine Geschichte des amerikanischen Volkes. Übersetzt von Sonja Bonin. März, 928 Seiten, 48 Euro*
Eine dezidiert linke Perspektive auf Amerika. In der Neuauflage der Übersetzung von 2007 kann man die USA von den Verbrechen an den Native Americans über die Sklaverei bis zum „War in Terror“ studieren.
4. BICC:
(Bonn International Centre for Conflict Studies): Friedensgutachten 2025. Transcript, 152 Seiten, 15 Euro*
Die Dokumentation erscheint seit 1987. Fazit, alle Jahre wieder: Der Weltfrieden ist bis auf Weiteres nicht in Sicht. Die Aufstellung hat trotzdem ihren Wert.
5. David Attenborough / Colin Butfield:
Ozeane. Die letzte Wildnis unserer Erde. Übersetzt von Jörn Pinnow. dtv, 383 Seiten, 28 Euro*
Der britische Tierfilmer „Sir David“ ist mit seinen 99 Jahren längst eine lebende Legende. In diesem reich illustrierten Werk geht es um die Lebenswelt der Meere.
6. Gertraud Klemm:
Abschied vom Phallozän. Eine Streitschrift. Matthes & Seitz, 120 Seiten, 20 Euro*
Auch der Feminismus setzt jetzt auf Big History, zumindest der Titel deutet das an. Diese Streitschrift der kürzlich von Cancel Culture heimgesuchten österreichischen Feministin Klemm ist lesenswert, und das Cover animiert dazu, parallel auch zu Ulli Lusts Graphic Novel „Die Frau als Mensch“ zu greifen.
7. Tim Weiner:
Die Mission. Die CIA im 21. Jahrhundert. Übersetzt von Sven Dörper, Peter Robert und Barbara Steckhan. S. Fischer, 608 Seiten, 29 Euro*
War die US-Auslandsspionage im Zeichen des weltweiten, gemeinsamen Kampfes gegen islamistischen Terror zu naiv gegenüber Putin? Nur eine von vielen Fragen im neusten Buch des preisgekrönten Geheimdienstreporters Weiner. Lesen Sie hier einen Auszug aus dem Buch.
8. Thomas Harding:
Die Einstein-Vendetta. Hitler, Mussolini und die wahre Geschichte eines Mordes. Übersetzt von Nicola T. Stuart. Jacoby & Stuart, 318 Seiten, 26 Euro*
War es ein Auftragsmord der Nazis? Der britische Journalist Thomas Harding erzählt die Geschichte der bis heute nicht aufgeklärten Ermordung von Robert Einsteins Familie in der Toskana. Lesen Sie hier mehr zum Cold Case um den Cousin von Albert Einstein.
9. Oliver Moody:
Konfliktzone Ostsee. Die Zukunft Europas. Übersetzt von Tobias Gabel, Enrico Heinemann und Jörn Pinnow. Klett-Cotta, 522 Seiten, 28 Euro*
Russlands hybrider Krieg in der Ostsee und was er für uns bedeutet: Das Buch des Berlin-Korrespondenten der britischen „Sunday Times“ klärt auf. Lesen Sie hier ein Interview mit dem Autor.
10. Andrey Gurkov:
Für Russland ist Europa der Feind. Warum meine Heimat mit dem Westen gebrochen hat. Kiepenheuer Witsch, 282 Seiten, 24 Euro*
Warum fällt der offiziell propagierte Hass gegen die Ukrainer, die Amerikaner, die Europäer auf so fruchtbaren Boden? Der in Moskau geborene und heute in Köln lebende Publizist sucht Antworten.
Die Extra-Empfehlung
Neben den zehn Tipps der Jury kommt jeden Monat eine externe Empfehlung. Diesmal vom Politikwissenschaftler Volker Perthes. Er empfiehlt:
Michael Mann: Über Kriege. Übersetzt von Michael Bischoff, Laura Su Bischoff und Ulrike Bischoff. Hamburger Edition, 720 Seiten, 45 Euro*
„Mann analysiert das Phänomen des Krieges aus historischer und soziologischer Perspektive. Kriegsgründe und die Motive von Herrschern haben sich, stellt er fest, über verschiedene Epochen kaum verändert; das Gleiche gilt für die Ängste und Emotionen der Soldaten. Herrscher denken meist, dass ihre Entscheidungen, einen Krieg zu beginnen, rational sind. Tatsächlich werden diese Entscheidungen aber oft genug von übertriebenem Selbstvertrauen, einer Unterschätzung des Gegners und seiner Moral und natürlich von der Politik im eigenen Land beeinflusst. Auch die ‚Tyrannei der Geschichte‘ spiele eine Rolle, die Staaten und ihre Führungseliten bestimmte Handlungsmuster immer wieder wiederholen ließe. Die wichtigsten wirtschaftlichen und politischen Kriegsziele werden öfter verfehlt als erreicht, stellt der Autor fest, und zumindest im zwanzigsten Jahrhundert hätten Aggressoren deutlich mehr Kriege verloren als gewonnen. Hier kann man nur hoffen, dass dieses Muster sich auch im 21. Jahrhundert fortsetzt.“ (Volker Perthes)
Die Jury der Sachbücher des Monats
Tobias Becker, Der Spiegel; Natascha Freundel, RBB-Kultur; Dr. Eike Gebhardt, Berlin; Knud von Harbou, Feldafing; Prof. Jochen Hö-risch, Unversität Mannheim; Günter Kaindlstorfer, Wien; Dr. Otto Kallscheuer, Sassari, Italien; Petra Kammann, FeuilletonFrankfurt; Jörg-Dieter Kogel, Bremen; Dr. Wilhelm Krull, Hamburg; Marianna Lieder, Berlin; Lukas Meyer-Blankenburg, Redaktion Das Wissen, SWR; Gerlinde Pölsler, Der Falter, Wien; Marc Reichwein, DIE WELT; Thomas Ribi, Neue Zürcher Zeitung; Prof. Dr. Sandra Richter, Deutsches Literaturarchiv Marbach am Neckar; Wolfgang Ritschl, ORF Wien; Florian Rötzer, krass-und-konkret, München; Norbert Seitz, Berlin; Mag. Anne-Catherine Simon, Die Presse, Wien; Prof. Dr. Philipp Theisohn, Universität Zürich; Dr. Andreas Wang, Berlin; Prof. Dr. Harro Zimmermann, Bremen; Stefan Zweifel, Zürich.
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