Das Berg-Drama um Laura Dahlmeier war kein Einzelfall: Immer wieder kommen Menschen beim extremen Bergsteigen ums Leben. Trotzdem zieht es einige Menschen unwiderstehlich an die schwierigsten Berge der Welt.
Laura Dahlmeiers Tod hat die Bergsport-Welt erschüttert. Die ehemalige Biathlon-Olympiasiegerin ist Ende Juli bei einer Bergtour am Laila Peak tödlich verunglückt.
Sie war eine erfahrene Alpinistin, gut ausgebildet - und dennoch kam es zum tragischen Unfall. Ein Verlust, der einmal mehr zeigt: Extrembergsteigen ist voller Faszination, aber auch voller Risiken.
Alix von Melles Mann ist in den Bergen gestorben
Jemand, der alle Facetten des Bergsteigens kennt, ist Alix von Melle. Die gebürtige Hamburgerin hat schon sieben Achttausender bestiegen, die meisten davon zusammen mit ihrem Mann Luis Stitzinger. Bei dessen letzter Bergtour war sie nicht dabei: Im Mai 2023 kam Stitzinger am Kangchendzönga, dem dritthöchsten Berg der Erde, ums Leben.
Sein Tod hat von Melle erschüttert - obwohl ihr sehr bewusst war, wie schnell das extreme Bergsteigen lebensgefährlich werden kann: "Natürlich blendest du das aus und denkst, es passiert den anderen und man selber hat es im Griff."
Viele Jahre lang hatte Luis Stitzinger tatsächlich alles im Griff: Er war staatlich geprüfter Bergführer, hatte eine immense Erfahrung im Höhenbergsteigen und galt als einer der herausragenden Expeditionsbergsteiger dieser Zeit.
Trotzdem lassen sich die Gefahren, die in den Bergen lauern, niemals ganz ausschalten. Wer ambitioniert in die Berge geht, ist sich dessen bewusst, so wie Alix von Melle. "Ein bisschen macht das ja auch den Reiz aus, die Komfortzone zu verlassen. Man ist zufriedener, wenn man etwas geschafft hat, wo man vorher sich vielleicht nicht ganz klar war, ob das wirklich klappt oder nicht."
Obwohl dieses Spiel mit dem Risiko bei ihrem Mann zum tödlichen Ernst geworden ist und sich dadurch auch auf ihr Leben ein großer Schatten gelegt hat, akzeptiert Alix von Melle die Regeln dieses Spiels: "Ich bereue nichts, ich bedauere nichts und es ist einfach dieses Restrisiko, mit dem wir unterwegs waren."
Ausbildung im extremen Bergsteigen
Doch wie nah darf man dem Abgrund kommen, um das Hochgefühl am Gipfel wirklich zu spüren? Diese Frage stellt sich nicht nur im Rückblick nach einem Unglück. Sie begleitet auch alle, die aktiv in den Bergen unterwegs sind.
Um die besten Nachwuchs-Alpinisten besser auf die Herausforderungen und Risiken vorzubereiten, bildet der Deutsche Alpenverein (DAV) im sogenannten Expeditionskader gezielt junge Menschen im extremen Bergsteigen aus.
Für Roland Stierle, den Präsidenten des DAV, gehört der Alpinismus zu den Wurzeln des Alpenvereins. Seinen Reiz kennt er aus eigener Erfahrung: In jungen Jahren war er selbst äußerst ambitioniert in den Bergen unterwegs. "Schwierige Situationen zu überwinden oder neue Touren zu eröffnen, vielleicht noch unerstiegene Gipfel zu betreten - ich glaube, das ist ein unglaublicher Reiz, der ist einfach immanent in uns drin!"
Um dieser Faszination eine solide Ausbildung in allen alpinen Disziplinen an die Seite zu stellen, gibt es den Expeditionskader. Die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen lernen, Risiken gut einzuschätzen, damit sie in den Bergen verantwortungsbewusst unterwegs sein können.
Roland Stierle steht zu dem Programm: "Ich glaube schon, dass es vertretbar ist, dass man ein kalkuliertes, in der Ausbildung möglicherweise reduziertes Risiko eingehen kann, gepaart mit Eigenverantwortung, dass man dann sich in den Bergen wohl fühlt und hoffentlich ein alter Bergsteiger wird."
Die Liebe zu den Bergen
Dieses Glück, ein alter Bergsteiger zu werden, war Luis Stitzinger, Laura Dahlmeier und vielen anderen, die in den Bergen gestorben sind, nicht vergönnt. Für die Hinterbliebenen ist der Schmerz und die Trauer um die Verunglückten groß. Dass sie bei dem ums Leben kamen, was sie am liebsten gemacht haben, ist nur ein schwacher Trost.
Alix von Melle hat das Bergsteigen trotz des Verlustes nicht aufgegeben, die Liebe zu den Bergen hat den Tod ihres Mannes überdauert. "Ich merke, wie gut mir die Berge tun. Und wenn es morgens regnet oder schneit im Winter und ich denke mir doch irgendwie, also ein bisschen raus geht schon. Ich komme viel besser gelaunt wieder zurück. Also die Berge brauche ich - auch nach seinem Tod."
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