Seit Jahren fehlen in Deutschland Tausende Therapieplätze. Als Gegenmittel schlägt der GKV-Spitzenverband nun eine Verpflichtung vor: Psychotherapeuten sollen ihre Kapazitäten melden müssen - und Termine zentral vergeben werden.
Als Maßnahme gegen die dauerhaft zu wenigen Psychotherapie-Plätze in Deutschland hat der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) eine Meldepflicht ins Spiel gebracht. Die Pflicht solle sowohl für freie Behandlungskapazitäten als auch eine zentrale Vergabe von Terminen gelten.
Insbesondere schwer psychisch Kranke hätten aus Sicht der GKV Probleme, einen Therapieplatz zu finden. "Gerade schwer psychisch Erkrankten ist es nicht zuzumuten, alleine einen Therapieplatz ohne direkte Hilfe und unterstützende Orientierung zu suchen", sagte die stellvertretende GKV-Vorstandschefin, Stefanie Stoff-Ahnis, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND)
Bedarf steigt, Niedergelassene gehen in den Ruhestand
"Heute ist es vielfach so, dass psychisch Erkrankte eine Praxis nach der anderen anrufen, auf den Anrufbeantworter sprechen und dann zu Hause auf den Rückruf hoffen, der selten kommt", sagte sie. "Diesen unverantwortlichen Zustand wollen wir nicht länger hinnehmen, und fordern deshalb einen besser organisierten Zugang zur psychotherapeutischen Versorgung." Einen Mangel an Therapieplätzen gebe es aus Sicht der GKV nicht.
Laut Angaben der Bundespsychotherapeutenkammer von November zeichnet sich ab, dass die Zahl der Menschen, die Psychotherapie in Anspruch nehmen, bis zum Jahr 2030 um 23 Prozent steige. Gleichzeitig werde bis Jahr 2030 ein Drittel der heute Niedergelassenen das Renteneintrittsalter erreicht haben. Die Kammer hatte schon vor Jahren geschätzt, dass in Deutschland rund 7.000 Kassensitze für Psychotherapeutinnen und -therapeuten fehlen. Die Nachfrage ist mit der Corona-Pandemie gestiegen.
Termin muss binnen vier Wochen vermittelt werden
Die bereits existierenden Terminservicestellen sind per Gesetz verpflichtet, innerhalb von vier Wochen Termine für die psychotherapeutische Sprechstunde zu vermitteln. Das wird laut Spitzenverband aber nicht erreicht. 2023 seien mehr als die Hälfte der Anfragen (54 Prozent) gar nicht oder nicht in der vorgeschriebenen Frist vermittelt worden. Auch die Vermittlung einer weiterführenden Behandlung ist laut Verband unbefriedigend: So seien 2023 nur 365.000 Termine angeboten worden.
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