Es war der erste Deutschland-Besuch Macrons seit dem Regierungswechsel - und die ersten Differenzen sind offensichtlich: ein gemeinsames Rüstungsprojekt, der Umgang mit Israel und der Zollstreit mit den USA.

Leider, so formuliert es Kanzler Friedrich Merz vor dem französischen Staatsbesuch auf seinem Instagram-Kanal, leider könne er heute Abend nicht das Spiel der deutschen Fußball-Frauen gegen Spanien schauen, denn er empfange schließlich den französischen Präsidenten Emmanuel Macron.

Einen inneren Konflikt musste Merz mit sich austragen, erklärte sein Regierungssprecher. Merz sei ein fanatischer Anhänger der Frauen-EM. Er habe sich aber trotzdem entschieden, lieber den französischen Präsidenten Macron in der Villa Borsig am Stadtrand von Berlin, einer ehemaligen Residenz des Oberkommandierenden der französischen Truppen, zu empfangen.

Es ist mehr als ein Abendessen unter neuen Freunden im verregneten Berlin. Merz und Macron wollen das deutsch-französische Verhältnis wiederbeleben und setzen sich gemeinsam für ein starkes Europa ein. Allerdings hakt es im Detail - egal, wie oft beide beschwören, wie der deutsch-französische Motor wieder laufe, egal, wie oft sie sich gegenseitig auf die Schulter klopfen.

Knackpunkte bei der Rüstungsindustrie

Paris wirbt für europäische Gemeinschaftsschulden für die Rüstungsindustrie, Berlin lehnt das ab. Auch bei einem Rüstungsprojekt, einem gemeinsamen Kampfjet namens FCAS (Future Combat Air System), gibt es viel zu besprechen zwischen Merz und Macron. Auf höchster Ebene muss nun geklärt werden, wer bei dem Projekt die tatsächliche Führungsrolle übernehmen soll.

Denn eigentlich sollte es ein Projekt zu dritt sein: Zwischen Airbus, der französischen Firma Dassault und dem spanischen Konzern Indra. Zwischenzeitlich kursierte die Zahl, dass Frankreich 80 Prozent an dem Projekt haben wolle.

Wer nun den Hut aufhaben soll? Der französische Präsident Macron betonte bei dem Treffen zumindest, wie wichtig es nun sei, in dieses gemeinsame Projekt zu investieren. Die Botschaft schwingt mit: Wir werden uns schon einigen.

Lösungen im US-Zollstreit?

Die richtigen Antworten auf den Zollstreit mit den USA suchen Merz und Macron schon seit Tagen. Kanzler Merz hatte sich bereits am Wochenende mit der EU-Kommission und dem französischen Präsidenten über das weitere Vorgehen ausgetauscht.

Bis vor kurzem wollte Merz, dass die EU erst Gegenmaßnahmen ergreift, wenn die Verhandlungen mit den USA wirklich scheitern. Trump hatte angedroht, nach dem 1. August Zölle in Höhe von 30 Prozent auf europäische Importe zu erheben, wenn es bis dahin keine Einigung gibt.  

Doch mit dem französischen Präsidenten wird er nun auch über Reaktionen auf EU-Ebene beim Abendessen sprechen. Kanzler Merz deutete in einem gemeinsamen Statement eine Lösung im Zollstreit mit den USA an. Der französische Präsident Macron sprach sogar davon, "wie man gemeinsame Antworten heute auf die Zollpolitik“ koordiniere.  

Richtiger Umgang mit Israel

Der Umgang mit Israel ist ebenfalls kein einfaches Thema für den Kanzler an diesem Abend. Deutschland hatte eine von Frankreich und Großbritannien getragene Erklärung nicht unterzeichnet, die Israel zu einem sofortigen Kriegsende im Gazastreifen auffordert.

Schon ein Tag zuvor erklärte Kanzler Merz, dass er "einer der ersten" gewesen sei, der in aller Deutlichkeit gesagt habe, dass die Zustände dort nicht länger hinnehmbar seien. Doch die Erklärung unterschrieben hat Deutschland eben nicht.  

Die Gespräche sollen auch die Vorbereitung für einen deutsch-französischen Ministerrat Ende August sein. Bei allen ernsten Themen werden Kanzler Merz und der französische Präsident Macron vielleicht auch noch über das Frauen-Fußballspiel sprechen oder zumindest dem deutschen Team die Daumen drücken.

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