Unterwasserarchäologen haben im Meer vor der französischen Insel Sein in der Bretagne elf Strukturen entdeckt, deren Alter durch weitere Untersuchungen nun auf etwa 7.000 Jahre bestimmt wurde. Darunter ist eine etwa 120 Meter lange Granitmauer. Die Komplexität der Bauwerke deutet darauf hin, dass die Gesellschaft der Erbauer technisch und organisatorisch hoch entwickelt war. Das erstaunt die Wissenschaftler, denn die Menschen lebten noch vor der sogenannten neolithischen Wende, also dem Aufkommen von Ackerbau und Viehzucht in Frankreich.

Archäologen staunen: Bauwerke unter Wasser trotz rauer Bedingungen erstaunlich gut erhalten

Die zwischen sieben und neun Meter unter der Wasseroberfläche liegenden Baustrukturen waren zunächst bei Lidar-Untersuchungen aufgefallen. "Die Archäologen hätten nicht damit gerechnet, in einem so extremen Umfeld, das von Stürmen, Wellen und Strömung geprägt ist, so gut erhaltene Strukturen zu finden", sagt der Geologe Yves Fouquet, Erstautor der gerade im "International Journal of Nautical Archaeology" erscheinenden Studie.

Das Team von Wissenschaftlern hat rund 60 Tauchgänge unternommen, um die Strukturen zu untersuchen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Granitbauwerke von Menschen errichtet wurden und etwa 5.800 und 5.300 Jahre vor Christus entstanden sind. Zum Zeitpunkt der Konstruktion lag der Meeresspiegel allerdings noch tiefer. Die Bauwerke befanden sich entweder an der Küste oder in dem Bereich, der während der Ebbe trockenfällt und nur bei Flut vom Wasser überspült wird.

Technische Meisterleistung: Fischer als Zwischenstufe vor der Landwirtschaft?

Für die Konstruktion war es notwendig, tonnenschwere Steinblöcke zu brechen, zu transportieren und schließlich neu zusammenzusetzen. Nach aktuellem Kenntnisstand waren diese Fähigkeiten einzigartig für Frankreich zu dieser Periode. Die für die Bretagne typischen Menhire und Dolmen, kultische Felsbauwerke, sind erst in der späteren Jungsteinzeit um etwa 4.500 v.Chr. entstanden; damit sind sie deutlich jünger als die jetzigen Funde.

Über den Zweck der Bauten rätseln die Forscher noch. Sie könnten dem Fischfang gedient haben, indem sie Fische während des ablaufenden Wassers zurückhielten. Eine andere Möglichkeit sei, dass die Wände Schutzbauwerke gegen das Wasser waren. Die Studie liefert damit ein weiteres Beispiel einer Gesellschaft von Fischern, die eine Art Zwischenstufe bei der Entwicklung der Menschen von Wildbeutern zu Bauern gewesen sein könnte.

Neue Perspektiven in der Unterwasserarchäologie

"Es ist eine sehr interessante Entdeckung, die neue Perspektiven in der Unterwasserarchäologie eröffnet und hilft, besser zu verstehen, wie die Küstenbevölkerung organisiert war", sagte der Archäologe Yvan Pailler von der Université de Bretagne Occidentale und Mitautor des Artikels.

Links/Studien

  • Fouquet, Yves et al. (2025): Submerged Stone Structures in the Far West of Europe During the Mesolithic/Neolithic Transition (Sein Island, Brittany, France), International Journal of Nautical Archaeology

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