Nach hitzigen Debatten in der Schlussversammlung ging die 30. Klimakonferenz der Vereinten Nationen im brasilianischen Belém zu Ende.

Kein konkreter Plan für den Ausstieg aus fossilen Energien

Vor zwei Jahren einigte man sich in Dubai erstmals auf globaler Ebene darauf, den fossilen Energien den Rücken zu kehren. Dieser Prozess wird als "Transition away from fossil fuels" ("Abkehr von fossilen Brennstoffen", Anm. d. Red.) bezeichnet. Mehr als drei Jahrzehnte nach dem Rio-Gipfel, auf dem der Klimawandel als ernsthafte Bedrohung anerkannt wurde, erwarteten daher viele Staaten – darunter die EU – endlich eine verbindliche Planung für das Ende des fossilen Zeitalters.

Mehr als 80 Industrie- und Entwicklungsländer hatten gefordert, mit der Planung verbindlich zu beginnen. Diese Pläne sollen es den Regierungen erlauben, eigenständige Maßnahmen und Zeitpläne zu verfolgen, die jedoch im Einklang mit dem gemeinsamen Ziel stehen: dem Abschied von Kohle, Öl und Gas. Jeder dieser Zeitpläne soll keine neuen Investitionen in fossile Energien enthalten, den Abbau sämtlicher Subventionen für fossile Energien darlegen und einen abgestimmten Plan für den raschen Ausbau erneuerbarer Energien beinhalten. All dies soll sozial gerecht gestaltet werden. Diese Planung, auch Roadmap genannt, soll durch eine zweite Roadmap zur weltweiten Beendigung der Entwaldung ergänzt werden.

Zudem fordern einige Länder, dass die Finanzierung neu strukturiert werden müsse. Reiche Länder sind verpflichtet, ärmeren Staaten die notwendigen Mittel bereitzustellen. Die Gelder für den Globalen Süden sind nach wie vor zu niedrig. Ohne eine Aufstockung und Reform der Klimafinanzierung können Entwicklungsländer laut einer Erklärung von Wissenschaftlern keine Pläne schmieden, keine Investitionen tätigen und die erforderlichen Übergänge für ein gemeinsames Überleben nicht umsetzen.

Doch weder der Ausstieg aus fossilen Energien noch das Ende der Entwaldung fanden Eingang in das offizielle Abschlussdokument. In der Abschlussveranstaltung erklärte Präsident do Lago jedoch, dass er im folgenden Jahr auf eigene Verantwortung – also ohne Mandat der Klimakonferenz – sowohl für fossile Energien als auch für den Wald jeweils eine Roadmap erarbeiten werde und die Aktivitäten der motivierten Länder diesbezüglich unterstützen werde.

Situation in Mitteldeutschland

Doch wie sieht es mit dem Ausbau in Mitteldeutschland aus? Während Sachsen-Anhalt seine Ausbauziele für Windkraft übertrifft, kommen Thüringen und Sachsen kaum voran und liegen weit unter ihren Zielen. Vor allem in Thüringen kommt auch der Ausbau der Solarenergie nicht voran. Die eigentlichen Herausforderungen liegen jedoch im Bereich Mobilität und Heizen. Trotz der Heizgesetz-Debatte der letzten Jahre sind inzwischen deutschlandweit mehr als die Hälfte der installierten Heizungen Wärmepumpen. Im Bereich der Mobilität gibt es beispielsweise durch TeilAuto Grund zum Optimismus. Hier wächst der Anteil der Elektrofahrzeuge kontinuierlich.

Für Mitteldeutschland ist es auf dem Weg zur Klimaneutralität wichtig, nicht den Anschluss zu verlieren, sondern diesen Prozess sozial gerecht zu gestalten, denn er bietet Chancen für Innovation. Ein Beispiel sind Solardachziegel von autarq aus der Lausitz, die in Deutschland hergestellt werden. Außerdem führt das Wachstum im Bereich der erneuerbaren Energien auch zu Arbeitsplätzen, vor allem in den entsprechenden handwerklichen Berufen.

Die aktuellen Pläne bringen uns in eine 2,6-Grad-Welt

Im Pariser Abkommen verpflichten sich die Staaten, alle fünf Jahre eigene Klimaziele vorzulegen, um die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 °C zu begrenzen. Doch diese sogenannten NDCs (Nationale Klimabeiträge, englisch: Nationally Determined Contributions, Anm. d. Red.) reichen bei weitem noch nicht aus. Der Global Action Tracker berechnet auf Grundlage dieser Selbstverpflichtungen derzeit einen Erwärmungspfad von rund 2,6 °C. Somit gibt es quasi keinen Fortschritt gegenüber dem vorherigen Zyklus. Ob die derzeit verhandelten Beschlüsse tatsächlich zu substanziell ambitionierteren Zielsetzungen in der nächsten Runde führen werden, bleibt abzuwarten. Viele Länder, darunter die EU, sind mit dem Ergebnis nicht zufrieden.

Währenddessen mahnt die Wissenschaft auf der COP mit wachsender Dringlichkeit: Die globale Emissionskurve muss bereits im Jahr 2026 sinken – und nicht irgendwann. Wir müssen jetzt damit beginnen, die CO₂-Emissionen aus fossilen Energieträgern jährlich um mindestens fünf Prozent zu reduzieren. Nur so besteht eine Chance, jene unbeherrschbaren und extrem kostspieligen Klimafolgen abzuwenden, die die Menschen weltweit bedrohen.

COP30 formuliert nur das Minimum: Die Länder können mehr tun

Entscheidender als die nächste offizielle Zielmarke ist daher, wie bereitwillig Zivilgesellschaft, Industrie und Politik in den kommenden Jahren eine beschleunigte Umsetzung wirkungsvoller Klimaschutzmaßnahmen wagen, um die in Belém vorgelegten Ziele nicht nur zu erfüllen, sondern zu übertreffen. Denn die Zielformulierungen der Klimakonferenz sind nur das Minimum – Länder können durchaus mehr tun.

Thüringen hat im Sommer seinen Klimapakt um ein weiteres Jahr verlängert. Ziel des Pakts ist es, den Kommunen Mittel für Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen zur Verfügung zu stellen. Dazu gehören Investitionen gegen Dürre, Hitze (insbesondere in Innenstädten), Starkregen und zum Hochwasserschutz sowie zur Reduzierung von Treibhausgasen durch Energieeffizienzmaßnahmen. Hier bleibt also zu hoffen, dass diese Politik im nächsten Jahr fortgesetzt wird.

Insgesamt gibt es eine Vielzahl regionaler Förderprogramme der Länder, Städte oder Kommunen, die bundesweit geltende Förderungen gezielt ergänzen. Hinzu kommen steuerliche Vorteile im Rahmen energetischer Sanierungen, etwa durch die Absetzbarkeit von Investitionskosten über mehrere Jahre.

Ein Fonds für den Wald

Neben dem Ende der fossilen Energien stand auch das Ende der Entwaldung ganz oben auf der Agenda. Allein der Verlust aller tropischen Wälder würde bereits zur Überschreitung der 2-Grad-Grenze führen. Der ungebremste Verlust geht mit dem unwiederbringlichen Verlust von Arten einher. Außerdem verändert sich bereits der Wasserkreislauf, was zu Veränderungen der Niederschläge über landwirtschaftlichen Flächen in den Tropen führt und somit die Ernährungssicherheit bedroht.

Brasilien hat daher gemeinsam mit mehreren Ländern den "Tropical Forest Forever Fund" (TFFF) ins Leben gerufen. Dieser soll den Schutz der Wälder finanziell attraktiver machen, sodass die Umwandlung in landwirtschaftliche Flächen oder Bergbaugebiete für die Länder unattraktiv wird.

Eine Milliarde aus Deutschland

Deutschland investiert über die kommenden zehn Jahre insgesamt eine Milliarde Euro in diesen Fonds – eine langfristige Kapitalanlage. Der Fonds strebt eine Renditedifferenz gegenüber den Kapitalkosten von 2,5 bis 3,0 Prozent pro Jahr an. Das Kapital wird von erfahrenen Vermögensverwaltern in ein breit diversifiziertes, klimafreundliches Portfolio investiert.

Mit einer aktuellen Gesamtsumme von knapp sieben Milliarden US-Dollar ist der Fonds gut auf Kurs. Langfristig soll das Volumen der staatlichen Investitionen auf 25 Milliarden US-Dollar anwachsen. Insgesamt haben 19 Länder ihre Beteiligung an dem Fonds angekündigt. Norwegen hat drei Milliarden Dollar zugesagt, während Brasilien und Indonesien, die traditionell keine Geld-Geberländer sind, ebenso wie Deutschland jeweils eine Milliarde investieren.

Jeder kann sein Geld in den Regenwald investieren

Das Ziel besteht darin, dass auf die eingesammelten staatlichen Mittel das Vierfache an privatem Kapital folgt, sodass das langfristige Ziel des Fonds bei 125 Milliarden US-Dollar liegt. Im Unterschied zu anderen Fonds wird der TFFF erzielte Gewinne nicht behalten, sondern an die Länder mit tropischen Regenwäldern auszahlen. Vorgesehen sind etwa vier US-Dollar pro erhaltenem Hektar Wald. Für jeden verlorenen Hektar hingegen werden den Ländern rund 400 US-Dollar oder mehr abgezogen. Mindestens 20 Prozent der Gelder sollen den indigenen Gemeinschaften zugutekommen, also jenen Menschen, die seit Generationen nachhaltig mit dem Wald leben, dafür aber finanziell kaum belohnt werden.

Der Fonds schafft somit eine Plattform, über die sowohl Staaten als auch die Privatwirtschaft in klimafreundliche Projekte im Globalen Süden investieren können. Die Gewinne kommen direkt den Wäldern zugute, statt beim Fondsbetreiber zu verbleiben. Mittelfristig können also mitteldeutsche Sparer ihr Geld so anlegen, dass damit der Wald geschützt und Projekte im Globalen Süden unterstützt werden.

Da wir die 1,5-°C-Marke überschreiten: Wie bekommt man CO₂ eigentlich wieder aus der Atmosphäre?

Mit dem Überschreiten der 1,5-Grad-Marke werden auch Technologien gefragter, die dabei helfen, CO₂ wieder aus der Atmosphäre zu entziehen – CDR genannt. Auf der COP überraschte die gute Stimmung in den Pavillons und Diskussionsrunden zu diesem Thema. Neben den Verhandlungsräumen gibt es nämlich auch eine Art Messe, auf der Länder und Verbände zu einer Vielzahl von Podiumsdiskussionen einladen. Auch das Großforschungsprojekt CDRterra mit Beteiligung des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) war vertreten.

Durch den seit letztem Jahr neu und besser geregelten Kohlenstoffmarkt ist die Hoffnung groß, hier vor allem mit naturbasierten Methoden CO₂ zu günstigen Preisen aus der Atmosphäre zu ziehen. Neben Waldschutz und Aufforstungsprogrammen wurde auch über das Ausbringen von Gesteinsmehl auf landwirtschaftlichen Flächen gesprochen. Dieses Gesteinsmehl bindet CO₂ und düngt die Felder, wie auch Versuche in Mitteldeutschland zeigen.

Zwei deutsche Unternehmen sind hier mit dabei. Während ZeroEx das Ausbringen des Gesteinsmehls organisiert und das gebundene CO₂ misst, bietet TechnoCarbon Materials ein Baumaterial, das aus Steinplatten und Carbonfasern besteht und bei dessen Produktion Gesteinsmehl entsteht. Das Verblüffende dabei ist, dass dieses Material die physikalischen Eigenschaften von Stahlbeton hat. Gemeinsam mit Holz bietet es somit die Chance, das bei der Herstellung von Stahlbeton entstehende CO₂ zu ersetzen. Immerhin ist der Bausektor für etwa zehn Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich.

Trotz dieser hoffnungsmachenden Technologien und Start-ups überall auf der Welt bleibt die oberste Priorität die schnellstmögliche Reduzierung der Emissionen. CDR kann uns im besten Fall ab der Mitte des Jahrhunderts dabei helfen, die Temperaturen langsam wieder zu senken.

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