- Infektiologe vom Uniklinikum Leipzig hält Gasbrand-Ausbreitung an Front für plausibel.
- Ohne Behandlung können sich die gasbildenden Bakterien im Körper vermehren, was häufig zu Amputationen führt.
- Aufgrund schnellen Handlungsbedarfs müssen verwundete Soldaten vor Ort versorgt werden – keine Gefahr für Krankenhäuser im Ausland.
An der Front in der Ukraine tritt offenbar die Infektionskrankheit Gasbrand verstärkt auf. Nach einem Bericht der britischen Zeitung "The Telegraph" unter Berufung auf ukrainische Militärmediziner ist eine Evakuierung verwundeter Soldaten fast unmöglich geworden, sodass sich die Infektionskrankheit Gasbrand in "alarmierender Geschwindigkeit" ausbreite. Konkrete Zahlen nannte der Bericht nicht.
Infektiologe Lübbert: Ausbreitung von Gasbrand in der Ukraine plausibel
Der Infektiologe Christoph Lübbert vom Leipziger Universitätsklinikum sagte auf Anfrage von MDR AKTUELL, dass er eine Ausbreitung von Gasbrand an der ukrainischen Front für "sehr, sehr plausibel halte". Lübbert bezeichnete Gasbrand als eine "dramatische Erkrankung", die innerhalb von Stunden sehr schwer verlaufe und in der Regel tödlich ende, wenn man sie nicht adäquat behandeln könne.
Der Mediziner erklärte, Gasbrand entstehe dadurch, dass gasbildende Bakterien durch offene Wunden in das Hautweichgewebe und die Muskulatur eindringen. Wenn keine unmittelbare Behandlung erfolge, könnten sich die Bakterien ungehindert vermehren. Das führe zur Zersetzung der Muskulatur und des Hautweichgewebes. Um das Leben des infizierten Menschen zu retten, müsse das betroffene Gliedmaß in der Regel schnell amputiert werden.
Gasbrand spielt in Deutschland kaum noch eine Rolle
Lübbert stellte aber auch klar, Gasbrand sei keine Erkrankung, vor der man sich in Deutschland fürchten müsse. Sie verlaufe so rasant, dass die betroffenen Menschen in der Regel entweder vor Ort versorgt würden oder daran verstürben. Das sei nichts, was etwa bei der Versorgung von ukrainischen Kriegspatienten in deutschen Krankenhäusern eine Rolle spiele.
Heutzutage tritt Gasbrand mit schätzungsweise jährlich 100 Fällen in Deutschland auf. Im Ersten Weltkrieg sollen Schätzungen zufolge mehr als 100.000 deutsche Soldaten dieser Infektion zum Opfer gefallen sein.
MDR (mze)
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