Bergbau ist ein Zukunftsthema: Rohstoffe wie Kupfer und Lithium werden im Zuge der Energiewende voraussichtlich an Relevanz gewinnen. Recycling allein wird voraussichtlich nicht reichen, um den Bedarf an kritischen Rohstoffen, der etwa mit dem steigenden Bedarf an Batterien einhergeht, zu decken. Aktuell werden große Mengen Erze und Mineralien von anderen Kontinenten importiert, wo der Abbau mitunter mit schwerwiegenden Umweltfolgen verbunden ist. Der Critical Raw Materials Act (CRMA) ist eine Vorgabe der EU, die vorschreibt, dass die für die Energiewende nötigen Rohstoffe künftig zu größeren Teilen innerhalb der EU abgebaut werden sollen.
Allerdings wird Bergbau häufig mit Umweltverschmutzung und Ausbeutung in Verbindung gebracht. Ein Team des Helmholtz-Instituts Freiberg für Ressourcentechnologie (HIF) hat nun untersucht, wie der Bergbau störungsarm und sozialverträglich werden kann. Neue Technologien und Arbeitsabläufe könnten dabei helfen, eine verantwortungsvolle Versorgung mit kritischen Rohstoffen in Europa zu ermöglichen.
Europaweite Zusammenarbeit beim Abbau nötig
Innerhalb der letzten drei Jahre haben 18 Partner aus sieben europäischen Ländern gemeinsam in diesem Spannungsfeld geforscht. Die Ergebnisse wurden in dem Projekt VECTOR zusammengeführt. Dabei wurden sowohl technologische, als auch kulturelle Faktoren berücksichtigt. Damit Europa seinen Rohstoffbedarf decken kann, müssen in drei Sektoren Veränderungen stattfinden: technologisch, sozial, sowie in Bezug auf die Umwelt.
Auf technischer Ebene gelte es, herauszufinden, welche unterirdischen Mineralvorkommen es unter dem europäischen Kontinent überhaupt gibt, so die Ergebnisse des Forschungsprojektes. Damit Bergbau in Europa umweltverträglich sein kann, müsse man an weniger invasiven Methoden der Exploration von Mineralvorkommen arbeiten, so das Ergebnis der Forschenden.
Neue Technologien können die Umweltfolgen mindern
Neue Möglichkeiten, die Umweltfolgen zu minimieren, bieten etwa passive Erkundungsmethoden wie die Magnetotellurik. Sie ermöglichen einen Blick in den Untergrund, ohne ihn zu stören. Statt künstlich erzeugte Signale in die Erde zu schicken, nutzt die Magnetotellurik natürliche elektromagnetische Felder, die ohnehin vorhanden sind. So werden geologische Strukturen und Materialeigenschaften bis in eine Tiefe von über einem Kilometer sichtbar – umweltschonend und effizient.
Eine wesentliche Hürde für den Bergbau in Europa ist die Einstellung in der Bevölkerung. Viele Menschen stehen dem Thema mindestens gespalten gegenüber und befürchten negative Folgen wie Wasserverschmutzung, Luftverschmutzung und Landverbrauch. Das gilt insbesondere für vom Bergbau betroffene Anwohner.
Die Forschungsergebnisse zeigen, das hier eine große Bandbreite an Einstellungen gibt: Wie Menschen dem Bergbau gegenüberstehen, wird etwa davon beeinflusst, ob ihre Region eine lange Bergbautradition vorweisen kann oder ob sie einen Bedarf nach dem jeweils abgebauten Rohstoff wahrnehmen. Entscheidend für die Einstellung ist jedoch, ob Menschen konkrete Erfahrungen mit dem Bergbau haben. Eine zentrale Rolle spielt zudem das Vertrauen in den Bergbausektor – insbesondere in dessen Integrität und gesellschaftliche Verantwortung.
Sozialwissenschaftliche Aspekte sind für den Bergbau auch wichtig
"In Europa muss ein Umdenken in Bezug auf Rohstoffabhängigkeiten stattfinden. Um diese zentrale Forderung des 2023 beschlossenen Critical Raw Materials Act der Europäischen Union umzusetzen, müssen wir neue Wege und Strategien finden, um die Versorgungssicherheit mit Rohstoffen in Europa abzusichern", sagt Projektkoordinator Dr. Richard Gloaguen vom HIF.
Dafür sei die Förderung europäischer Rohstoffvorkommen von essentieller Bedeutung. Doch für regionalen Bergbau brauche es sowohl innovative Erkundungstechnologien als auch gesellschaftliche Akzeptanz. Deshalb sei nicht nur der geowissenschaftliche Blickwinkel von Bedeutung, wenn es um die Erschließung neuer Mineralvorkommen geht, sondern auch der sozialwissenschaftliche Aspekt, so Gloaguen.
Links/Studien
Mehr Informationen über das Projekt VECTOR finden Sie hier auf einer eigens angelegten Website.
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