Belastet Menschen und Tiere über Jahrhunderte

Plastik ist überall in unserem Leben. Und da Plastik nicht verrottet, sondern nur sehr langsam, oft über Jahrhunderte zerfällt, haben wir und viele Generationen nach uns mit immer kleineren Teilen von Kunststoff zu tun, die nicht nur in die Umwelt gelangen, sondern auch in den Nahrungskreislauf von Menschen und Tieren. Kläranlagen reagieren darauf inzwischen mit der Einführung der sogenannten vierten Reinigungsstufe, die nahezu hundert Prozent der Mikroplastik herausfiltern soll. Damit sind – wenn es gut läuft – die meisten Partikel mit einer Größe von maximal 5 Millimetern bis zu minimal einem µm (entspricht einem Tausendstel Millimeter) abgedeckt.

Sind noch kleinere Teilchen ungefährlich?

Aber was ist mit den Teilchen, die noch kleiner sind? Nanoplastik werden diese Partikel genannt, deren Größe noch unter dem Tausendstel Millimeter liegen. Können sie überhaupt Schaden anrichten? Oder werden sie vom Körper gar nicht wahrgenommen? Wissenschaftler am Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN) in Dummerstorf (Mecklenburg-Vorpommern) und der Universität im italienischen Udine sind dieser Frage nachgegangen und haben nachgewiesen, dass Nanoplastikpartikel aus Polystyrol in Zellkulturen von Rindern und Schweinen aufgenommen werden und zu Veränderungen führen, die langfristig die Zellfunktion und Gesundheit der Tiere beeinträchtigen könnten.

Nanoplastik greift in Fortpflanzung der Tiere ein

"Da wir über Nanoplastik noch viel zu wenig wissen und der Nachweis schwierig ist, sind unsere Ergebnisse besonders wichtig, um die Risiken besser abschätzen zu können", erläutert Anja Baufeld von der Arbeitsgruppe Zellphysiologie und Reproduktion am FBN. "Als wir sahen, dass Nanoplastik in die Zellen eindringt, wussten wir, dass dies weitreichende Folgen haben könnte", so Baufeld weiter. Bei den Zellen handelte es sich um Granulosazellen von Rindern, die eine wichtige Rolle bei der Fortpflanzung spielen, sowie Myoblasten von Schweinen, aus denen Muskelgewebe gebildet wird. Bereits geringe Konzentrationen von Nanoplastik führten zu mikroskopisch sichtbaren Einlagerungen. Diese könnten nach Aussage der Forschenden die Fruchtbarkeit der Tiere sowie deren Fleisch beeinträchtigen.

Gesundheitlicher Schaden für Menschen?

Direkte gesundheitliche Risiken für Verbraucher lassen sich nach Meinung der Wissenschaftler derzeit zwar nicht ableiten. Da die Tiere allerdings Teil der menschlichen Nahrungskette sind, sollten die langfristigen Folgen noch genauer untersucht werden. "Unsere Forschung zeigt, dass Nanoplastik nicht nur ein Umweltproblem ist, sondern potenziell auch direkte Folgen für die Gesundheit von Nutztieren haben könnte. Diese ersten Hinweise machen deutlich, wie wichtig es ist, Plastikverschmutzung noch intensiver zu erforschen, um mögliche Risiken sowohl für Tiere als auch für Menschen frühzeitig einschätzen zu können", sagt Baufeld.

Links/Studien

Zur Studie: Exploring the influence of polystyrene-nanoplastics on two distinct in vitro systems in farm animals: A pilot study

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