Nach dem Rücktritt von Frankreichs Ministerpräsident Lecornu ist das politische Chaos perfekt - und Präsident Macron spielt auf Zeit. Lecournu soll einen letzten Versuch unternehmen, die Blockade lösen. Eine zum Scheitern verurteilte Mission?

Am Ende eines Tages voller unerwarteter Wendungen herrscht Ratlosigkeit. Bei den politischen Akteuren, bei Beobachtern und beim Volk selbst. "Es ist kompliziert, wir sind völlig aufgeschmissen, nichts geht voran, es ist ewig das Gleiche, immer dieselben Personen, die kommen und gehen, alles ist in der Schwebe, wir wollen, dass sich etwas ändert und dass es wieder Stabilität gibt", sagt dieser Franzose.

Doch davon ist das Land weit entfernt. Denn am Montagabend überschlagen sich die Tweets und Push-Nachrichten. Präsident Emmanuel Macron beauftragt den frisch zurückgetretenen Premier Sébastien Lecornu, in den kommenden zwei Tagen "letzte Verhandlungen zu führen", um eine Grundlage und Maßnahmen für eine Stabilität des Landes zu definieren.

Eine glücklose Mission

Lecornu antwortet auf der Plattform X: "Ich werde dem Staatschef am Mittwochabend mitteilen, ob dies möglich ist oder nicht, damit er alle notwendigen Schlussfolgerungen daraus ziehen kann."

Doch warum sollte es Lecornu gelingen, binnen zwei Tagen ein verlässliches Regierungsbündnis zu schmieden, wenn ihm das seit seiner Ernennung vor 27 Tagen nicht geglückt ist?

Le Pen fordert Macrons Rücktritt

Im politischen Paris gibt kaum noch jemand einen Pfifferling auf diesen allerletzten Versuch des Präsidenten, eine Mitte-Rechts Regierung zu bilden. Und welche Schlussfolgerungen könnte Macron nach weiteren zwei - höchstwahrscheinlich erfolglosen - Verhandlungstagen ziehen?

Die Chefin des rechtsnationalen Rassemblement National und Oppositionsführerin im Parlament, Marine Le Pen hätte da einen Vorschlag. Sie sieht genau zwei Möglichkeiten für Macron: Entweder den Rücktritt des Präsidenten oder die Auflösung des Parlaments mit anschließenden Neuwahlen.

Letzteres könnte dem Rassemblement National einen Stimmenrekord bescheren. Umfragen sagen die Le Pen-Partei als klaren Wahlsieger voraus. Doch von einer absoluten Mehrheit wäre auch sie weit entfernt.

Frankreichs Linke wollen keine Neuwahlen

Der wahrscheinlichste Ausgang von Neuwahlen wäre, dass sich die drei großen Blöcke in der Nationalversammlung - rechts und links und in der Mitte - weiter gegenseitig lähmen.

Deshalb lehnen die Vertreter der gemäßigten Linken Neuwahlen ab. Der Chef der Sozialisten Olivier Faure am Montagabend im TV Sender TF1, er plädiere für eine linke Regierung. "Denn mittlerweile sind drei Mitte-rechts Regierungen gescheitert. Seit gestern erleben wir ein unglaubliches Bauerntheater. Wir brauchen wieder eine Vision, wir müssen das Land für ein einfaches Ziel einen: Mehr soziale und ökologische Gerechtigkeit." 

Die Präsidentendämmerung hat begonnen

Doch anstatt dem linken Block eine Chance und den Auftrag zur Regierungsbildung zu geben, spielt Macron lieber auf Zeit und schickt den nur noch geschäftsführenden Premier Lecornu auf eine Extrarunde politischem Hindernislauf.

Mit diesem Schritt verstört Macron sogar alte Weggefährten wie den früheren Premier Gabriel Attal. Frankreich erlebe schlimme Zeiten. Und wie viele andere Franzosen verstehe Attal die Entscheidungen des Präsidenten nicht mehr. "Er versucht verbissen sich an der Spitze zu halten."  

Die Präsidentendämmerung hat längst begonnen. Doch Macron scheint nicht wahrhaben zu wollen, dass seine Methode gescheitert ist. Das Land bräuchte dringend einen neuen Haushalt, müsste Sparpläne und Reformen anstrengen. Doch all das steht still - und Macron steht im Weg.   

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