Die israelische Armee hat auch das letzte Boot der Gaza-Flottille abgefangen. Die mehr als 400 festgenommenen Aktivisten sollen nach Europa zurückgeschickt werden. Gegen das Vorgehen Israels gab es erneut weltweit Proteste.

Nach dem Abfangen einer Hilfsflotte auf dem Weg zum Gazastreifen durch Israel sind israelischen Angaben zufolge mehr als 400 Aktivistinnen und Aktivisten festgenommen worden. "In einem etwa zwölfstündigen Einsatz vereitelte die israelische Marine einen groß angelegten Überfallversuch von Hunderten Menschen an Bord von 41 Schiffen", sagte ein israelischer Beamter gestern. Am Ende des Einsatzes seien sie zum Hafen von Aschdod gebracht worden. Dort habe sie die israelische Polizei registriert.

Inzwischen wurde laut den Organisatoren der "Global Sumud Flotilla" auch das letzte Boot abgefangen. Das Schiff mit dem Namen "Marinette" sei am Morgen rund 79 Kilometer vor der Küste des Gazastreifens gestoppt worden. Damit habe die israelische Marine alle 42 Boote abgefangen. Der israelische Armeerundfunk berichtete, die Marine habe die Kontrolle über das Schiff übernommen und die Menschen an Bord festgenommen. Auch das letzte Boot wurde nach Aschdod gebracht.

Die "Global Sumud Flotilla" erklärte im Onlinedienst X: "Alle unsere festgenommenen Aktivisten befinden sich derzeit im Hafen von Aschdod, sind bei guter Gesundheit und in Sicherheit." Unter den Aktivisten befinden sich laut einem türkischen Sprecher 48 Türken. Die griechischen Organisatoren teilten mit, dass elf griechische Aktivisten aus Protest gegen ihre "illegale Festnahme durch die israelischen Behörden" in den Hungerstreik getreten seien.

Aktivisten sollen nach Europa zurückgeschickt werden

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu lobte seine Seestreitkräfte. Die Soldaten und Kommandeure der Marine hätten ihre Mission "auf höchst professionelle und effiziente Weise ausgeführt", erklärte er. "Ihre wichtige Aktion hat dutzende Schiffe daran gehindert, in das Kriegsgebiet vorzudringen, und eine Kampagne zur Delegitimierung Israels abgewehrt."

Die Flotte mit pro-palästinensischen Aktivisten und Hilfsgütern für den Gazastreifen an Bord hatte sich Anfang September auf den Weg gemacht.

Proteste in mehreren Ländern

In mehreren Städten in verschiedenen Ländern protestierten gestern zahlreiche Menschen gegen das Stoppen der Hilfsflotte durch Israel. In Barcelona gingen nach Polizeiangaben rund 15.000 Menschen auf die Straße. In Dublin protestierten mehrere Hundert Menschen vor dem irischen Parlament. In Paris versammelten sich rund 1.000 Menschen, in Rom gingen nach Polizeiangaben 10.000 Menschen auf die Straße. Auch in Berlin, Den Haag, Tunis, Brasília und Buenos Aires gab es nach Angaben von AFP-Reportern Proteste.

"Ein Herzensthema", Verena Schälter, ARD Rom, zu landesweiten Streiks in Italien wegen Israels Stopp einer Gaza-Flotte

tagesschau, 03.10.2025 11:45 Uhr

In Italien gingen auch heute Zehntausende Menschen auf die Straßen, um gegen das Abfangen zu protestieren. Gewerkschaften hatten als Zeichen der Solidarität zu einem ganztägigen Generalstreik aufgerufen.

Seeblockade seit 2007

In der Flotte waren auch Prominente mitgereist, darunter die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg, ein Enkel des südafrikanischen Ex-Präsidenten Nelson Mandela, Mandla Mandela, und die französisch-palästinensische Europaabgeordnete Rima Hassan. Die Organisatoren der "Global Sumud Flotilla" verfolgten nach eigenen Angaben das Ziel, Hilfsgüter über den Seeweg in den Gazastreifen zu bringen und damit die israelische Seeblockade zu durchbrechen.

"Sumud" ist das arabische Wort für "Widerstandskraft". Für viele Palästinenser hat es eine auch eine politische Bedeutung und steht seit dem Sechstagekrieg 1967 unter anderem für den Widerstand gegen Israel.

Israel hält seit der Machtübernahme der Hamas 2007 eine Seeblockade aufrecht. Es gab bereits mehrere Versuche, diese zu durchbrechen. Im Jahr 2010 wurden bei der Erstürmung einer ähnlichen Flotte durch israelische Soldaten neun Aktivisten getötet. Bereits im Juni dieses Jahres hatten israelische Marineeinheiten Thunberg und elf weitere Aktivisten eines Schiffes festgenommen, als sie sich dem Gazastreifen näherten. Im Zuge des Gaza-Krieges hat Israel die Abriegelung des Gebiets verschärft.

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