Jimmy Kimmel ist wieder on air. In seiner ersten Sendung nach dem Stopp wegen seines Kommentars zum Attentat auf den Ultrarechten Kirk gab er dazu eine Erklärung ab - wurde aber auch mit Blick auf die Meinungsfreiheit deutlich.

In seiner ersten Sendung nach dem vom Sender verhängten Stopp hat der US-Moderator Jimmy Kimmel ein Plädoyer für die Meinungsfreiheit gehalten. Seine Late-Night-Show sei nicht wichtig, sagte der 57-Jährige. "Wichtig ist, dass wir in einem Land leben, in dem es erlaubt ist, eine Show wie diese zu haben."

"Unpassend oder unklar oder vielleicht beides"

Mit gebrochener Stimme sagte er, den Mord an einem jungen Mann habe er nie verharmlosen wollen. Gewalt sei nie eine Lösung. Damit bezog er sich auf die Begründung, mit der "Jimmy Kimmel Live!" vergangene Woche vorläufig abgesetzt worden war: Sein Kommentar zum tödlichen Angriff auf den ultrarechten Aktivisten Charlie Kirk.

Der Sender ABC hatte Kimmel suspendiert, nachdem dieser in seiner Sendung gesagt hatte, viele Trump-Anhänger instrumentalisierten den Tod Kirks und versuchten "verzweifelt, diesen Jungen, der Charlie Kirk ermordet hat, als jemand anders darzustellen als einen von ihnen".

Es sei nicht seine Absicht gewesen, einer bestimmten Gruppe die Schuld für die Taten "dieses offensichtlich zutiefst verstörten Individuums" zu geben, sagte Kimmel nun in seiner Show. "Das war genau das Gegenteil von dem, was ich sagen wollte." Kimmel gab auch an, er verstehe, dass seine Bemerkungen für manche "entweder unpassend oder unklar oder vielleicht beides" gewesen seien.

Die Walt Disney Company, zu der der Sender ABC und die "Jimmy Kimmel Live!"-Show zählen, hatte mitgeteilt, die Produktion der Show sei am vergangenen Mittwoch ausgesetzt worden, um eine angespannte Situation im Land nicht weiter anzuheizen. Man meine, einige der Kommentare Kimmels seien unangebracht gewesen. In den vergangenen Tagen habe es intensive Gespräche mit Kimmel gegeben. Das habe zur Entscheidung geführt, die Show wieder aufzunehmen.

Jimmy Kimmel ist nach einer Zwangspause mit seiner Show zurück im US-Fernsehen

Michael Scheibe, ARD-aktuell, tagesschau, 24.09.2025 12:00 Uhr

Trump kritisiert Comeback

Der Sprecher von Kirks "Turning Point USA", Andrew Kolvet, schrieb auf der Plattform X, er sei nicht überrascht vom Ende der Suspendierung. Sie sei ein Fehler.

Auch US-Präsident Donald Trump kritisierte Kimmels Rückkehr. In einem Beitrag in seinem Onlinedienst Truth Social warf er dem Sender ABC mit Blick auf die Demokratische Partei vor, "zu 99 Prozent eindeutigen demokratischen Müll" zu spielen. Trump warf Kimmel zudem vor, "ein weiterer Arm" der demokratischen Parteizentrale zu sein. Trump deutete außerdem an, er könnte gegen ABC vorgehen.

Er könne nicht glauben, dass Kimmel seinen Job zurückbekommen habe, schrieb Trump. Er habe ABC schon einmal verklagt, erklärte Trump, und "das hier erscheint sogar lukrativer". ABC hatte Trump zum Beilegen einer Klage im vergangenen Jahr 16 Millionen US-Dollar gezahlt. Dabei ging es um eine Berichterstattung über eine Zivilklage gegen Trump.

Kimmel warf Trump seinerseits vor, keine Kritik auszuhalten - und für eigene Interessen in Kauf zu nehmen, Menschen zu ruinieren. "Der Präsident der Vereinigten Staaten hat klargemacht, dass er will, dass ich und Hunderte Leute, die hier arbeiten, ihre Jobs verlieren." Trump freue sich darüber, dass Amerikaner ihre Existenzgrundlage verlören, "weil er keinen Spaß versteht", kritisierte Kimmel.

Protest unter anderem von Hanks, Streep, de Niro

Die Bürgerrechtsorganisation American Civil Liberties Union begrüßte die Ankündigung zur Wiederaufnahme der Sendung. "ABC hat die richtige Entscheidung getroffen."

Vergangene Woche hatte Trump die Absetzung der Kimmel-Show als "großartige Nachricht" gefeiert. Der Präsident drohte überdies weiteren kritischen Sendern mit einem Lizenzentzug und weiteren bekannten Moderatoren mit der Absetzung ihrer Sendungen. Darauf folgte an vielen Stellen Entrüstung. Die Schauspieler- und Mediengewerkschaft SAG-AFTRA hatte die Maßnahmen gegen Kimmel verurteilt.

Viele Hollywoodstars hatten sich solidarisch mit Kimmel erklärt und Protestbriefe unterzeichnet, unter anderem Tom Hanks, Meryl Streep und Robert de Niro. Late-Night-Moderatoren wie Stephen Colbert warfen der Medienbehörde unter ihrem von Trump eingesetzten Chef Brendan Carr "Zensur" vor. Selbst im Trump-Lager gab es mahnende Stimmen, mit der Einschränkung der Medienfreiheit nicht zu weit zu gehen.

Kimmel kritisiert Sinclair und Nexstar

Zwei große US-Senderbetreiber - Sinclair und Nexstar - nahmen die Ausstrahlung von "Jimmy Kimmel Live!" auf ihren ABC-Partnersendern nicht wieder auf und zeigten stattdessen andere Programme. Betroffen war auch der ABC-Sender in der Hauptstadt Washington. Das Medienunternehmen Sinclair kündigte an, statt Kimmels Show sollten Nachrichtensendungen gezeigt werden. Die Gespräche mit ABC dauerten jedoch an, eine mögliche Rückkehr der Show werde geprüft, so das Unternehmen.

Kimmel kritisierte die ABC-Partnersender, die seine Sendung abgesetzt hatten. "Das ist nicht legal. Das ist nicht amerikanisch. Das ist unamerikanisch."

Wichtigkeit von Redefreiheit "nicht nur hier in den USA"

ARD-Korrespondent Reinhard Spiegelhauer war am Hollywood Boulevard, wo Kimmels Sendung am Nachmittag aufgezeichnet wurde. Sie ging seinem Bericht nach verspätet los. Reporterinnen und Reporter hätten gewartet, bis das Publikum aus dem Saal kommt. Eine Frau namens Victoria sagte im Anschluss, Kimmel sei mit einem Riesenjubel begrüßt worden. Er habe "Witze gemacht, wie immer."

Es sei "auch sehr emotional" gewesen, als Kimmel "darüber gesprochen hat, dass Charlie Kirks Witwe kürzlich dem Mörder vergeben hat", erzählte die Frau weiter. Ihr Mann Kevin habe ihr seinen Eindruck in einer Audionachricht geschildert: Die Show sei "schon ganz anders" gewesen, "sehr emotional". Dass einem Redefreiheit nicht genommen werden solle, finde er wichtig: "nicht nur hier in den USA, sondern in der ganzen Welt und auch in Deutschland."

Ein Befragter namens Jason resümierte: "Eine wirklich tolle Show, er hat alles direkt angesprochen, es war auch lustig, es gab auch ein paar Seitenhiebe auf den Präsidenten - ich bin gespannt, wie die Reaktionen ausfallen. Es war, gut zu sehen, dass die Show wieder läuft." Auch er sagte: "Es war ziemlich emotional."

Mit Informationen von Reinhard Spiegelhauer, ARD-Studio Los Angeles

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