Mit mehr als 50 Schiffen wollen Aktivisten die Seeblockade des Gazastreifens durchbrechen. Nun berichten sie, von Drohnen angegriffen worden zu sein. Italiens Regierung kritisiert das scharf - und schickt eine Fregatte zur Hilfe.

Italien hat nach mutmaßlichen Angriffen auf eine private Flotte von Schiffen mit Gaza-Hilfslieferungen eine Fregatte in die Region geschickt. Das Schiff "Fasan" der italienischen Marine solle bei etwaigen Rettungsaktionen helfen, kündigte Verteidigungsminister Guido Crosetto an. Die etwa 50 Boote der Flotte befinden sich derzeit in der Nähe der griechischen Insel Kreta im Mittelmeer.

Zuvor hatte Italiens Außenminister Antonio Tajani Israel dazu aufgerufen, die Sicherheit der Flotte zu gewährleisten. Unter den pro-palästinensischen Aktivisten der sogenannten Global Sumud Flotilla befänden sich "italienische Staatsbürger sowie Mitglieder des Parlaments und des Europäischen Parlaments", erklärte Tajani.

Berichte über neue Drohnenangriffe

Die Aktivisten an Bord der Schiffe machen Israel für Angriffe mit Drohnen und Blendgranaten sowie möglicherweise auch mit Chemikalien in der Nacht verantwortlich. Auf das Deck der Schiffe gefallene "unidentifizierte Objekte" hätten Schäden verursacht. Ein Video, das auf der Instagram-Seite der Flotte veröffentlicht wurde, zeigt eine Explosion, die den Angaben zufolge vom Schiff "Spectre" aus gefilmt wurde. Crosetto verurteilte Angriffe allgemein "aufs Schärfste", machte aber niemanden dafür verantwortlich.

Benedetta Scuderi, eine italienische Abgeordnete des Europäischen Parlaments, die sich an Bord befindet, sagte dem italienischen Rundfunk RAI, Drohnen hätten Blendgranaten abgeworfen. Eine davon habe den Mast ihres Segelbootes getroffen und das Hauptsegel vollständig beschädigt. "Wir befinden uns in internationalen Gewässern südlich von Kreta und wurden drei Stunden lang angegriffen, ohne dass jemand eingegriffen hat", sagte die Parlamentarierin.

Die Organisation Codepink sprach von mindestens elf Attacken. Eine Aktivistin berichtete von "15 oder 16 Drohnen". Der polnische Abgeordnete Franek Sterczewski, der sich an Bord eines der Schiffe befindet, schrieb auf X, es habe 13 Angriffe auf insgesamt zehn Schiffe gegeben habe, darunter sein Schiff. Drei Schiffe seien beschädigt worden.

Aktivisten berichten von Beschädigungen

Nach Angaben einer anderen Sprecherin an Bord wurden mindestens zwei Schiffe beschädigt. Die halbamtliche griechische Nachrichtenagentur ANA berichtete hingegen unter Berufung auf die Küstenwache, ein Patrouillenboot der europäischen Grenzschutzagentur Frontex habe keine Schäden festgestellt.

Ziel der Flotte ist der Gazastreifen. Die Aktivisten wollen die israelische Seeblockade der von Palästinensern bewohnten Küstenregion durchbrechen und symbolisch Hilfsgüter dorthin bringen.

Ein Sprecher des israelischen Außenministeriums bekräftigte, Israel werde "alle notwendigen Schritte unternehmen, um eine Einfahrt (der Flotte) ins Kampfgebiet zu verhindern und um jeden Verstoß gegen eine rechtmäßige Seeblockade zu stoppen". Zugleich verwies er auf ein Angebot, Hilfsgüter über israelisches Gebiet nach Gaza zu bringen, das abgelehnt worden sei.

Funkverkehr angeblich mit Abba-Songs gestört

Die Aktivisten veröffentlichten Videos von mehreren Explosionen in der Nacht. Dabei habe es sich um Blendgranaten gehandelt, hieß es. Blendgranaten explodieren mit lautem Knall und hellem Licht und können damit kurzzeitig orientierungslos machen. Man werde sich davon nicht einschüchtern lassen, so die Aktivisten.

Auch ihre Kommunikation über Funk soll gestört worden sein. Die "feindliche" Seite habe dabei den Funkkanal blockiert und Songs der schwedischen Band Abba gespielt, sagte einer der Aktivisten. Grund sei wohl eine "schräge Besessenheit" mit der schwedischen Aktivistin Greta Thunberg, die an Bord ist.

Internationale Kritik an mutmaßlichen Attacken

Eine Sprecherin der EU-Kommission sagte zu den Berichten über die erneuten Drohnenangriffe, die Freiheit der Schifffahrt nach internationalem Recht müsse gewahrt bleiben. "Das ist von größter Bedeutung. Daher sind Angriffe, Drohnenangriffe, Beschlagnahmungen oder jegliche Gewaltanwendung gegen die Flottille nicht akzeptabel".

Das UN-Menschenrechtsbüro teilte mit, wenn diejenigen angegriffen und bedroht würden, die Hunderttausenden von Hungernden im Gazastreifen Hilfe zu bringen suchten, sei dies unglaublich. Die Berichte von Angriffe und Schikanen seien unabhängig und eingehend zu untersuchen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, sagte ein Sprecher. Im Namen von Menschenrechtskommissar Volker Türk forderte er Israel auf, die Blockade des Gazastreifens aufzuheben und die Einfuhr lebensnotwendiger Hilfsgüter auf jede Weise zu ermöglichen.

Die UN-Sonderberichterstatterin Francesca Albanese warf Israel auf X vor, an Land Völkermord zu begehen und sich auf See gesetzlos zu verhalten.

Nicht der erste Bericht über Drohnenangriffe

Bereits bei einem Zwischenstopp in Tunesien hatte es nach Angaben der Organisatoren zwei mutmaßliche Drohnenangriffe auf die Flotte gegeben. Die Schiffe waren mit Hunderten Aktivisten an Bord vor rund drei Wochen aus Barcelona gestartet. Die Aktion ist nach Angaben der Organisatoren die bisher größte ihrer Art.

Bereits im Juni und Juli hatte Israel zwei Versuche von Aktivisten unterbunden, Hilfsgüter auf dem Seeweg in den Gazastreifen zu bringen. Die israelische Armee stoppte die beteiligten Schiffe, nahm die Besatzungen fest und verwies sie des Landes.

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