Zehntausende Menschen sind in Italien aus Solidarität mit der Bevölkerung im Gazastreifen auf die Straße gegangen. In Mailand kam es zu Ausschreitungen. Dort versuchte eine Gruppe von Demonstranten, in den Hauptbahnhof einzudringen.
Bei Auseinandersetzungen zwischen propalästinensischen Demonstranten und der Polizei sind in Mailand mehrere Menschen verletzt worden. Die Polizei spricht von mindestens 60 verletzten Beamten, von denen 23 ins Krankenhaus gebracht worden seien. Angaben über die Zahl verletzter Demonstranten gibt es bisher nicht. Die Rettungsdienste der norditalienischen Großstadt berichten von etwa einem Dutzend Einsätzen. Nach Angaben der Polizei wurden mindestens zehn mutmaßliche Krawallmacher festgenommen.
Gruppe versucht den Bahnhof zu stürmen
Die Auseinandersetzungen hatten sich aus einer Kundgebung mit mehreren Tausend Teilnehmern entwickelt, die im Rahmen eines landesweiten Streiks als Zeichen der Solidarität mit der Bevölkerung im Gazastreifen stattfand. Dabei wurden auch Flaggen der USA und der EU durch die Stadt getragen, die mit roter Farbe als Symbol für Blut befleckt waren. Ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP beobachtete, wie Demonstranten eine US-Flagge verbrannten.
Nach Berichten von Augenzeugen versuchte dann eine Gruppe von jüngeren Männern, mit Gewalt in den Hauptbahnhof von Mailand einzudringen. Viele waren schwarz gekleidet, einige vermummt. Aus der Menge flogen Flaschen und Steine, am Eingang des Bahnhofs gingen Scheiben zu Bruch. Die Polizei setzte Schlagstöcke und Tränengas ein und wehrte den Angriff schließlich ab. Das genaue Ausmaß der Schäden steht noch nicht fest.
Meloni kritisiert "selbst ernannte Antifa"
Die rechte Ministerpräsidentin Giorgia Meloni machte "selbst ernannte Antifa" und "selbst ernannte Pazifisten" für die Krawalle verantwortlich, die den Bahnhof verwüsten und Zusammenstöße mit den Ordnungskräften provozieren wollten.
"Gewalt und Zerstörung, die nichts mit Solidarität zu tun haben und das Leben der Menschen in Gaza nicht im Geringsten verändern werden", schrieb die Regierungschefin auf X. Auch Mailands Mitte-Links-Bürgermeister Giuseppe Sala verurteilte die Gewalt.

Auch in Rom beteiligten sich Zehntausende Menschen am Streik.
Kundgebungen auch in anderen Städten
Auch in anderen italienischen Städten fanden propalästinensische Kundgebungen mit Zehntausenden Teilnehmern statt. Die meisten Proteste verliefen friedlich - vereinzelt kam es aber auch zu Auseinandersetzungen.
Der öffentlich-rechtliche TV-Sender Rai schätzte die Gesamtzahl der Teilnehmer auf mindestens 100.000. Allein in der Hauptstadt Rom gingen nach Schätzungen mehr als 50.000 Menschen auf die Straße. Infolge des Streiks kam es zu erheblichen Verspätungen bei der Eisenbahn sowie im öffentlichen Nahverkehr. In Genua und in Livorno blockierten Hafenarbeiter nach Angaben der Polizei die Zugänge zu den Häfen.
Nach Angaben der Polizei blockierten Demonstranten die Autobahn an mehreren Stellen. Zudem gab es Blockaden in Schulen und Universitäten. Zu dem Streik hatte die Gewerkschaft USB (Unione Sindacale di Base) aufgerufen, um gegen die "Verschärfung der humanitären Lage im Gazastreifen" zu protestieren. Zugleich fordert sie Sanktionen gegen Israel. Der Streik bei den Verkehrsbetrieben soll bis Montagabend dauern. Die großen italienischen Gewerkschaften beteiligten sich an dem Ausstand nicht.
Opposition wirft Meloni zu viel Rücksicht auf Israel vor
Die linke Opposition wirft Meloni vor, nicht entschieden genug Stellung für die palästinensische Bevölkerung in Gaza zu beziehen. Sie kritisiert auch, dass Italien weiterhin Waffen an Israel liefert.
Die Ministerpräsidentin äußerte mehrfach Kritik am Vorgehen des israelischen Militärs. Sie fordert eine politische Lösung des Konflikts. Auch hat Italien nach Regierungsangaben seit Beginn des Gaza-Kriegs keine Waffen an Israel verkauft. Zu einer Anerkennung eines eigenen Staates Palästina ist Meloni derzeit allerdings nicht bereit.
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