Nach dem Drohnen-Vorfall in Polen sind die baltischen Länder alarmiert. Nun verschärft ein russisch-belarusisches Militärmanöver die Spannungen. Doch eine stärkere Unterstützung durch die NATO ist derzeit ungewiss.

Seit gestern Abend ist der lettische Luftraum an der Grenze zu Russland und Belarus geschlossen. Die Entscheidung gelte erst einmal für eine Woche und beruhe auf einer Lageeinschätzung der Armee, betont Verteidigungsminister Andris Spruds und stellt zugleich klar: "Es gibt im Augenblick keine direkte Bedrohung, aber es ist dennoch sehr wichtig, zu handeln."

Denn das Eindringen mutmaßlich russischer Drohnen in den Luftraum der NATO in Polen in der Nacht zu Mittwoch sei ein Weckruf, und man müsse alles dafür tun, eine Eskalation der Drohnenangriffe zu verhindern, betont der Minister. Der Schutz der Bevölkerung werde sehr ernst genommen.

Bedrohung durch unbemannte Flugsysteme

Das Flugverbot gilt in einem 50 Kilometer breiten Streifen hinter der Grenze und bis zu einer Höhe von 6.000 Metern. Höher fliegende Passagierflugzeuge seien also nicht betroffen und könnten das Land problemlos überfliegen, erklärt der Chef der lettischen Streitkräfte, Kaspars Pudans.

"Das hängt damit zusammen, dass die Bedrohung von unbemannten Flugsystemen ausgeht, die in einer bestimmten Höhe fliegen. Und auch unsere Abwehrsysteme können in dieser Höhe ungestört operieren", so Pudans.

Auch Litauen in Alarmbereitschaft

Auch Litauen ist nach dem Drohnen-Vorfall in Polen alarmiert, hat sein Luftschutzwarnsystem in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Mit Drohnen hat man hier Erfahrung: Erst im Sommer war auf einem Truppenübungsplatz ein mutmaßlicher Irrläufer aus dem Nachbarland Belarus gefunden worden. Die Drohne enthielt zwei Kilogramm Sprengstoff.

Litauen hat schon Ende August Teile seines Luftraums an der Grenze geschlossen, als Vorsichtsmaßnahme wegen des gemeinsamen Militärmanövers an der NATO-Ostgrenze, das Russland und Belarus heute früh begonnen haben. Schauplätze der Übung mit dem Namen "Sapad" - zu Deutsch Westen - sind Truppenübungsplätze in beiden Ländern, die Ostsee und die Barentssee.

Ruf nach stärkerer NATO-Verteidigung

Die militärischen Drohgebärden der östlichen Nachbarn sind gerade für die baltischen Länder eine Provokation. Auch mit Blick auf den Drohnen-Vorfall in Polen fordern alle drei, die Luftverteidigung der NATO an der Ostflanke zu verstärken.

"Estland nimmt seine Verteidigung sehr ernst, aber wir können sie nicht allein bewältigen", erklärte Estlands Ministerpräsident Kristen Michal. "Um Russland abzuschrecken, ist die Präsenz starker und fähiger Verbündeter unerlässlich."

Damit meint Michal auch die USA. Doch zumindest deren finanzielle Unterstützung ist in der Schwebe. Vergangene Woche war bekannt geworden, dass die Trump-Regierung Militärhilfen für die Staaten im Osten Europas massiv kürzen will. Die endgültige Entscheidung dazu fällt zwar erst im US-Kongress mit der Verabschiedung des nächsten Haushalts. Für Estland, Lettland und Litauen ist es trotzdem ein entmutigendes Signal.

Jana Sinram, Jana Sinram, ARD Stockholm, tagesschau, 12.09.2025 11:29 Uhr

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