Seit Jahren warten afghanische Ex-Helfer der Bundeswehr in Pakistan auf ihre Ausreise nach Deutschland. Doch nun sind erneut einige von ihnen festgenommen worden. Ihnen droht die Abschiebung nach Afghanistan.
Es war um die Mittagszeit im Zentrum von Islamabad, in einem ruhigen Viertel, in dem es einige kleine Pensionen gibt. Seit fast einem Jahr war Ahmad hier mit Frau und Kindern untergebracht - in einem Gästehaus der deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ).
Ahmad heißt eigentlich anders, aber er muss sich schützen. Gegen 12 Uhr seien pakistanische Polizisten gekommen: "Sie haben angefangen, ein Zimmer nach dem anderen zu durchsuchen", berichtet Ahmad. "Einige Familien haben die Tür nicht aufgemacht und da haben sie stärker geklopft und dagegen geschlagen."
Alle Frauen hätten geweint, sagt er. Schließlich habe man sie alle in einen Laster verfrachtet und mitgenommen - ins Haji Camp.
Ahmads Familie sitzt im Abschiebelager
Das Haji Camp ist das zentrale Abschiebelager der pakistanischen Hauptstadt, es droht eine Deportation nach Afghanistan, wo die Taliban regieren. Davor haben alle Afghanen Angst, die noch in Islamabad sind.
Ahmad ist eine ehemalige Ortskraft der Bundeswehr. Er hat für sich und seine Familie eine Aufnahmezusage der Bundesregierung. Außerdem hat er einen Brief der deutschen Botschaft, der ihn schützen soll. Doch das nützt ihm in diesen Tagen nichts mehr.
Er könnte eigentlich von Glück sprechen, weil er zur Zeit der Razzia weg war und nicht mitgenommen wurde. Er tut es aber nicht. "Ich war draußen, aber meine Frau und unsere Kinder und alle anderen Familien wurden leider abgeholt."
Auswärtiges Amt bestätigt Festnahmen
Ahmad ist nicht der Einzige, dem es nach Informationen des ARD-Studios Südasien so erging. Das bestätigte Martin Giese, Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin:
"In der Tat ist es leider zutreffend, dass seit gestern Nachmittag erneut Personen aus dem Aufnahmeverfahren der Bundesregierung in Islamabad festgenommen worden sind", sagt Giese. "Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich die genaue Zahl und den Aufenthaltsort aufgrund der Aktualität der Lage nicht im Einzelnen angeben." Die Bundesregierung stehe im Kontakt mit der pakistanischen Regierung.
Helfer hoffen auf die Bundesregierung
Eva Beyer von der Initiative Luftbrücke ist derzeit in Islamabad und setzt sich dort für die Betroffenen ein. Sie sagt: "Am Dienstag wurden acht Personen verhaftet und heute auch direkt abgeschoben. Da war es der Bundesregierung wohl noch trotz der hochrangigen Gespräche nicht mal möglich, das zu verhindern."
Heute, am Mittwoch, seien erneut 15 Personen festgenommen worden. Auch diese Menschen befänden sich jetzt im Abschiebecamp.
Wadephul ging von Festnahme-Stopp aus
Die Festnahmen stehen im Widerspruch zu dem, was Bundesaußenminister Johann Wadephul vor zwei Tagen erklärt hatte. Die pakistanische Seite habe ihm zugesagt, dass es vorerst keine weiteren solcher Festnahmen geben werde.
Wadephul ist gerade nach einem Besuch in Indien auf dem Rückflug nach Deutschland. Grünen-Chef Felix Banaszak forderte ihn auf, sich für die Afghanen einzusetzen. Es liege in der Macht des Außenministers, weitere Menschen vor den Fängen der Taliban zu schützen, so Banaszak wörtlich. Er könne ja auf dem Heimflug in Pakistan zwischenlanden und gleich mit der Regierung dort sprechen.
In Pakistan leben derzeit noch mehr als 2.000 Afghaninnen und Afghanen, die als gefährdet gelten und die eine Aufnahmezusage haben. Dabei handelt es sich um ehemalige Ortskräfte wie Ahmad und um Mitglieder der Zivilgesellschaft: Juristen, Menschenrechtler, Journalisten und Künstler.
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