Heute endet das Treffen der Mitgliedsstaaten der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit. Gastgeber China sucht die Nähe zum Nachbarn Indien - und rollt Russlands Machthaber Putin den roten Teppich aus.
China präsentiert sich als großzügiger Gastgeber. Im chinesischen Staatsfernsehen wird gezeigt, wie die Gäste über den roten Teppich in Tianjin schreiten. Der Gipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) in der ostchinesischen Millionenstadt ist der Größte seit der Gründung der Organisation vor fast einem Vierteljahrhundert.

Putin und indischer Premier Modi sind bei "Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit" in China
J. Endriss, B. Eyssel, ARD Peking, tagesschau24, 01.09.2025 09:00 UhrNeben China, Indien, Russland, Belarus, Iran und Pakistan sind auch mehrere zentralasiatische Staaten Mitglieder. Außer den Vertretern der zehn Mitglieder sind auch Staats- und Regierungschefs aus weiteren Ländern angereist, darunter der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan. Auch UN-Generalsekretär António Guterres ist nach Tianjin gekommen.
Die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit habe sich zu einer bedeutenden Kraft für die Förderung neuer internationaler Beziehungen und den Aufbau einer menschlichen Gemeinschaft entwickelt, gibt sich Gastgeber Xi Jinping beim Galadinner staatsmännisch: "Auf diesem Gipfeltreffen haben wir eine wichtige Aufgabe: Konsens zwischen allen Parteien zu erzielen, Impulse für die Zusammenarbeit zu geben und einen Entwicklungsplan zu entwerfen."
Was ist die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit? Die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) - auf Englisch Shanghai Cooperation Organisation (SCO) - wurde 2001 gegründet und hat ihren Sitz in der chinesischen Hauptstadt Peking. Ihre Gründungsmitglieder sind China, Russland, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan und Usbekistan. Seitdem sind zunächst Indien und Pakistan und später der Iran sowie Belarus beigetreten.Zu den Zielen der weltgrößten Regionalorganisation gehören vor allem die sicherheitspolitische Zusammenarbeit, die Wahrung der regionalen Stabilität sowie Wirtschaftsthemen. Laut Kritikern zählt zu den inoffiziellen Zielen auch die Eindämmung US-amerikanischen Einflusses, vor allem durch die NATO, sowie die Verhinderung von Revolutionen.
Autoritäre Regime wollen ihre Macht sichern
Die Staaten der Organisation haben nicht unbedingt viel gemeinsam. Viele sind Autokratien, aber Indien als größte Demokratie der Welt ist auch dabei. Dazu sind Länder wie Indien und Pakistan zerstritten. Es geht also eher um Symbolik als um große Abkommen.
Chinas Staatschef Xi möchte über Plattformen wie die SOZ alternative Strukturen zu US-geführten Institutionen aufbauen. Chinas Führung ist gegen die globale Führungsrolle der USA und schart gleichgesinnte Staaten um sich.
Vorhersagen, wonach sich die Organisation hin zu einer Art NATO oder EU entwickeln könnte und sich diese Blöcke dann direkt gegenüberstehen würden, hätten sich nicht bewahrheitet, so der Analyst Eoin McNamara vom Finnischen Institut für Internationale Angelegenheiten. Die Idee hinter der Organisation sei, unter autoritären Regimen Spannungen abbauen zu können, um ihre Macht zu sichern: "Es geht darum, dass sie sich weniger Sorgen machen, wenn andere Länder in ihren Einflussbereichen bestimmte Dinge tun." Die Mitglieder fürchteten den Westen hauptsächlich wegen seines demokratischen Einflusses, so McNamara.
Indien erstmals seit sieben Jahren wieder dabei
Besondere Aufmerksamkeit bekommt der Besuch von Narendra Modi in Tianjin. Indiens Premierminister war seit sieben Jahren nicht mehr in China. Während sich die Beziehungen mit den USA unter Präsident Trump verschlechtert haben, rücken die Regierungen in Neu-Delhi und Peking wieder enger zusammen - und das nach vielen Jahren extrem schlechter Beziehungen. Es sei die richtige Entscheidung für beide Seiten, Freunde zu sein und gute nachbarschaftliche und friedliche Beziehungen zu pflegen, so Xi bei einem Treffen mit Modi.
Modi kündigte an, dass es bald wieder direkte Flugverbindungen zwischen den beiden bevölkerungsreichsten Ländern der Welt geben soll. Die Zusammenarbeit sei im Interesse der insgesamt 2,8 Milliarden Einwohner Indiens und Chinas. Der indische Regierungschef lobte außerdem die Fortschritte, die die beiden Länder im Grenzstreit gemacht hätten. Die beiden Nachbarländer streiten sich seit Langem darüber, wo genau die Grenze im Himalaja verläuft.
China hofiert Putin
Ebenfalls viel Aufmerksamkeit bekommt der russische Staatschef. Wladimir Putin wird hofiert in China - mit rotem Teppich. Putin und Xi verbindet eine persönliche Freundschaft. Russland und China haben seit Beginn des Ukraine-Kriegs ihre Beziehungen massiv ausgebaut. Die Volksrepublik gilt als wichtigster wirtschaftlicher und politischer Unterstützer Russlands in dessen Angriffskrieg gegen die Ukraine - obwohl Chinas Führung behauptet, neutral in dem "Konflikt" zu sein.
China kauft Öl und Gas, finanziert den Krieg so mit. Chinesische Firmen verkaufen alles nach Russland, was nicht mehr aus Demokratien geliefert wird: Autos, Smartphones - aber auch sogenannte Dual-Use-Güter. Waren also, die sowohl zivil als auch militärisch eingesetzt werden können - Mikrochips zum Beispiel. Ein Treffen zwischen Putin und Xi ist offenbar für Dienstag geplant.
Russlands Staatschef reist nach dem Gipfel weiter nach Peking. In der chinesischen Hauptstadt findet am Mittwoch unter strikten Sicherheitsvorkehrungen eine große Militärparade statt. Chinas Führung will damit an das Ende des Zweiten Weltkriegs in Asien vor 80 Jahren erinnern. Die meisten ausländischen Gäste stammen aus Autokratien: Neben dem russischen Staatschef wird auch Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un in Peking erwartet.
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