Die Liste derer, denen Trump politisch und juristisch zusetzt, ist lang. Es geht nicht nur um Kritiker seiner jetzigen Politik, auch alte Rechnungen werden offenbar beglichen. Oft mit dabei: der Aufseher über den Hypothekenmarkt.

Seit der Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus häufen sich die Ermittlungen gegen Kritiker aus Trumps erster Amtszeit. Auch der Druck auf Amtsträger, die seiner Politik im Wege stehen, wird massiv ausgeübt, und das in aller Öffentlichkeit. Wer ist betroffen und wird wie drangsaliert? Eine Auswahl.

Jerome Powell

Der Chef der Notenbank wurde von Trump in seiner ersten Amtszeit 2018 mit wärmsten Worten nominiert, aber daran erinnert sich Trump nicht mehr so gerne. Lieber schiebt er die Auswahl seinem Nachfolger und Vorgänger Joe Biden in die Schuhe, denn inzwischen liegt er mit Jerome Powell fundamental über Kreuz. Trump möchte unbedingt, dass die unabhängige Notenbank Federal Reserve System - kurz "Fed" - den Leitzins senkt, um die Binnenwirtschaft anzukurbeln. Powell schließt das nicht aus, scheute aber bislang davor zurück, weil er die Inflation nicht anheizen will.

Dass Powell nicht umgehend so handelt, wie der Präsident es wünscht, macht Trump rasend, entsprechend fallen seine Beschimpfungen aus. Powell sei "störrisch", ein "Idiot" und überhaupt ein "Desaster", ätzte Trump auf seiner Platform Truth Social vor der jüngsten Entscheidung über die Höhe des Leitzinses.

Der Versuch, Powell mit dem Vorwurf des Missmanagements bei der Renovierung eines Teils des Fed-Gebäudes zu diskreditieren, scheiterte - Powell konnte Trump vor laufender Kamera mit den tatsächlichen Zahlen korrigieren. Trumps Problem: Powell lehnt einen Rücktritt ab, und der Präsident kann ihn nicht so einfach feuern, denn die Unabhängigkeit der Notenbank war den US-Amerikanern und den Märkten bislang ein hohes Gut. Und Powells Amtszeit läuft noch bis Mai 2026. 

Jerome Powell lässt sich öffentlich bislang nur wenig von den Angriffen Trumps beeindrucken.

Lisa Cook

Lisa Cook hat sich in den Augen Trumps des gleichen Vergehens schuldig gemacht wie Powell: Sie stimmt als Mitglied des Fed-Vorstands immer für die Beibehaltung der Höhe des Leitzinses. Cook ist für eine Amtszeit von 14 Jahren gewählt - und erst seit 2022 Mitglied des Board of Governors.  

Auch die Governors können nur unter bestimmten, eng definierten Bedingungen entlassen werden, und hier kommt William "Bill" Pulte ins Spiel, von Trump ernannter Chef der Aufsichtsbehörde für den Hypothekenmarkt (FHFA) und glühender Bewunderer des Präsidenten.  

Pulte ging Ende August mit der Mitteilung an die Öffentlichkeit, seine Behörde sei in Besitz eines Dokuments, aus dem hervorginge, dass Cook bei Anträgen auf zwei private Immobilienkredite zwei unterschiedliche Erstwohnsitze angegeben habe, um dadurch niedrigere Zinsen zu bekommen. Ein Fall von Betrug, wetterte Pulte und rief den Präsidenten auf, Cook zu feuern.

Das tat dieser wenige Tage später, ohne dass ein stichhaltiger Beweis, geschweige denn eine Anklage gegen Cook vorläge. Rechtsexperten bezweifeln zudem, dass Trump diese Entscheidung treffen durfte, denn die Vorwürfe gegen Cook richten sich gegen ihr privates, nicht ihr dienstliches Verhalten. Sollte sich der Vorwurf bestätigen, wäre Cook wahrscheinlich nicht mehr zu halten. Doch das ist bislang nicht bewiesen. Der Fall wird am Ende wahrscheinlich vor dem Obersten Gerichtshof landen.  

Lisa Cook sieht sich schweren und bislang unbewiesenen Vorwürfen ausgesetzt.

Letitia James

Letitia James fügte Trump eine seiner wohl demütigendsten juristischen Niederlagen zu. Die New Yorker Generalstaatsanwältin hatte Trump und seine Kinder Don Jr., Eric und Ivanka des Finanzbetrugs angeklagt. Sie warf den Familienmitgliedern unter anderem vor, über Jahre die Bilanzen systematisch aufgebläht zu haben, um so an günstigere Kredite und Versicherungen zu kommen. Trump und seine Kinder wiesen jeden Vorwurf eines Fehlverhaltens zurück. 

Im Februar 2024 verurteilte ein New Yorker Gericht Trump und seine beiden Söhne zu einer Geldstrafe von mehr als 350 Millionen Dollar. Die Strafe wurde inzwischen von einem Berufungsgericht als überhöht und "exzessiv" aufgehoben, für den Betrug haften muss Trump aber weiterhin.

Nun, da Trump wieder im Amt ist und eine ihm ergebene Justizministerin ernannt hat, dreht er den Spieß um. Das Justizministerium untersucht inzwischen, ob James bei ihren Ermittlungen gegen Trump dessen Rechte verletzt hat. Anfang August ließ es James eine Vorladung zukommen. Weitere Ermittlungen durchleuchten das Verfahren, das James 2020 zur Auflösung der National Rifle Association (NRA) eingeleitet hatte.

Und noch einer mischt mit: Bill Pulte. Anfang April schrieb er Justizministerin Pam Bondi nach CNN-Informationen einen Brief, in dem er James vorwarf, mehrfach Unterlagen gefälscht zu haben, um an günstigere Zinsen für Immobilien in New York und im Bundesstaat Virginia zu gelangen.

Letitia James hat Trump erfolgreich vor Gericht gebracht - und seine Reputation als Geschäftsmann schwer beschädigt.

Adam Schiff

Für Senator Adam Schiff ist es nichts Neues, von Trump bedroht zu werden. Schiff war bis 2024 Mitglied des Repräsentantenhauses und dort Vorsitzender der Geheimdienstausschusses. Damit leitete er während Trumps erster Amtszeit die Untersuchungen des Gremiums zu Trumps Russland-Kontakten und später die Untersuchungen, die der Ausschuss in Zusammenhang mit dem ersten Amtsenthebungsverfahren gegen Trump führte.

Schon damals warf Trump Schiff "Landesverrat" vor und stellte die rhetorische Frage, ob Schiff deshalb verhaftet werden müsse.

Nun das Rückspiel: Das Repräsentantenhaus untersucht Vorwürfe, Schiff habe seinerzeit zugestimmt, dass das FBI als geheim eingestufte Unterlagen freigibt, die Trump belasteten. Und damit nicht genug - auch der notorische Bill Pulte ist wieder dabei. Auch gegen Schiff erhebt er den Vorwurf des Betrugs in Zusammenhang mit Hypotheken. Für Trump ist klar: Der "betrügerische" Schiff gehöre deshalb vor Gericht.

Adam Schiff prägte das erste Amtsenthebungsverfahren gegen Trump. Das hat der Präsident nicht vergessen.

John Bolton

John Bolton ist jemand, den man einen klassischen Falken nennt - ausgesprochen konservativ, ein Befürworter eines harten Kurses gegenüber Russland, China, dem Iran und Nordkorea. Der frühere UN-Botschafter wurde von Trump 2018 zu seinem Nationalen Sicherheitsberater ernannt, nachdem Bolton dessen Präsidentschaftskandidatur unterstützt hatte.

Die Zusammenarbeit währte knapp eineinhalb Jahre, dann machte Trump deutlich, dass er Bolton überdrüssig geworden war. Es gebe massive Differenzen in außen- und sicherheitspolitischen Fragen.

Was genau zu dem Zerwürfnis geführt hatte, schilderte Bolton noch während der ersten Präsidentschaft Trumps in einem Buch, in dem Trump reichlich schlecht wegkam. Bolton beschrieb ihn als korrupt und inkompetent und untermauerte das mit vielen Anekdoten.

Diese Einschätzung verbreitet Bolton weiterhin auf vielen Medien, wenn es um die jetzige Außenpolitik Trumps geht. Trump entzog ihm dafür nach Rückkehr ins Weiße Haus umgehend den Personenschutz, den Bolton nach Attentatsdrohungen aus dem Iran bekommen hatte.

Und nun ermittelt die Justiz gegen Bolton: Im August durchsuchte das FBI das Wohnhaus und Büro Boltons - nach Medienberichten, um zu klären, ob Bolton Geheiminformationen illegal besessen haben könnte. Was nicht einer gewissen Ironie entbehrt. Denn Trump selbst hatte 2022 Durchsuchungen in seinem Anwesen in Florida wegen unberechtigter Mitnahme von kistenweise Unterlagen aus dem Weißen Haus empört kritisiert.

John Bolton winkt demonstrativ gelassen, als FBI-Agenten sein Haus durchsuchen. Die Beziehung zu Trump ist schon seit Jahren zerrüttet.

Weitere Verfahren

Die Liste derjenigen, die von der Trump-Administration mit den Mitteln der Justiz drangsaliert werden, lässt sich fortsetzen. So hat das Ministerium Untersuchungen unter anderem gegen Ex-FBI-Chef James Comey, Ex-CIA-Direktor John Brennan, den früheren Sonderermittler Jack Smith und die Obama-Administration wegen ihrer Untersuchungen zu einer Einmischung Russlands in die Präsidentschaftswahl 2016 eingeleitet.

Im weiteren Sinne gehören auch die Verfahren dazu, die Trump gegen große Anwaltskanzleien angestrengt hat, die von Gegnern Trumps angeheuert worden waren und die an Verfahren gegen Trump beteiligt waren. Ihnen presste er die Zusage ab, kostenlos für Anliegen tätig zu werden, die von Trump unterstützt werden. Das Volumen dieser Tätigkeiten beläuft sich auf Dutzende Millionen Dollar.

William Pulte spielt bei den Angriffen auf Trumps Kritiker und Gegner eine entscheidende Rolle. Bewiesen sind seine Vorwürfe nicht.

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