Die Semesterferien sind zu Ende, an der Columbia University in New York kehrt Leben ein. Doch vieles ist anders, seit sich die Uni-Verwaltung kürzlich auf einen Deal mit der Trump-Regierung einließ.

Vor den Campus-Mauern hat sich eine Schlange gebildet. Die neuen Studierenden der New Yorker Columbia University warten auf Einlass zu einer Infoveranstaltung für das startende Semester. Viele von ihnen haben lange überlegt, ob sie wirklich hier studieren wollen - nachdem sich die Verwaltung der Uni auf einen Deal mit der Trump-Regierung eingelassen hat, um eingefrorene staatliche Forschungsgelder zurückzuerhalten.

Auch Sarah hat abgewogen. Die künftige Juristin will sich an der Columbia auf Menschenrecht spezialisieren. Im Bewerbungsprozess war sie verunsichert: "Ich habe dann mit einigen Professoren gesprochen, ob ich wirklich hier starten soll. Mir wurde versichert, dass sich an meinem Lehrplan nichts verändert hat. Deshalb bin ich optimistisch, dass meine Kommilitonen und Dozenten nicht mit der Einstellung der Uni-Verwaltung übereinstimmen."

Antisemitismus-Vorwurf als Vorwand

Die Verwaltung hatte zugestimmt, eine Geldstrafe in Höhe von 200 Millionen US-Dollar an die Trump-Regierung zu zahlen. Ihr wurde vorgeworfen, jüdische Studierende bei pro-palästinensischen Protesten auf dem Gelände der Hochschule nicht genug geschützt zu haben.

Joseph Howley ist Geschichtsprofessor an der Columbia und hält die Antisemitismus-Vorwürfe für einen Vorwand: "Seit langem beschweren sich Rechte in diesem Land über die Hochschulen, weil sie Ideen oder Denkweisen zulassen, die aus ihrer Sicht gefährlich oder zumindest gegen ihre eigenen politischen Interessen gerichtet sind." Deshalb greife die Trump-Regierung die Unis nun an, genau wie Medien und Anwaltskanzleien.

Viele Zugeständnisse - keine umfassende Gegenleistung

Um den Großteil der eingefrorenen staatlichen Forschungsgelder von mehr als 400 Millionen US-Dollar zurückzuerhalten, hat die Columbia University gravierenden Veränderungen zugestimmt. Die Regeln für Demonstrationen auf dem Campus wurden verschärft. Viele Diversitäts- oder Gleichstellungsprogramme eingestellt. Die Zahl neu zugelassener ausländischer Studierender wird reduziert. Einwanderungsbehörden bekommen sogar Zugang zu bestimmten Informationen über sie.   

Trotz der vielen Zugeständnisse hat die Trump-Regierung bestimmte Fördermittel nicht wieder freigegeben. Vor allem für Forschungsprojekte, die nicht ins ideologische Bild der Republikaner passen. Speziell im Bereich der Transgender- und der LGBTQ-Forschung mussten Studien eingestellt werden.

Professoren geteilter Meinung

Columbia-Professor Howley ist erstaunt darüber, dass sein Arbeitgeber kaum Widerstand gegen die Forderungen der Regierung geleistet hat. Das zeige aus seiner Sicht, dass der Vorstand der Uni vor allem aus Kapitalisten und reichen Geschäftsleuten bestehe, die kein Gespür für die akademische Welt hätten: "Weil unsere Uni nicht dagegen angekämpft hat, weiß die Regierung jetzt, dass wir uns beim nächsten Mal wieder kampflos ergeben werden."

Er selbst bedaure das sehr. "Vor allem, weil wir nicht mehr in der Lage sein werden, Top-Forscher und Top-Studierende zu rekrutieren." Schon jetzt höre Howley von vielen Kollegen, dass sie sich nach neuen Jobs umsehen.

Barry Honig ist Biophysiker an der Columbia. Er untersucht unter anderem die Funktionsweise von Proteinen im Gehirn. Seine naturwissenschaftlichen Forschungsprojekte werden fast ausschließlich von staatlichen Geldern finanziert und würden Lücken im Geldfluss kaum überleben. Deshalb ist er - im Gegensatz zu seinem Kollegen - froh, dass seine Uni schnell eine Lösung gefunden hat: "Man kann nicht einfach mit dem Finger schnippen und dann die Summe zusammenbekommen, die man braucht. Am Ende ist die Regierung die einzige Alternative."

Dennoch hielten er und seine Kollegen gerade Ausschau nach alternativen, privaten Geldgebern. Aber das täten gerade alle, erklärt Honig.

Studenten starten optimistisch ins Semester

Wie sich die Vereinbarung der Columbia University mit der Trump-Regierung auf lange Sicht auswirkt, ist noch nicht absehbar. Neu-Studentin Laura bleibt vorerst optimistisch: "Ich zähle darauf, dass die Studenten und Professoren hier das Richtige tun und sich auf die richtige Seite der Geschichte stellen, auch wenn die Uni-Verwaltung das nicht tut."

Giselle Ucar, ARD New York, tagesschau, 26.08.2025 19:49 Uhr

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