Für den ukrainischen Präsidenten Selenskyj war es das bisher beste Treffen mit Trump - und auch die anderen Europäer zeigen sich zufrieden nach dem Gespräch im Weißen Haus. Doch große Fragen blieben unbeantwortet.

Die Befürchtungen waren vor dem Gipfel groß, nachdem US-Präsident Donald Trump am Freitag noch für den russischen Machthaber Wladimir Putin den roten Teppich ausgefahren hatte. Doch statt eines Debakels wie Ende Februar im Weißen Haus gab es dieses Mal Erleichterung für den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Sein Gespräch mit Trump sei das bisher beste gewesen, sagt er am Tisch, an dem auch die Anführer der sogenannten Koalition der Willigen Platz genommen haben.

Einen nach dem anderen stellt der Gastgeber Trump vor und betont, welch großartiges Verhältnis er zu jedem von ihnen habe. Die Europäer und das Vereinigte Königreich scheinen sich die Rollen vorher aufgeteilt zu haben. NATO-Generalsekretär Mark Rutte, der Trump schon einmal "Daddy" genannt hatte, streichelt das Ego des US-Präsidenten: "Dass Sie sich bereit erklärt haben, sich an Sicherheitsgarantien zu beteiligen, ist ein Durchbruch", sagt er. Wenn man die Sache gut mache, könne man sie beenden.

EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen wird persönlich. "Tausende ukrainische Kinder sind entführt worden", sagt sie. "Als Mutter und Großmutter will ich, dass jedes von ihnen zu seiner Familie zurückkehrt."

Torsten Beermann, ARD Brüssel, mit einer Bilanz zum Ukrainetreffen aus EU-Sicht

tagesschau24, 19.08.2025 11:00 Uhr

Merz versucht Trump in die Pflicht zu nehmen

Und die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni betont die Einheit der USA und Europas: "Wenn wir Frieden und Gerechtigkeit schaffen wollen, müssen wir das gemeinsam tun."

Der Regierungschef des Vereinigten Königreichs, Keir Starmer, stellte klar: Alle am Tisch wollten den Frieden. Die Europäer seien nicht nur nach Washington geflogen, um Selenskyj beizustehen. "Wir reden nicht nur über die Sicherheit der Ukraine, sondern auch Europas und des Vereinigten Königreichs."

Bundeskanzler Friedrich Merz, den Trump als Freund und starken Mann bezeichnet, versucht Trump in die Pflicht zu nehmen. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das nächste Treffen ohne einen Waffenstillstand stattfindet", sagt er. "Lassen Sie uns dafür arbeiten und den Druck auf Russland erhöhen."

Trump entgegnet darauf: "In den sechs Kriegen, die ich beendet habe, gab es nie einen Waffenstillstand."

"Nichts Verbindliches von Trumps Seite"

Man kann darüber streiten, ob Trump wirklich so viele Konflikte bereits beendet hat. Doch hierin liege das Problem des Treffens, sagt die Sicherheitsexpertin Heather Grabbe von der Brüsseler Denkfabrik Bruegel. "Das Problem war, dass es nichts Verbindliches von Trumps Seite gab."

Die Europäer und Selenskyj betonten zwar immer wieder, dass Trump Zusagen für Sicherheitsgarantien gegeben habe. Nur ist noch nicht ausbuchstabiert, wie diese aussehen werden, sagt der US-Präsident: "Die Europäer werden einen großen Teil der Last tragen. Wir werden ihnen helfen und es sehr sicher machen."

"Deutschlands Unterstützung wäre fundamental"

Trump sagte, man werde eine Vereinbarung finden, die garantiert, dass die Ukraine nach einem Friedensabkommen nicht wieder überfallen werde. Nur die Europäer werden einen großen Teil der finanziellen Hilfe und auch der Sicherheitsgarantien tragen müssen.

Im Zweifel würden darunter auch Bodentruppen fallen. Frankreich und Großbritannien zeigten hierfür schon Bereitschaft. Deutschland hingegen ist noch zurückhaltend. "Das wäre eine schlimme Situation für die NATO", sagt Sicherheitsexpertin Grabbe: "Denn Deutschland ist das größte Land in der EU und es war immer sehr eng an die NATO gebunden. Deutschlands Unterstützung wäre fundamental."

Man sei aber vor dieser Zerreißprobe für NATO und der EU noch weit entfernt. Erstmal gehe es darum, einen Waffenstillstand zu erzwingen und den Druck auf Russland zu erhöhen, das noch immer Raketen auf die Ukraine abfeuert und Zivilisten tötet.

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