Nach sechs Jahren sind US-Präsident Trump und Russlands Präsident Putin erstmals wieder zusammengetroffen, um in Alaska über den Krieg in der Ukraine zu sprechen. Wie läuft der Tag ab? Und was ist zu erwarten?
Wo treffen sich Trump und Putin?
Donald Trump und Wladimir Putin sind zu ihrem ersten persönlichen Austausch seit sechs Jahren zusammengetroffen. Er findet im nördlichsten Bundesstaat der USA statt - in Alaska. Allein das ist an Symbolträchtigkeit kaum zu überbieten - Alaska war einmal Teil des russischen Reiches, wurde von Zar Alexander II. aber 1867 an die USA verkauft, unter anderem, um die durch Kriege leere Staatskasse aufzufüllen.
Der 49. Bundesstaat ist also eine Art Nahtstelle für die Geschichte beider Länder. In Alaska findet das Treffen auf der Militärbasis Elmendorf-Richardson in Anchorage statt. Das verspreche die nötige Sicherheit, erklärt die US-Regierung, dürfte beiden Präsidenten aber auch den Anblick von Protestierenden mit unfreundlichen Botschaften ersparen.
Ein weiterer Vorteil: In den USA muss Putin nicht damit rechnen, aufgrund des gegen ihn bestehenden Haftbefehls des Internationalen Strafgerichtshofs verhaftet zu werden - die USA erkennen das Gericht nicht an. Putins Flugzeug musste zudem auf dem Weg nach Alaska keine anderen Staaten überfliegen.
Wann sprechen die Präsidenten miteinander?
Trump ist gegen 14.00 Uhr MESZ aus Washington D.C. abgeflogen und gegen 20.20 Uhr MESZ (10.20 Uhr Ortszeit) in Alaska gelandet. Putin traf rund 40 Minuten danach auf der Militärbasis ein. Nach einem Händeschütteln auf dem Rollfeld stiegen beide Staatschefs zusammen in eine US-Limousine.
Die Dauer der Gespräche hängt sicher auch davon ab, wie sehr Trump und Putin schon ins Detail gehen und wie nahe sie einer Übereinkunft zur Ukraine kommen.
Ob Trump und Putin im Anschluss eine gemeinsame Pressekonferenz geben werden, ist laut Trump noch nicht fix. Er selbst werde auf jeden Fall anschließend vor Journalisten sprechen, sagte er dem Sender Fox News. Die russische Seite erklärte, es solle eine gemeinsame Pressekonferenz am Ende des Gipfels geben.
Wird es schon ein Abkommen zur Ukraine geben?
Das erschien in den Tagen vor dem Gipfel eher unwahrscheinlich. Trump selbst hatte die Erwartungen zu Wochenbeginn gedämpft - es werde in Alaska erst einmal darum gehen, in einer Art Sondierungstreffen herauszufinden, ob Putin zu einem Abkommen bereit ist. Es könne gut oder auch schlecht laufen, so Trump. Am Ende werde er Putin vielleicht sagen: "Viel Glück, kämpft weiter. Oder ich könnte sagen: Wir können einen Deal machen."
Trump und Putin wollen sich unter vier Augen zusammensetzen, also ohne großen Beraterstab. Dies dürfte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und mancher westlicher Staatschef mit gemischten Gefühlen begleiten, auch wenn Trump sich im Juli enttäuscht über Putin und die russischen Angriffe auf die Ukraine gezeigt hatte. Konsequenzen hatte dies nicht - ein daraufhin für Anfang August gesetztes Ultimatum an Russland ließ Trump verstreichen und kündigte stattdessen das Treffen mit Putin an.
Auch deshalb haben die Europäer versucht, Trump mit der von Bundeskanzler Friedrich Merz organisierten Schalte am Mittwoch ihre Sorgen und Erwartungen deutlich zu machen. Sie werteten das Gespräch anschließend als Erfolg. Und doch bleibt eine Sorge: Trump gilt als beeinflussbar, insbesondere durch Schmeicheleien und gewisse Aufmerksamkeiten. Das ist auch im Kreml nicht unbemerkt geblieben.
Putin wiederum dürfte herausfinden wollen, wie konsequent Trump die Forderungen der Ukraine und der westlichen Verbündeten mitträgt und wie weit Trump bereit ist, sich auf die bislang kompromisslose Linie des Kreml einzulassen - und wie wichtig es ihm ist, den Krieg möglichst schnell nur noch den Europäern zu überlassen.
Für Putin ist die militärische Lage günstig und er sieht sich nicht unter Druck, schnell einer Übereinkunft mit Trump näher zu kommen. Gut möglich, dass er Trump ein sehr begrenztes Angebot macht wie etwa eine Unterbrechung der Drohnenangriffe, um ihm einen gesichtswahrenden Ausgang des Treffens zu ermöglichen. Es würde ihm möglicherweise auch die Chance eröffnen, einen Keil zwischen die USA und die Ukraine sowie die Europäer zu treiben.
Der frühere französische Präsident François Hollande, der 2015 mit Putin 17 Stunden lang über einen Waffenstillstand im Donbass (das sogenannte Minsk-2-Abkommen) verhandelt hatte, sagte der Financial Times, Putin werde in Alaska wahrscheinlich auf Zeit spielen. "Putin wird das Treffen eröffnen, in dem er die ganze Geschichte noch einmal erzählt. Das kann eine Stunde dauern, sogar länger, wenn man ihn nicht unterbricht. Die russische Verhandlungsmethode ist, dass es lange dauern soll, ohne dass viel passiert."
Zu lügen gehöre auch zu Putins Tricks, erinnert sich Hollande. Am Ende aber werde Putin Trump irgendetwas anbieten - "eine Vermittlung, ein weiteres Treffen, eine Arbeitsgruppe - so dass die Gegenseite sagen kann: 'Seht, Putin hat sich ein bisschen bewegt'".
Nach dem Gespräch, das hat Trump angekündigt, will er Selenskyj sowie europäische Staats- und Regierungschefs sofort über etwaige Ergebnisse informieren. Das muss nicht gegen eine Übereinkunft schon in Alaska sprechen, macht aber deutlich, dass bei Trump angekommen ist, dass die Ukrainer und die europäischen Verbündeten sehr sensibel in der Frage sind, ob eine weitreichende Entscheidung zur Ukraine über ihren Kopf hinweg entschieden wird.
Wird Selenskyj mit Trump und Putin zusammenkommen?
Das ist nicht vorgesehen. Selenskyj wäre dazu nicht nur bereit, sondern drängt lange auf ein Gespräch mit Putin. Erst im Mai reiste er nach Ankara, nachdem es Andeutungen gegeben hatte, Putin könne in die Türkei reisen, um über den Krieg in der Ukraine zu sprechen. Stattdessen schickte der russische Präsident dann aber eine niedrigrangige Delegation. Daraufhin sagte auch Selenskyj seine Beteiligung an den Gesprächen ab.
Ursprünglich soll Trump eine Einladung auch an Selenskyj ins Auge gefasst haben, so berichten es jedenfalls US-Medien. Allerdings sei er damit bei Putin auf Granit gestoßen.
Putin hat eine solche Begegnung bislang immer mit den Worten abgelehnt, dafür sei die Zeit noch nicht gekommen. Ob sie in seinen Augen überhaupt jemals kommt, steht dahin - die russische Führung stellt Selenskyj immer wieder als illegitimen Präsidenten dar, dessen Amtszeit im Krieg abgelaufen sei. Dabei sieht die ukrainische Verfassung vor, dass im Krieg nicht gewählt wird; eine faire, gleiche und geheime Wahl wäre sicher auch nicht zu organisieren, solange im Osten und Süden des Landes noch gekämpft wird.
Die Sicht Putins auf Selenskyj dürfte aber vor allem dadurch bestimmt sein, dass er den Ukrainern den Status einer eigenen Nation abspricht und sie für einen Teil Russlands hält - gemäß seines Großmachtdenkens sieht Putin in dieser Frage ohnehin nur den Führer der anderen betroffenen Großmacht als Ansprechpartner, nämlich US-Präsident Trump.
Der hat nun versprochen, dass Selenskyj bei weiteren Beratungen dabei sein wird. Am Montag sagte er: "Das nächste Treffen wird mit Selenskyj und Putin sein, oder mit Selenskyj, Putin und mir."
Wie geht es dann weiter?
Das hängt davon ab, ob sich Trump und Putin auf etwas verständigen oder ob sie weitere Gespräche führen wollen. Ein weiteres Treffen von Trump und Putin soll in Russland stattfinden, Trump habe dazu eine Einladung nach Russland, teilte Putins außenpolitischer Berater Juri Uschakow vergangene Woche mit.
Sollte Trump ein wie auch immer geartetes Angebot Putins annehmen, wird er von den Ukrainern und den Europäern sicher Unterstützung erwarten - auf Kritik an seine Entscheidungen reagiert Trump erfahrungsgemäß allergisch. Trump könnte dann wieder die Fortsetzung der militärischen Unterstützung der Ukraine infrage stellen - das wäre für die Ukraine ein kaum zu verkraftender Rückschlag.
Sollte es keine Übereinkunft zur Ukraine geben, wird viel davon abhängen, wie Trump Putins Bereitschaft einschätzt, in absehbarer Zeit zu einer Übereinkunft zu kommen. Dafür, verkündete er vor dem Gipfel, würden ihm zwei Minuten genügen. Nach der Merz-Schalte drohte er Putin mit "sehr schwerwiegenden Konsequenzen", falls Russlands Staatschef nicht zu einem Ende des Krieges gegen die Ukraine bereit sein sollte.
Das hat Trump allerdings schon einmal getan, nämlich als er Ende Juli Putin ein Ultimatum von zehn Tagen setzte, um eine Waffenruhe zu vereinbaren. Diese Frist ließ er dann wortlos fallen, als sein Sonderberater Witkoff ihm Putins Vorschlag für ein baldiges Treffen überbrachte.
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