Es war offenbar ein gezielter Angriff Israels: Die Tötung von fünf Journalisten im Gazastreifen sorgt international für Empörung. Die Bundesregierung fordert von Israel Aufklärung, wie es genau dazu gekommen ist.

Die Bundesregierung hat den israelischen Angriff in Gaza, bei dem fünf Journalisten des Senders Al Jazeera getötet wurden, kritisiert und eine Erklärung von Israel gefordert. "Die Tötung von Journalisten verurteilen wir - ganz grundsätzlich", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin. Das sei nach dem humanitären Völkerrecht absolut unzulässig. "Wenn es dazu kommt, wie es jetzt passiert ist, dann liegt es an der Partei, die eine solche Tötung unternimmt, klar dazulegen, warum das notwendig war", so der Sprecher.

Bei einem israelischen Luftangriff im Gazastreifen waren am Sonntag nach Angaben des arabischen TV-Senders Al Jazeera in einem Pressezelt ein Korrespondent des Senders sowie vier Mitarbeiter getötet worden.

Israel will Beweise für Hamas-Mitgliedschaft haben

Israels Militär bestätigte den Tod des Reporters Anas al-Scharif, warf diesem aber vor, getarnt als Al Jazeera-Journalist eine Terrorzelle der militant-islamistischen Hamas angeführt zu haben. Als Beleg verwies Israel auf nachrichtendienstliche Informationen und im Gazastreifen gefundene Dokumente. Er sei verantwortlich für die Durchführung von Raketenangriffen auf israelische Zivilisten und Soldaten gewesen, teilte die Armee mit.

Die Vereinten Nationen verurteilten den Angriff auf das Pressezelt als Bruch des internationalen Rechts. Israel müsse alle Zivilisten respektieren und schützen, auch die Journalisten, erklärte das UN-Menschenrechtskommissariat auf X. Al-Scharif war von Israel schon länger als Hamas-Aktivist beschuldigt worden. Dafür seien keine Beweise vorgelegt worden, betonte die internationale Organisation "Komitee zum Schutz von Journalisten" (CPJ).

Journalisten dürfen nicht "zur Zielscheibe werden"

"Israels Muster, Journalisten ohne glaubwürdige Beweise als Militante zu bezeichnen, wirft ernsthafte Fragen hinsichtlich seiner Absichten und seiner Achtung der Pressefreiheit auf", erklärte CPJ-Regionaldirektorin Sara Qudah. Journalisten seien Zivilisten und dürften niemals zur Zielscheibe werden. Auch Al Jazeera weist die Anschuldigung gegen al-Scharif zurück und wirft Israel einen gezielten Angriff auf die Pressefreiheit vor. Bei den bei dem Angriff ebenfalls getöteten vier Kollegen handelt es sich nach Senderangaben um einen weiteren Journalisten und drei Kameramänner.

Der Sprecher des deutschen Außenamts erklärte dazu, wenn Israel sage, dass der Angriff einer Person gegolten habe, "ist zunächst einmal die Frage zu beantworten, warum dabei fünf Kollegen getötet wurden". Journalisten spielten eine sehr wichtige Rolle dabei, "die Realität von Krieg und Konflikten zu zeigen", und müssten geschützt werden.

Bundesregierung fordert Sicherheit für Journalisten

Der Auslandspresseverband in Israel und den palästinensischen Gebieten (FPA) warf der israelischen Armee vor, palästinensische Journalisten zur Zielscheibe zu machen. "In den letzten 22 Monaten hat das israelische Militär palästinensische Journalisten wiederholt als Militante bezeichnet, oft ohne nachprüfbare Beweise", hieß es in einer Stellungnahme. Das Töten von palästinensischen Journalisten, "die trotz großer persönlicher Risiken mutig während des gesamten Krieges berichtet haben", müsse aufhören, fordert die FPA.

Auch der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) verlangte Aufklärung. Selbst wenn al-Scharif ein Terrorist gewesen sein sollte, hätte das keinen Luftangriff auf ein Journalistenzelt gerechtfertigt, erklärte der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster. "Dass auf Grundlage von nicht überprüfbaren Vorwürfen gezielt Jagd auf Medienschaffende gemacht wird, ist nicht hinnehmbar."

Die Bundesregierung forderte die israelischen Behörden und alle Parteien dazu auf, alle Anstrengungen zu unternehmen, um sicherzustellen, dass Journalistinnen und Journalisten im Gazastreifen ihrer Arbeit "frei und sicher" nachgehen können. Ausländischen Journalisten ist der Zutritt zum Gazastreifen seit Kriegsbeginn weitgehend verboten. Einheimische Reporter berichten aber von vor Ort. Immer wieder gibt es Berichte über Journalisten, die bei israelischen Angriffen getötet wurden.

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