Seit mehr als einem Jahr wird ihre Stadt belagert, Familien ernähren sich von Abfällen und Tierfutter. Nun warnen die Vereinten Nationen vor einer Hungersnot im sudanesischen El Fascher.

In der seit Monaten belagerten Stadt Al-Faschir im Sudan drohen nach Einschätzung des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP) tausende Menschen zu verhungern. Die Stadt sei von humanitärer Hilfe abgeschnitten, sodass der verbleibenden Bevölkerung kaum eine andere Wahl bleibe, als mit Hilfe der wenigen verbliebenen Vorräte ums Überleben zu kämpfen, heißt es in einer Mitteilung.

El Fascher wird seit Mai vergangenen Jahres von der Rebellenarmee RSF belagert und ist die letzte verbliebene Großstadt in Nord-Darfur, die weiterhin unter Regierungskontrolle ist.

300.000 Menschen leben in belagerter Stadt

Vor einem Jahr hatten die Vereinten Nationen eine Hungersnot in dem gut 20 Kilometer von El Fascher entfernten Flüchtlingslager Samsam festgestellt. Das Lager wurde im Frühjahr von der RSF angegriffen und zerstört. Ein Teil der Bewohner floh damals nach El Fascher. In der belagerten Stadt leben nach UN-Schätzungen noch etwa 300.000 Menschen unter zunehmend verzweifelten Bedingungen.

Blockade sorgt für stark steigende Lebensmittelpreise

Das WFP konnte die Einwohner seit mehr als einem Jahr nicht mehr über Land mit Nahrungsmitteln versorgen, da alle Zufahrtsstraßen blockiert sind. "Jeder in El Fascher kämpft täglich ums Überleben", sagte Eric Perdison, WFP-Regionaldirektor für das östliche und südliche Afrika.

Das WFP unterstütze weiterhin 250.000 Menschen in der Stadt mit digitalem Bargeld, damit sie die Lebensmittel kaufen können, die sie noch auf den Märkten finden können. Dies reiche jedoch bei weitem nicht aus, um den enormen Bedarf in der belagerten Stadt zu decken.

Hinzu kommen massive Preiserhöhungen: Grundnahrungsmittel wie Sorghumhirse oder Weizen, aus denen traditionelles Fladenbrot und Brei hergestellt werden, kosten nach Angaben des WFP in El Fascher bis zu 460 Prozent mehr als im Rest des Sudan, da keine Lebensmittel in die Stadt geliefert werden können. Berichten zufolge ernähren sich einige Familien von Tierfutter und Lebensmittelabfällen, um zu überleben.

Größte Flüchtlingskrise der Welt

Im Sudan liefern sich die Armee von Militärherrscher Fattah al-Burhan und die RSF-Miliz seines früheren Stellvertreters Mohamed Hamdan Daglo einen blutigen Machtkampf. Der Norden und der Osten des Landes sind weitestgehend unter der Kontrolle der Militärregierung. Die RSF kontrolliert große Gebiete des Südens und fast die komplette westliche Region Darfur.

Der Konflikt im Sudan hat die größte Hunger- und Flüchtlingskrise der Welt ausgelöst. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR wurden in den vergangenen zwei Jahren zehntausende Menschen getötet und mehr als 14 Millionen Menschen gewaltsam vertrieben. Zudem ist ein Großteil der öffentlichen Infrastruktur - von der Wasser- bis zur Gesundheitsversorgung - in weiten Teilen des Landes zusammengebrochen. Vier Millionen Menschen sind mittlerweile aus dem Land geflohen.

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