Heute läuft das von US-Präsident Trump gesetzte Ultimatum an Russlands Staatschef Putin aus. Ein Kurswechsel ist aus Moskau nicht zu erwarten. Ob und für wen das welche Folgen haben könnte, scheint offen.

Zunächst waren es 50 Tage, dann nur noch zehn. Donald Trumps Ultimatum, mit dem er Russlands Machthaber Wladimir Putin im Krieg gegen die Ukraine zum Einlenken drängen wollte, läuft nun ab. Der US-Präsident hatte Moskaus Handelspartnern mit Strafzöllen von 100 Prozent gedroht, um den wirtschaftlichen Druck zu erhöhen.

Ob aus dem Ablauf allerdings überhaupt etwas folgt, ist nicht nur angesichts jüngster Annäherungen fraglich. Ursprünglich wollte Trump sein Gegenüber im Kreml so zu einer Waffenruhe im russischen Angriffskrieg bewegen.

Trumps Hin und Her mit den Zöllen

Aus 100 Prozent Extrazöllen für russische Handelspartner wurden dann - zumindest was Indien angeht - noch vor Ablauf der Frist 25 Prozent. In Richtung China gab es wieder einmal Drohungen, allerdings eher unkonkrete. "Es könnte passieren ... Ich kann es Ihnen noch nicht sagen", sagte Trump. "Wir haben es mit Indien getan. Wir tun es wahrscheinlich mit ein paar anderen. Einer von ihnen könnte China sein."

Durch die zusätzlichen Zölle gilt jetzt für Indien ein Zollsatz von insgesamt 50 Prozent. Damit gehört Indien zusammen mit Brasilien zu den Ländern mit den höchsten Zollabgaben bei der Einfuhr in die USA. Mit China sei man in Verhandlungen und stehe möglicherweise vor einer Einigung, sagte US-Finanzminister Scott Bessent. Trump halte sich alle Optionen offen, um den Krieg in der Ukraine zu beenden. Zölle gegen China könnten daher "irgendwann auf den Tisch kommen", sagte Bessent.

Diplomatie statt Handelskrieg

Im direkten Verhältnis zu Putin stehen die Zeichen ohnehin wieder eher auf Diplomatie statt Handelskrieg. Wie am Donnerstag bekannt geworden war, planen das Weiße Haus und der Kreml ein persönliches und zeitnahes Gespräch der beiden Präsidenten.

Wann und wo das stattfinden soll, ist noch nicht bekannt - ebenso wenig wie eine mögliche konkrete Zielsetzung. Beide Seiten erklärten lediglich, die Zeit sei reif für einen solchen Gipfel. Auf die Frage, ob die Deadline immer noch stehe, sagte Trump über Putin: "Wir werden sehen, was er zu sagen hat. Es liegt ganz bei ihm."

Was klar ist: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj spielt in den Planungen der beiden Machthaber zunächst offenbar keine Rolle. Selenskyj würde in einer späteren Phase zu den Gesprächen hinzugezogen werden. Auch sieht der US-Präsident keine Notwendigkeit für eine Zusammenkunft des Kremlchefs mit Selenskyj, bevor er selbst Putin trifft. Noch im Frühjahr hatte Kiew darauf bestanden, bei allen Gesprächen direkt beteiligt zu sein.

Europäer wieder außen vor?

Selenskyj erachtet indes einen größeren europäischen Einfluss bei den Verhandlungen als notwendig. "Alle zu treffenden Entscheidungen, um diesen Krieg zu beenden und Sicherheit zu garantieren, betreffen tatsächlich das gesamte Europa und nicht nur einen", sagte er in seiner abendlichen Videobotschaft. Das sei ein Krieg Russlands nicht nur gegen die Ukraine, sondern "in Europa und gegen Europa".

Deshalb sind laut Selenskyj Treffen auf europäischer Ebene für eine Abstimmung der Positionen geplant. "Die Stimme Europas muss auf die Prozesse Einfluss nehmen", sagte der Staatschef. Er plane hierzu nach Telefonaten mit Bundeskanzler Friedrich Merz, dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen auch ein Telefongespräch mit Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni.

Über die Pläne aus Washington wurden die Vertreter anderer europäischer Staaten bisher nur in Kenntnis gesetzt. Trump hatte schon in der Vergangenheit wenig Wert auf eine direkte Beteiligung der Europäer bei Treffen auf höchster Ebene gelegt.

Die Angriffe gehen weiter

Trotz aller Bemühungen, den Krieg zu beenden, greift Russland unterdessen weiter die Ukraine an. Die Nachrichtenagentur RBK Ukraine berichtete unter Berufung auf Behördenangaben von einem Angriff auf die Großstadt Charkiw im Osten des Landes am späten Donnerstagabend. Explosionen seien zu hören gewesen, es sei ein Feuer in einem Unternehmen ausgebrochen, hieß es dem Bericht zufolge von Bürgermeister Ihor Terechow. Verletzte wurden bisher nicht gemeldet.

Trump hatte angesichts fortlaufender Angriffe immer wieder gesagt, er sei "nicht glücklich" damit und "enttäuscht" von Putin. Doch auch diese Äußerungen blieben letztlich folgenlos für Moskau und führten zu keiner Beruhigung des Krieges.

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