Nach Hiroshima und Nagasaki lautete die Botschaft: Nie wieder. Doch 80 Jahre nach der Atombombe droht dieses Ziel ins Wanken zu geraten. Die Furcht vor einem neuen nuklearen Konflikt überschattet das Gedenken in Japan.
Hiroshima, Punkt 8.15 Uhr Ortszeit. Der Moment, in dem vor 80 Jahren die Atombombe abgeworfen wurde. Die Friedensglocke ertönt. Zehntausende Menschen senken den Kopf. Ein bewegender Moment.
Der Bürgermeister von Hiroshima, Kazumi Matsui, mahnt in seiner Eröffnungsrede: "Der Aufbau einer friedlichen Welt ohne Atomwaffen erfordert es, niemals aufzugeben. Wir müssen mit den Menschen sprechen - immer wieder -, auch wenn sie gegensätzliche Ansichten vertreten."
140.000 Menschen starben Schätzungen zufolge unmittelbar oder an den Folgen der Atombombe - viele verbrannten, verglühten regelrecht. Aus Sicht vieler Historiker heute ist der Abwurf der Atombombe eine Machtdemonstration. Die USA wählten Hiroshima damals bewusst aus. Es war eine zuvor unversehrte Stadt, ohne militärische Bedeutung.
120 Länder und Regionen nehmen am Gedenken teil - so viele wie nie zuvor. Nach einer Kontroverse um die Einladung Israels im Vorjahr verzichtete Hiroshima erstmals auf Einladungen und informierte lediglich über die Zeremonie. Dadurch kamen diesmal erstmals auch Delegationen aus Taiwan und Palästina.
Atomwaffen als "Mittel der Einschüchterung"
In den vergangen Jahren habe ein neues Wettrüsten begonnen, warnt Izumi Nakamitsu, Leiterin des Büros für Abrüstungsfragen der Vereinten Nationen. Die großen Atommächte - allen voran die USA, Russland und China - modernisieren ihre Atomarsenale. "Heute wächst die Gefahr eines nuklearen Konflikts. Vertrauen schwindet", sagt Nakamitsu während ihrer Rede. "Die geopolitischen Spannungen nehmen zu. Und genau jene Waffen, die in Hiroshima und Nagasaki so viel Zerstörung angerichtet haben, werden erneut als Mittel der Einschüchterung eingesetzt."
Die Hoffnung auf atomare Abrüstung ist gering. Der letzte große Vertrag über die nukleare Rüstungskontrolle zwischen Russland und den USA läuft Anfang kommenden Jahres aus.
Mehr Rüstung - auch im hochverschuldeten Japan
Auch Japan erhöht angesichts der nuklearen Bedrohung von China, Nordkorea und Russland seine Militärausgaben. Der Kurs ist im hochverschuldeten Japan nicht unumstritten, aus Sicht der japanischen Regierung aber alternativlos.
Die deutsche Botschafterin in Japan, Petra Sigmund, beobachtet, dass Japan sich breit aufstellen möchte. "Da ist die Haltung der japanischen Regierung, so wie ich sie sehe, zweigleisig zu fahren", sagt sie. Japan wolle früher in die eigene Verteidigung und in Abschreckung investieren. Aber gleichzeitig wolle die Regierung auch den Dialog suchen - "gerade mit den schwierigen Partnern", sagt Sigmund.
Beim Gedenken an die Opfer von Hiroshima ist die Lehre Abrüstung. Innehalten in einer Welt, die mehr und mehr für Militär ausgibt.
Johannes Edelhoff, NDR, tagesschau, 06.08.2025 10:30 UhrHaftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke