Ob es zu weiteren Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg kommt, ist ungewiss. Während ein Hamas-Funktionär erklärte, die Gespräche würden nächste Woche fortgesetzt, prüfen USA und Israel offenbar "alternative Optionen".
Israel und die USA haben die Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gazastreifen mit der radikal-islamischen Hamas offenbar aufgegeben. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte, man erwäge nun "alternative" Optionen, um die Geiseln nach Hause zu bringen und die Herrschaft der Terrororganisation Hamas in dem Küstenstreifen zu beenden.
US-Präsident Donald Trump erklärte, die Hamas wolle keine Einigung. Er gehe davon aus, dass die Anführer der Gruppe nun "gejagt werden".
Delegationen aus Katar abgezogen
Die Äußerungen folgten auf den Abzug der israelischen und US-amerikanischen Delegationen von den Friedensgesprächen in Doha. Der US-Gesandte Steve Witkoff hatte der Hamas die Schuld an der Sackgasse gegeben, was Netanjahu bestätigte.
Die Hamas wies die Darstellung zurück und erklärte, die Unterhändler hätten Fortschritte gemacht. Die Äußerungen Witkoffs würden darauf abzielen, im Namen Israels Druck für künftige Verhandlungsrunden aufzubauen.Bei den Gesprächen seien mehrere Differenzen beinahe behoben worden, sagte Hamas-Funktionär Bassem Naim. Diese beträfen den Zeitplan für eine Waffenruhe, Garantien für Verhandlungen über einen dauerhaften Waffenstillstand und die Art und Weise, wie humanitäre Hilfslieferungen bewerkstelligt werden sollten. Beide Kriegsparteien hatten seit Wochen in Katar verhandelt.
Die Hamas hält die Geiseln, noch etwa rund 50, vermutlich an verschiedenen Orten fest, unter anderem in Tunneln. Die militant-islamistische Gruppe warnte, sie habe Wächtern befohlen, die noch lebenden Geiseln zu töten, sollten sich israelische Soldaten nähern. Die israelischen Behörden nehmen an, dass weniger als die Hälfte der rund 50 verbliebenen Geiseln noch am Leben ist.
Streit über Verteilung von Hilfsgütern
Ein zentraler Streitpunkt in dem Konflikt ist die Verteilung von Hilfsgütern. Eine interne Analyse der US-Regierung hat einem Medienbericht zufolge keine Belege für eine systematische Unterschlagung von US-Hilfsgütern durch die Hamas gefunden. Die Untersuchung der US-Behörde für Entwicklungszusammenarbeit (USAID) stellt damit die Hauptbegründung der Regierungen in Washington und Jerusalem für die Unterstützung einer neuen, bewaffneten privaten Hilfsoperation infrage, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete.
Das US-Außenministerium wies die Ergebnisse jedoch zurück und erklärte, es gebe Videobeweise für Plünderungen durch die Hamas, legte diese aber nicht vor. Die USAID-Analyse untersuchte 156 Fälle von Diebstahl oder Verlust von Hilfsgütern zwischen Oktober 2023 und Mai 2025. Dem Bericht zufolge seien mindestens 44 der Vorfälle direkt oder indirekt auf Handlungen des israelischen Militärs zurückzuführen.
"Humanitäre Katastrophe muss enden"
Die israelische Regierung hält dagegen an ihrer Darstellung fest, Geheimdienstberichten zufolge zweige die Hamas bis zu einem Viertel der Hilfslieferungen für ihre Terrorkämpfer ab. Nach Angaben des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP) leidet fast ein Viertel der 2,1 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner des Gazastreifens unter hungerähnlichen Zuständen.
Deutschland, Frankreich und Großbritannien haben unterdessen Israel zur Aufhebung aller Beschränkungen für humanitäre Hilfslieferungen in den Gazastreifen aufgerufen. "Die humanitäre Katastrophe, die wir derzeit im Gazastreifen beobachten, muss jetzt enden", erklärten Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und der britische Premierminister Keir Starmer in einer gemeinsamen Mitteilung. Zudem riefen sie zu einem sofortigen Waffenstillstand in dem Palästinensergebiet und zur "bedingungslosen" Freilassung aller von der Hamas festgehaltenen Geiseln auf.
Scharfe Kritik an israelischen Plänen
Merz, Macron und Starmer übten zudem scharfe Kritik an Äußerungen israelischer Regierungsmitglieder zur möglichen Annexion palästinensischer Gebiete. "Wir lehnen jegliche Bemühungen, israelische Souveränität über die besetzten palästinensischen Gebiete zu erzwingen, entschieden ab", hieß es in der gemeinsamen Erklärung dazu. Sie erklärten weiter: "Annexionsdrohungen, Siedlungsbau und Gewaltakte von Siedlern gegen Palästinenser untergraben die Aussichten auf eine ausgehandelte Zweistaatenlösung."
Deutschland, Frankreich und Großbritannien seien weiterhin bestrebt, gemeinsam mit internationalen Partnern einen "konkreten und glaubwürdigen Plan für die nächste Phase im Gazastreifen zu erarbeiten". Dieser müsse "Übergangsregelungen für die Regierungsführung und Sicherheit" enthalten und einhergehen mit dem "Rückzug der israelischen Streitkräfte und der Absetzung der Hamas-Führung".
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