Anlegen, besichtigen, weiterfahren: Die touristischen Ziele in Griechenland haben oft wenig von den Kreuzfahrtschiffen, die das Land anlaufen. Einige Inseln nehmen deshalb eine Gebühr - seit neuestem auch Athen.
Um kurz vor sechs Uhr morgens fährt das erste Kreuzfahrtschiff des Tages im Hafen von Piräus ein. Auf der Reiseroute der Passagiere stehen einige der beliebtesten touristischen Ziele Griechenlands. In Athen geht es dann gleich zur Akropolis.
Doch was viele Reisende an Bord nicht wissen: Wer Athen eine Stippvisite abstatten möchte, muss ab dieser Woche in der Hauptsaison, also von Anfang Juli bis Ende September, eine Ankunftsgebühr von fünf Euro bezahlen.
Den Reisenden Simon Abdul, der zum ersten Mal in Griechenland ist, überrascht das. "Es ist nicht so viel, also zahlen wir das, aber für andere ist es vielleicht nicht fair", sagt er. Die Gebühr hätte eigentlich bereits zum 1. Juli eingeführt werden sollen. Weil aufgrund der Erdbeben in Santorini die Zahl der Kreuzfahrtanläufe zunächst rückläufig war, wurde die Einführung aber um drei Wochen verschoben.
Die Folgen der Beliebtheit
Tourismus ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige in Griechenland, und der Kreuzfahrttourismus ist in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden. 2024 haben rund acht Millionen Menschen Griechenland per Kreuzfahrtschiff einen Kurzbesuch abgestattet. Neben Athen sind die Kykladeninseln Santorini und Mykonos besonders beliebt.
Die Einnahmen sind im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 20 Prozent auf über eine Milliarde Euro gestiegen. Es ist Geld, das das nach wie vor hoch verschuldete Griechenland gut gebrauchen kann.
Dennoch gibt es vor allem an den touristischen Hotspots Kritik: Die Kreuzfahrt-Touristen übernachten nicht und konsumieren wenig bis gar nichts, kurz: Die lokale Wirtschaft profitiert oft eher wenig von dem Boom. Gleichzeitig sind die Kommunen mit den Folgen des Massentourismus ziemlich auf sich allein gestellt.
Belastung für Infrastruktur
Erst vor wenigen Wochen hat Nikos Georges, Bürgermeister von Santorini, Alarm geschlagen. Auf der Insel leben rund 15.000-Einwohner - an einem Tag kämen aber bis zu 19.000 Kreuzfahrtschiffpassagiere an. Die Infrastruktur der Insel sei überlastet.
Eines der größten Probleme ist die Wasserknappheit. Die Kapazitäten der errichteten Entsalzungsanlagen reichen teilweise kaum aus.
Ähnliche Probleme gibt es auf Mykonos. Dort haben sich in der Vergangenheit selbst Touristen über Schiffe beschwert, die unter anderem aus Platzmangel direkt vor der Altstadt anlegten und so das Panorama und den Blick auf den Sonnenuntergang blockierten.
Bis zu 50 Millionen Euro Zusatzeinnahmen?
Auf Santorini und Mykonos müssten Kreuzfahrttouristen je nach Saison bis zu 20 Euro Ankunftsgebühr zahlen.
Nina Roux lebt seit fünf Jahren auf Mykonos und arbeitet hier als Reiseveranstalterin ausschließlich mit Kreuzfahrttouristen. Was die Gebühr angeht, ist sie zwiegespalten, denn dass die Gebühr nicht überall gleich hoch ist, verzerre den Wettbewerb.
Gleichzeitig gebe es auf der Insel aber nur ein öffentliches Krankenhaus und nur eine Ambulanz. "Für die Einheimischen wird nicht so viel getan. Wenn das Geld also an die Gemeinde ginge, wäre das großartig", so Roux.
Etwa 50 Millionen Euro Zusatzeinnahmen erhofft sich die griechische Regierung durch diese Maßnahme. Ein Drittel soll direkt der jeweiligen Gemeinde zugutekommen. Zwei Drittel gehen an das Schifffahrtsministerium, das für die Modernisierung der Häfen sorgen soll, und an das Tourismusministerium.
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