Die US-Einwanderungsbehörde geht mit Razzien gegen mutmaßlich illegale Einwanderer vor - auch in Kalifornien. Doch der Widerstand dagegen wächst. Auf einer Farm rief eine spontane Protestaktion die Nationalgarde auf den Plan.

Vor der Stadtverwaltung im kalifornischen Küstenort Oxnard versammeln sich immer mehr Menschen auf dem Bürgersteig. Sie haben Protestplakate mitgebracht. Viele der vorbeifahrenden Autos hupen als Zeichen der Unterstützung.

Auf dem Bürgersteig steht auch Betty, selbst in den USA geboren, aber das Kind von einst illegal eingewanderten Eltern. "Es ist schrecklich, wie Immigranten gerade behandelt werden. Mein Vater ist auch schon mal abgeschoben worden, als ich klein war. Zum Glück hat er es geschafft, zurückzukommen", erzählt sie. Ihre Eltern sind mittlerweile eingebürgert - und beim Protest auch mit dabei, um "ihre Leute" zu unterstützen, wie sie sagen. Arbeitsame Menschen, die sich jeden Tag hier ihr Brot verdienten.

 

Hunderte protestieren spontan während Razzia

Gerade erst sind in der Gegend bei großangelegten Razzien auf einer Cannabisfarm etwa 200 Menschen festgenommen worden. Laut US-Heimatschutzministerium alles Arbeitskräfte ohne Papiere.

Ein spontaner Protest von mehreren hundert Menschen gegen die Razzien rief die Nationalgarde auf den Plan. Genevieve Flores-Haro leitet den Verein MICOP, der sich in der Region um Tausende von Landarbeitern ohne Papiere kümmert - selbst während der Razzia vor Ort. Sie und ihre Mitarbeiter hätten Tränengas und Gummigeschosse abbekommen, weil die Leute von der Einwanderungsbehörde ICE trotz weitgehend friedlichem Protest offenbar Angst um ihre Sicherheit gehabt hätten, so Flores-Haro.

Protestaktionen gegen die Razzien der ICE - wie hier in Oxnard - nehmen zu.

Es gab mehrere Verletzte. Zunächst hatten mehrere US-Medien berichtet, dass ein Farmarbeiter vom Dach eines Gewächshauses gestürzt und im Krankenhaus aufgrund seiner schweren Verletzungen verstorben sei. Dem widersprechen jüngste Berichte. Der Mann sei am Leben und befinde sich wegen seiner schweren Verletzungen in kritischem Zustand, hieß es.

Grenzschutz wirft Farmbetreiber mögliche Kinderarbeit vor

Auch bei der Versammlung in Oxnard kommt die Sprache auf den Protest während der Razzia auf der Cannabisfarm. Aus der Menge sollen Schüsse gefallen sein. Das FBI ermittelt.

Rodney Scott vom US-Grenzschutz schrieb beim Kurznachrichtendienst X, man habe Minderjährige auf der Farm angetroffen, der Verdacht der Kinderarbeit stehe im Raum. Der Betreiber der Farm teilte dagegen auf X mit, man habe weder wissentlich gegen Arbeitsgesetze verstoßen, noch Minderjährige beschäftigt.

Wachsende Angst bei Einwanderern

Bei MICOP und ähnlichen Organisationen versuchen die Mitarbeiter jetzt, die Festgenommenen zu finden und Kontakt zu den Familien herzustellen. Das ist nicht immer einfach. Schon seit Monaten versuchen die Organisationen auch, Einwanderer über ihre Rechte aufzuklären. Häufig stellen die Beschäftigten fest, wie verängstigt die Menschen seien, dass sie sich kaum noch auf die Straße trauten. Läden, Kneipen, Schulen seien leerer als sonst in ihrer Gegend.

Deshalb sei er hier, sagt Hugo beim Protest in Oxnard - selbst hier geboren, aber Kind mexikanischer Einwanderer. Er habe schon auch Angst. Aber er riskiere eben keine Abschiebung, sondern nur eine Festnahme für ein paar Stunden oder Tage. Deshalb protestiere er, damit andere sicher Zuhause bleiben könnten.

Weil die Angst um sich greift, machen sich auch Farmer Sorgen um ihre Ernte. Denn in Kalifornien wird ein großer Teil der Landarbeit von Menschen ohne Papiere erledigt. Nach Schätzungen stellen sie mindestens die Hälfte der Arbeitskräfte in dieser Branche. Werden sie abgeschoben oder trauen sich nicht zur Arbeit, dann fehlen sie auf den Feldern und in den Gewächshäusern. 

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