Täglich kommen Hunderte Migranten auf Kreta an. Nun will Griechenland auf der Insel für zunächst drei Monate keine Asylanträge mehr bearbeiten - und alle Bootsflüchtlinge inhaftieren.

Die griechische Regierung will für mindestens drei Monate keine Asylanträge für Migranten mehr bearbeiten, die das Land von Libyen aus über den Seeweg erreichen.

Migranten, die derzeit in großer Zahl auf der Insel Kreta ankommen, sollen zudem "festgenommen und inhaftiert" werden, wie Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis im Parlament ankündigte. Es gebe Pläne für ein Haftlager für Migranten auf Kreta. "Diese Notsituation erfordert eindeutig Notfallmaßnahmen", sagte Mitsotakis.

Die griechische Regierung sende damit eine klare Botschaft an alle Schleuser: "Die Route nach Griechenland wird geschlossen." Laut Mitsotakis bemüht sich Athen um eine Zusammenarbeit der libyschen und der griechischen Küstenwache bei der Zurückweisung von Booten, die von Libyen aus in Richtung Europa aufbrechen.

Die Europäische Kommission sei informiert worden. Heute soll eine entsprechende gesetzliche Neuregelung beschlossen werden. 

Täglich Hunderte Migranten per Boot

Derzeit erreichen täglich Hunderte Migranten aus Libyen Kreta mit Booten. In den vergangenen zwei Tagen wurden von der Küstenwache rund 2.000 Ankünfte gemeldet. Weitere 520 Migranten erreichten Kreta demnach in der Nacht zu gestern .

Mittlerweile wird die Zahl der in diesem Jahr auf Kreta angekommenen Migranten aus Libyen auf knapp 10.000 geschätzt. Das entspricht einer Steigerung von 350 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Behörden versuchen, die Menschen zu registrieren. Mehr als die Hälfte der Ankömmlinge seien junge Männer, die hauptsächlich aus dem Sudan stammten, berichteten Medien unter Berufung auf die Polizei.

Kreta ist schlecht auf die vielen Menschen vorbereitet, die Insel ist durch den Ansturm überfordert. Es fehlen organisierte Aufnahmelager und temporäre Unterkünfte. Die Migranten müssten in den Häfen der Mittelmeerinsel unter der prallen Sonne oder in Lagerhallen ausharren, bevor sie in kleineren Gruppen aufs Festland gebracht werden, berichteten Medien. 

Gesprächsversuch mit Libyen gescheitert

Als Transitland für Migranten auf dem Weg nach Europa steht Libyen seit Langem im Fokus der Bemühungen der Europäer, die Migration einzudämmen. Am Dienstag war ein Versuch der EU-Kommission gescheitert, in Libyen Gespräche mit Vertretern der beiden verfeindeten Regierungen im Westen sowie im Osten des Landes zu führen.

Die von EU-Migrationskommissar Magnus Brunner angeführte Delegation musste ihre Reise vorzeitig abbrechen. "Die geplanten Treffen in Bengasi konnten letztlich nicht stattfinden", teilte Brunner auf X mit. Ein Kommissionssprecher nannte als Grund "protokollarische Probleme". Die Ost-Regierung warf der Delegation vor, nach Ankunft in Bengasi gegen diplomatische Regeln verstoßen zu haben und ohne Erlaubnis eingereist zu sein.

In Libyen brach nach dem Sturz von Machthaber Muammar al-Gaddafi 2011 ein Bürgerkrieg aus. Seitdem kämpfen die zwei verfeindeten Regierungen und unzählige Milizen um Macht und Einfluss. Im Westen sitzt Ministerpräsident Abdul Hamid Dbeibah, im Osten Regierungschef Osama Hammad, der vom abtrünnigen General Chalifa Haftar unterstützt wird.

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