Die Sturzflut kam für viele Menschen am Guadalupe River völlig überraschend: Fast 80 Tote wurden bislang geborgen. Unter ihnen sind zahlreiche Mädchen, die ein Sommercamp besucht hatten. Mehrere Menschen werden noch vermisst.
Die Zahl der Toten nach den verheerenden Sturzfluten im US-Bundesstaat Texas ist auf mindestens 78 gestiegen. Allein in Kerr County wurden 68 Leichen gefunden, darunter 28 Kinder, wie der Sheriff von Kerr County, Larry Leitha, mitteilte. Unter den Todesopfern waren auch zahlreiche Mädchen, die ein christliches Sommercamp mit dem Namen "Camp Mystic" besucht hatten.
Die Einsatzkräfte suchten weiter nach Vermissten, darunter zehn Mädchen und ein Betreuer des Camps. Im ganzen Bundesstaat werden nach Angaben von Gouverneur Greg Abbott mindestens 41 Menschen vermisst.

Matratzen und andere Gegenstände liegen auf dem Veranstaltungsgelände des "Camp Mystic".
Gouverneur warnt vor weiteren Regenfällen
Der Gouverneur von Texas, Greg Abbott, hatte sich bereits am Samstag ein Bild vom verwüsteten Sommercamp gemacht. Er sei schockiert gewesen, schrieb er auf der Plattform X. Die Anlage sei auf eine Weise zerstört worden, "wie ich es bei keiner Naturkatastrophe erlebt habe". Wasser habe bis zum Dach der Hütten gestanden. "Wir werden nicht aufhören, bis wir alle Mädchen gefunden haben, die in diesen Hütten waren." Für Sonntag rief er einen Tag des Gebetes in dem Bundesstaat aus.
Der Gouverneur warnte, dass weitere heftige Regenfälle, die bis Dienstag andauern sollen, erneut zu lebensbedrohlichen Fluten führen könnten - vor allem in bereits überschwemmten Gebieten.
Viele wollten langes Wochenende nutzen
Das lokale Fernsehen zeigte Schwarz-Weiß-Fotos von Opfern, immer mehr Schicksale werden bekannt. Es waren kleine Kinder, Jugendliche, Eltern, die die Fluten, die am Freitagmorgen das Gebiet erfassten, nicht überlebten. Das verlängerte Wochenende mit dem nationalen Feiertag am 4. Juli wollten viele nutzen, um in ein Sommercamp zu gehen oder am Flussufer zu zelten.
Ein zehnjähriges Mädchen hatte Glück, wie ihre Mutter der New York Times berichtete: Ihre Hütte habe hoch genug gelegen. So konnte sie dort auf ihre Rettung warten. Eine andere Teilnehmerin habe mitten in der Nacht durch reißende Wassermassen bis zu einer Empore laufen müssen. Dort habe sie eine schlaflose Nacht verbracht, während unter ihr das Wasser anstieg. Am nächsten Tag sei sie mit dem Hubschrauber gerettet worden.

Einsatzkräfte durchsuchen Astwerk nach vermissten Teilnehmerinnen eines Sommercamps.
Menschen retteten sich zum Teil auf Bäume
Insgesamt wurden nach Angaben der Behörden mehr als 850 Menschen unverletzt gerettet. Acht Menschen wurden demnach verletzt. Die Menschen hätten sich zum Teil auf Bäume gerettet, um nicht von den Fluten mitgerissen zu werden.
Die Lage in dem Gebiet ist weiterhin unübersichtlich. Am Samstag gab es zum Teil keinen Strom und kein Internet. Fernsehbilder zeigten, wie Autos mitgerissen wurden, Bäume entwurzelt waren, Häuser unter Wasser standen. Zum Teil wurden Leichen in Autos gefunden, die weggespült worden waren.
US-Präsident Donald Trump schob mit einer Katastrophenfall-Erklärung weitere Bundeshilfen für das Gebiet an. Im Hauptgebiet Kerr County sind mehr als 400 Rettungshelfer unterwegs. Auch ein Dutzend Hunde werden bei der Suche eingesetzt. Es wird in der Luft, auf dem Wasser und am Boden nach den Vermissten gesucht. Zugleich warnen die Behörden davor, eigene private Drohnen fliegen zu lassen, um nach Vermissten zu suchen. Das behindere die Arbeit der Helfer.
Mehr extreme Regenfälle wegen Klimawandels
Die heftigen Überschwemmungen seit Freitagmorgen hatten viele Menschen überrascht. In der Gegend ist es nach Behördenangaben nicht unüblich, dass Flüsse über die Ufer treten. Allerdings ist die Dimension ungewöhnlich.
Der Guadalupe River sei ein Zusammenfluss zweier Quellarme, erklärte der Stadtverwalter von Kerrville, Dalton Rice, auf einer Pressekonferenz. Vor Kerrville seien die Wassermassen dann im Guadalupe River zusammengeflossen, was zu dem schnellen Anstieg des Pegelstandes geführt habe.
Extreme Regenfälle hätten in Texas in den vergangenen Jahrzehnten aufgrund des Klimawandels zugenommen, sagte Kristina Dahl, Vizepräsidentin für Wissenschaft bei der gemeinnützigen US-Organisation Climate Central, dem Sender CNN.
Was ist eine Sturzflut? Sturzfluten entstehen, wenn der Boden die heftigen Regenfälle nicht aufnehmen kann. Wissenschaftlern zufolge führt der vom Menschen verursachte Klimawandel zu häufigeren Extremwetterereignissen wie Überschwemmungen, Dürren und Hitzewellen.Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke