Es ist wie eine Lotterie: Die Menschen sitzen in ihren Häusern oder im Schutzraum und hoffen, dass es sie diesmal nicht trifft. Doch sie wissen, vielleicht sind sie das nächste Mal dran. Viele kennen inzwischen jemanden, dem die Wohnung ausgebrannt ist oder von einer Druckwelle und Trümmern verletzt worden ist. 

Seit US-Präsident Donald Trump im Amt ist, haben die russischen Streitkräfte die Angriffe auf ukrainische Städte stetig verstärkt. In der Nacht auf Freitag dann haben sie die Ukraine mit der Rekordzahl von 539 Drohnen und elf Raketen angegriffen, die meisten davon flogen in Richtung der Hauptstadt Kiew. 

Sieben Stunden lang dauerte die Attacke, immer wieder erschütterten Explosionen die Stadt, das Summen der Drohnen war allgegenwärtig. Der Flugabwehr gelang es, die Mehrzahl der Drohnen abzuschiessen, aber nur zwei Raketen konnten abgefangen werden.

Kiew unter Beschuss

Doch auch die niedergehenden Trümmerteile sind gefährlich. Brände erhellten die Nacht, sechs von zehn Stadtteilen waren betroffen, Wohnhäuser, Geschäfte, eine Schule, eine medizinische Einrichtung und Zuglinien wurden beschädigt. Autos brannten aus, Strassen waren von Trümmern übersät. Mehrere Menschen wurden verletzt, zwei sind inzwischen gestorben. 

Eine Rekordzahl von Einwohnern und Einwohnerinnen und viele Kinder verbrachte die Nacht in Schutzräumen, in der Tiefgarage oder in der Metro. Am Morgen danach war die Hauptstadt in eine stinkende Rauchwolke gehüllt. Die Behörden baten die Bevölkerung, keine Fenster zu öffnen und die Häuser nicht zu verlassen. Die zahlreichen Brände hatten toxische Stoffe freigesetzt. 

Putin ermutigt für weitere Angriffe

Ein Ende des Schreckens ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Russland hat die Produktion von Drohnen und Raketen sogar gesteigert. Präsident Wladimir Putin scheint zu denken, dass er gewinnen kann. Die USA unter Präsident Trump fahren die Hilfe an die Ukraine zurück und haben offensichtlich nicht im Sinn, den Kreml unter Druck zu setzen. Das wirkt auf Putin wie eine Ermutigung. Es war bezeichnend, dass der grosse Angriff von Freitagnacht kurz nach einem Telefonat von Trump mit Putin erfolgte. 

Die russischen Streitkräfte kommen an der Front nur langsam und unter grossen Verlusten voran. Deshalb versucht der Kreml, die Zivilbevölkerung möglichst zu zermürben, sie zum Aufgeben zu zwingen. Er schwächt sozusagen das Hinterland, das mit Spenden und tatkräftiger Unterstützung die ukrainische Armee unterstützt. 

Die USA halten nun wichtige Rüstungsgüter zurück, die nötig wären, um russische Raketen abzufangen. Für die Ukraine ist dies verheerend, denn Europa kann keinen unmittelbaren Ersatz liefern. Die Zahl der zivilen Opfer dürfte wohl noch stark steigen.

Ukraine auf sich selbst gestellt

Doch aufgeben ist keine Option. Die Ukrainer und Ukrainerinnen wissen, wie schlimm die Zustände in den russisch besetzten Gebieten sind. Im Kreml sagt man zudem ganz offen, dass man die Ukraine als Nation vernichten wolle. So sieht sich die Ukraine weitgehend auf sich selbst gestellt. Man setzt auf die eigene Rüstungsproduktion, die vom Westen mitfinanziert wird. Und man versucht, Russland mit Angriffen auf die Logistik und auf Öldepots zu schwächen und an der Front so gut wie möglich standzuhalten. 

Manche Ukrainer und Ukrainerinnen haben den Eindruck, dass Europa den Ernst der Lage nicht begriffen habe. Falls es die Ukraine nicht mehr schaffe, die russische Aggression abzuwehren, so sagen sie, dann seien auch die westlichen Nachbarn der Ukraine in Gefahr.

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