Das iranische Atomprogramm soll in Schutt und Asche liegen - so stellt es zumindest US-Präsident Trump dar. Doch es gibt erhebliche Zweifel. Wie entscheidend wurden die Anlagen getroffen und wie geht es weiter?
Die von den US-Amerikanern und Israelis verbreiteten Satellitenaufnahmen sollten nur einen Schluss zulassen: Das iranische Atomprogramm ist Geschichte. Trümmerhaufen, wo einst Atomanlagen standen, schwarze Häuserruinen, in denen Zentrifugen vor dem Angriff Uran angereichert haben sollen. Und selbst die tief unter der Erde liegende Atomanlage Fordo soll mit bunkerbrechenden US-Bomben vernichtet worden sein.
US-Präsident Donald Trump erklärte den Angriff schon kurz danach zu einem vollen Erfolg. Doch an der Darstellung gibt es immer mehr Zweifel. Sogar US-Geheimdienste berichten laut amerikanischen Medien, das iranische Atomprogramm sei höchstens um ein paar Monate zurückgeworfen worden.
Wissen im Iran besteht weiterhin
Ähnlich schätzt es Rafael Grossi, Direktor der Internationalen Atomenergieagentur, ein: "Der Iran hat ein großes und ambitioniertes Atomprogramm", sagte Grossi dem amerikanischen Sender CBS. "Ein Teil davon könnte die Angriffe überlebt haben." Und selbst wenn nicht: Das Wissen ebenso wie die industriellen Voraussetzungen bestünden nach wie vor. Die Entwicklungen in diesem Bereich könne man nicht rückgängig machen, so Grossi.
Ebenfalls fatal für die US-Amerikaner und Israelis: Von rund 400 Kilogramm hoch angereichertem Uran fehlt jede Spur. "Wir wissen nicht, wo sich das Material befindet oder ob Teile davon bei den Attacken zerstört wurden", sagte Grossi.
Noch immer angereichertes Uran im Iran?
Auf über 60 Prozent soll das Material angereichert und vor den Angriffen in Sicherheit gebracht worden sein. Von dieser Version geht auch der iranische Analyst Diago Hosseini aus: "Die Fähigkeit und das Wissen des Iran, seine nuklearen Aktivitäten fortzusetzen, sind immer noch vorhanden. Und es wird spekuliert, dass nach wie vor hochangereichertes Uran im Iran lagert."
Daraus könnte das iranische Regime mehrere Atombomben herstellen. Wobei der gesamte Prozess bis zu einem atomaren Angriff mit Raketen vermutlich bis zu zwei Jahre dauern würde. Angesichts der nach wie vor unklaren Situation rund um das iranische Atomprogramm spekulieren die Menschen im Iran auf neue Angriffe Israels. "Das sind die Bedingungen, die den Krieg erneut entfachen können", sagt Hosseini. "Der Iran ist natürlich bestrebt, seine eigene frühere Position zurückzuerlangen und sein Atomprogramm wiederherzustellen."
Grossi fordert Überwachung des Atomprogramms
Doch ob es überhaupt eine militärische Lösung für das iranische Atomprogramm gibt, darf bezweifelt werden. Über Jahrzehnte hat das Land in die Nukleartechnologie investiert und trotz harscher internationaler Sanktionen - gerade in den vergangenen Jahren - immer weitere Fortschritte erzielt. Deshalb fordert auch der Direktor der Internationalen Atomenergieagentur eine Lösung am Verhandlungstisch. Mit militärischen Operationen werde man das Problem nicht lösen können, so Grossi. "Es muss ein Abkommen geben." Und: "Es muss eine strenge Überwachung des iranischen Atomprogramms geben, das allen Ländern in der Region und auf der Welt Sicherheit gibt."
Sicherheit, die es aktuell nicht gibt. Zu unklar ist, wie schwerwiegend das Atomprogramm des Iran wirklich getroffen wurde. Und unter welchen Bedingungen überhaupt wieder Verhandlungen möglich sind. Der Iran will jetzt zunächst die Zusammenarbeit mit der Internationalen Atomenergieagentur aussetzen.
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