Vermummte Gestalten, Gewalt gegen Menschen, die weggezerrt werden: So könnte auch Kidnapping aussehen. Doch es sind unter anderem Beamte der US-Einwanderungsbehörde, die so in L.A. auftreten.
Die Bilder laufen im lokalen Fernsehsender KTLA: Ein Mann liegt am Boden, vermummte Beamte schlagen zu. Eine weitere Razzia der Einwanderungsbehörde. Solche Szenen gibt es fast täglich. Eine Augenzeugin berichtet, wie einem gefesselten Mann Pfefferspray ins Gesicht gesprüht wurde. Auch davon gibt es Videoaufnahmen.
Ebenso wie von diesem Fall: Eine Mutter wird vor den Augen ihrer Kinder in ein Fahrzeug gezerrt. Die verlangen, einen Haftbefehl zu sehen, und flehen Passanten an, die Polizei zu rufen.
Valerie Amezcua, die Bürgermeisterin des südkalifornischen Santa Ana, nennt das Vorgehen unmenschlich. Gerne würde sie die vermummten Beamten aus ihrer Stadt schicken, sagt sie - aber sie hat keine Handhabe. Das Vorgehen sei von Präsident Donald Trump so angeordnet.
Und: Für Bundesbeamte gelten nicht dieselben Regeln wie für lokale Polizeikräfte. Kleidung, Ausrüstung, Gewaltanwendung - vieles ist weniger reglementiert. Neben der Einwanderungsbehörde ICE sind auch die Grenzschutzbehörde CBP und Ermittler der Homeland Security Investigations im Einsatz.

Menschen demonstrieren vor einem Haus in Pasadena, weil Nachbarn von ICE-Agenten festgenommen wurden.
"Wir wissen nicht, ob sie überhaupt noch im Land sind"
Angehörige berichten von schlechten Bedingungen in den Sammelstellen. Der Bruder einer festgenommenen Straßenverkäuferin sagt, seine Schwester sei seit Tagen in einem kalten Raum eingesperrt. Nicht einmal eine Decke habe sie, erzählt er. Seit ihrer Festnahme habe sie nicht duschen können.
Oft wissen Angehörige nicht einmal, wo ihre Familienmitglieder festgehalten werden. Die Bürgermeisterin von Los Angeles, Karen Bass, sagt die Razzien seien zwar nicht neu, aber die Qualität habe sich verändert: "Menschen verschwinden. Wir wissen nicht, wo sie sind - oder ob sie überhaupt noch im Land sind."
Viele nie mit Gesetz in Konflikt geraten
1.600 Menschen wurden laut Heimatschutzministerium allein in Kalifornien binnen zwei Wochen festgenommen. Das erklärte Ziel liegt deutlich höher, bei 3.000 Festnahmen landesweit - pro Tag. Trump hatte im Wahlkampf und danach Massenabschiebungen versprochen.
Mehr als die Hälfte der in Kalifornien Inhaftierten ist nie mit dem Gesetz in Konflikt geraten - abgesehen vom Aufenthaltsstatus. Allerdings können auch US-Bürger, die gegen Razzien und gewaltsame Festnahmen protestieren oder sie filmen, ins Visier geraten. Auch davon gibt es Aufnahmen, zum Beispiel von einer Passantin, die mit einem Taser bedroht wird.
Dabei spielt sich immer wieder dasselbe Muster ab: Zivil gekleidete Männer, teils mit Militärwesten, greifen zu - ohne sichtbare Ausweise, oft nur mit "Polizei"-Schriftzug. Die Gesichter sind mit Basecaps und Halstüchern vermummt.
ICE-Direktor Todd Lyons verteidigt die Maskierung: "Wenn die Masken die Menschen stören, tut es mir leid. Aber ich bringe meine Leute nicht in Gefahr, nur weil manche ihre Arbeit nicht mögen."
"Wie die Geheimpolizei autoritärer Regime"
Der frühere FBI-Agent und Bürgerrechtler Mike German sagt im Guardian, das sende eine klare Botschaft: "Diese Beamten fühlen sich unantastbar - wie die Geheimpolizei autoritärer Regime."
Der demokratische Senator Scott Wiener hat zusammen mit Kollegen im kalifornischen Landesparlament eine Gesetzesinitiative gestartet - für ein "Anti-Geheimpolizei-Gesetz". "Man kann oft nicht erkennen, ob es sich um echte Beamte oder vielleicht um bewaffnete Milizionäre handelt", sagt Wiener. Und tatsächlich: Es gab schon Fälle, in denen sich Zivilisten als ICE-Agenten ausgegeben haben.
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