Holzverschläge abgedeckt mit Plastikplanen. Stacheldraht. Wellblechdächer, so weit das Auge reicht. Das Lager Mae La ist eines von mehreren Flüchtlingslagern an der Grenze zu Myanmar. Hier lebt Nay Toe, der 31-Jährige gehört zur Volksgruppe der Karen. Vor knapp zwanzig Jahren ist er als Kind hierhergekommen.

«Das Militär kam in unser Dorf, um Menschen gegen ihren Willen zum Dienst zu verpflichten. Wir wollten nicht unter einem repressiven Regime leben.» Nay Toes Bruder wurde hier geboren. Er ist jetzt 16 und kennt kein anderes Leben als hier im Flüchtlingslager.

Wir haben die USA ausgewählt, weil wir dachten, das sei das beste Land.
Autor: Sai

«Zu Beginn waren wir zu sechst. Meine Grosseltern und mein Vater sind inzwischen gestorben, während wir hier warteten.» Nun seien nur noch sein jüngerer Bruder, seine Mutter und er übrig.

Die Familie erhielt 2023 neue Flüchtlingsausweise. Die Formulare waren bereits ausgefüllt. 2025 war das Jahr, das alles verändern sollte – in dem sie endlich ein neues Leben beginnen sollten.

«Als wären wir gestorben»

Mit dem Amtsantritt von Donald Trump änderte sich alles. Das Resettlement-Programm wurde suspendiert. «Mit einem Schlag wurden unsere Pläne zunichtegemacht. Die Hoffnung, an der wir uns über Jahre festgehalten hatten, sie war weg. Es fühlte sich so an, als wäre unser Leben zu Ende.»

Die Mutter und sein Bruder hätten tagelang geweint, eine Woche hätten sie kaum geschlafen. Nay Toe erzählt von Menschen im Nachbarlager, die nach dem Stopp des Programms Selbstmord begingen.

Legende: Das Flüchtlingslager Mae La hinter Stacheldraht. SRF/Martin Aldrovandi

Die Trump-Regierung doppelte nach: Inzwischen steht Myanmar zusätzlich auf der Liste von Staaten, deren Bürgerinnen und Bürger nicht in die USA einreisen dürfen. Betroffen sind jetzt auch Burmesinnen und Burmesen aus der Mittelklasse.

«Wir dachten, die USA sei das beste Land»

Zum Bespiel Sai, der in Wirklichkeit anders heisst. Sai ist Anfang zwanzig und lebt in Yangon, der grössten Stadt Myanmars und wirtschaftliches Zentrum des Landes. Sai hat ein Studentenvisum beantragt. «Wir haben die USA ausgewählt, weil wir dachten, das sei das beste Land.»

Während der Antrag seines Freundes mehrere Male abgelehnt wird, erhält Sai sein Visum bereits beim ersten Versuch. Er wisse nicht weshalb, vielleicht habe er einfach Glück gehabt. Dieses Glück hält nicht lange an. Vergangene Woche erfährt Sai vom Einreisestopp für Menschen aus Myanmar.

Legende: Von den Kürzungen der Hilfsgelder sind auch lokale Kliniken betroffen. SRF/Martin Aldrovandi

«Im Moment bin ich natürlich frustriert. Ich habe eine E-Mail an meine Schule geschickt, aber noch keine Antwort erhalten. Keine Ahnung, was ich tun soll.»

Laut der US-Regierung sind jene mit bereits ausgestelltem und gültigem Visum von der Regelung ausgenommen. Wobei sich die US-Behörden vorbehalten, auch diese Personen zu überprüfen – und gegebenenfalls nicht einreisen zu lassen.

Hoffen auf Trumps Mitgefühl

Freunde und Bekannte haben ihm abgeraten, in die USA zu reisen. Man wisse nie, wann sich die Regeln dort wieder änderten.

Bitte zerstören Sie nicht unsere Hoffnungen und Träume.
Autor: Nay Toe

Mit anderen Problemen kämpfen die Flüchtlinge wie Nay Toe, die im Grenzgebiet zwischen Thailand und Myanmar ausharren. Unter Trump wurden die Hilfsgelder von USAID drastisch gekürzt. Die Lager und viele Hilfsorganisationen, die die Menschen hier versorgen, sind davon abhängig.

Wenn er direkt mit Donald Trump sprechen könnte, was würde Nay Toe ihm sagen wollen? «Ich würde ihn bitten, uns aus Mitgefühl zu helfen. Derzeit befinden wir uns in grosser Not. Bitte zerstören Sie nicht unsere Hoffnungen und Träume.»

 

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