An dieser Stelle erscheint unsere monatliche Empfehlungsliste. Medienpartner sind „Die Literarische Welt“, RBB Kultur, „NZZ“ und Radio Österreich 1. Experten einer unabhängigen Jury küren zehn Sachbücher des Monats aus Geistes-, Natur-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Im September 2025 lohnen sich:

1. Götz Aly:

Wie konnte das geschehen? Deutschland 1933 bis 1945. S. Fischer, 762 Seiten, 34 Euro*

Aly ist einer der verdienstvollsten Zeithistoriker unseres Landes. Anschaulich zeigt der Publizist anhand von neuen Quellen, wie der NS-Staat eine Schuldenmaschine war, die mit der Schuld einer verbrecherischen Clique ein ganzes Volk in Mithaftung nahm. Ein „Opus Magnum“, meint unser Rezensent Dirk Schümer, dessen Besprechung Sie in Kürze hier bei WELT finden.

2. Helmut Lethen:

Stoische Gangarten. Versuche der Lebensführung. Rowohlt Berlin, 221 Seiten, 24 Euro*

Mit den „Verhaltenslehren der Kälte“ über den Habitus der deutschen Zwischenkriegszeit wurde der Kulturwissenschaftler Lethen bekannt. Auch im neuen Buch verknüpft er Ideengeschichte mit Zeitgeistkritik. Lesen Sie hier eine ausführliche Besprechung.

3. Richard Overy:

Hiroshima. Wie die Atombombe möglich wurde. Übersetzt von Henning Thies. Rowohlt Berlin, 240 Seiten, 24 Euro*

Der britische Historiker erklärt, wie es zu Hiroshima und Nagasaki kam und was die wesentlichen Triebkräfte für den Einsatz der Atombombe waren. Lesen Sie hier eine ausführliche Besprechung des Buches.

4. Güner Yasemin Balci:

Heimatland. Zähne zeigen gegen die Feinde der Demokratie. Berlin Verlag, 320 Seiten, 24 Euro*

Die Integrationsbeauftragte von Berlin-Neukölln kritisiert die allgemeine Bequemlichkeit und Naivität im Umgang mit den Gegnern unserer freien Gesellschaft. Lesen Sie hier ein Interview mit der Autorin.

5. Rolf Cantzen:

Deserteure. Die Geschichte von Gewissen, Widerstand und Flucht. Zu Klampen, 204 Seiren, 28 Euro*

Deutschland debattiert über die Rückkehr der Wehrpflicht. Dieses Buch beleuchtet die andere Seite von Kriegsdienstpflichten in der Moderne.

6. Mary Elise Sarotte:

Nicht einen Schritt weiter nach Osten. Amerika, Russland und die wahre Geschichte der Nato-Ost-Erweiterung. Übersetzt von Martin Richter, C. H. Beck, 396 Seiten, 20 Euro*

Der Beitrag der amerikanischen Historikerin, jetzt erstmals als Taschenbuch, diskutiert auf reicher Quellenbasis Legenden und Kontroversen um die Sicherheitsarchitektur Europas nach der Deutschen Wiedervereinigung.

7. Werner Plumpe:

Gefährliche Rivalitäten. Wirtschaftskriege – von den Anfängen der Globalisierung bis zu Trumps Deal-Politik. Rowohlt Berlin, 320 Seiten, 25 Euro*

Der Wirtschaftshistoriker wirft einen differenzierten Blick auf Handelskriege in der Geschichte und erklärt, in welchen wenigen Fällen sie Erfolg hatten. Lesen Sie hier, welche Werke Werner Plumpe über solvente und insolvente Gestalten in der Literatur empfiehlt.

8. Henning Sußebach:

Anna oder: Was vom Leben bleibt. Die Geschichte meiner Urgroßmutter. C. H. Beck, 205 Seiten, 23 Euro*

Anhand seiner Vorfahrin erzählt der Journalist von Rollenbildern der Vergangenheit – und beweist einmal mehr, dass er einer der besten Reporter des Landes ist.

9. Ursula Krechel:

Vom Herzasthma des Exils. Cotta, 176 Seiten, 18 Euro*

Der engagierte Essay der diesjährigen Büchnerpreisträgerin zitiert im Titel Thomas Mann und schlägt einen Bogen von den Migrationsfragen der Goethezeit bis heute. Lesen Sie hier ein aktuelles Porträt der Schriftstellerin.

10. Jean Ziegler:

Trotz alledem! Warum ich die Hoffnung auf eine bessere Welt nicht aufgebe. Übersetzt von Hainer Kober. C. Bertelsmann, 208 Seiten, 22 Euro*

Ein Mann, eine Mission. Der mittlerweile 91-jährige Schweizer Kapitalismuskritiker predigt das Gleiche wie vor Jahrzehnten – und hat, der Frequenz seiner Buchpublikationen nach zu schließen, offenbar immer noch viele Fans.

Die Extra-Empfehlung

Neben den zehn Tipps der Jury kommt jeden Monat eine externe Empfehlung. Diesmal vom Physiker und Wissenschaftsmanager Joachim Treusch (Bremen): Er empfiehlt:

Christoph Türcke: Philosophie der Musik. C.H.Beck, 510 Seiten, 38 Euro*

Zur Begründung: „Wer das Geheimnis der Musik auflösen möchte, wird scheitern, schreibt der Autor am Eingang seines Buches. Wer sich dadurch nicht vom Lesen abhalten lässt, wird reich belohnt durch das, was Türcke Aufhellung des Geheimnisses der Musik durch erhellende Worte nennt. Diese Beschränkung auf Worte ist konsequent, auch weil es im Gegensatz zu Architektur, Bildender Kunst und Schrift für Musik keine (akustischen) Dokumente aus den Zeiten ihrer Entstehung geben kann. Hier müssen Vermutungen und Ahnungen den Versuch der Erhellung unterstützen.

Türckes Verdienst ist es, diese Vermutungen mit der Präzision des Philosophen und in erfrischend eleganter, ausdrucksstarker Sprache plausibel zu machen. Auch beim Gang durch die Musik, die wir zu kennen meinen und die wir uns jederzeit aus der Konserve verfügbar machen können, bietet er eine Menge spannender Einsichten. So wird die Musikgeschichte von ihren Ursprüngen bis zu ihrer Ausprägung im Werk Bachs, in der Wiener Klassik, der Zwölftonmusik, in Jazz und Rap für den lesenden Musikfreund zu einem Wundergarten voller neuer, unerwarteter Erkenntnisse und Zusammenhänge. Meine Ahnung vom Geheimnis der Musik hat eine höchst erfreuliche Erhellung erfahren. Deswegen meine besondere Empfehlung an alle, die Musik und Philosophie lieben, dies Buch zu lesen.“ (Joachim Treusch)

Die Jury der Sachbücher des Monats

Tobias Becker, Der Spiegel; Natascha Freundel, RBB-Kultur; Dr. Eike Gebhardt, Berlin; Knud von Harbou, Feldafing; Prof. Jochen Hö-risch, Unversität Mannheim; Günter Kaindlstorfer, Wien; Dr. Otto Kallscheuer, Sassari, Italien; Petra Kammann, FeuilletonFrankfurt; Jörg-Dieter Kogel, Bremen; Dr. Wilhelm Krull, Hamburg; Marianna Lieder, Berlin; Lukas Meyer-Blankenburg, Redaktion Das Wissen, SWR; Gerlinde Pölsler, Der Falter, Wien; Marc Reichwein, DIE WELT; Thomas Ribi, Neue Zürcher Zeitung; Prof. Dr. Sandra Richter, Deutsches Literaturarchiv Marbach am Neckar; Wolfgang Ritschl, ORF Wien; Florian Rötzer, krass-und-konkret, München; Norbert Seitz, Berlin; Mag. Anne-Catherine Simon, Die Presse, Wien; Prof. Dr. Philipp Theisohn, Universität Zürich; Dr. Andreas Wang, Berlin; Prof. Dr. Harro Zimmermann, Bremen; Stefan Zweifel, Zürich. Redaktion der Jury: Andreas Wang.

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