Nach vier Jahren wird die Nachrichtensendung "RTL Direkt" am Mittwoch eingestellt. Moderatorin Pinar Atalay bleibt dem Sender aber erhalten.

Nach nur vier Jahren zieht RTL einen Schlussstrich unter sein ambitioniertes Spätnachrichten-Format. Am 23. Juli wird die allerletzte Ausgabe von "RTL Direkt" gesendet. Die Einstellung hatte der Kölner Privatsender bereits Ende Mai bekannt gegeben. Als Grund nannte Programmchefin Inga Leschek veränderte Sehgewohnheiten und das Ziel, "mögliche Umschaltpunkte zu reduzieren". Zwischen den Zeilen lässt sich jedoch erahnen: Die Quoten gaben wohl nicht mehr genug her.

Seit einem Jahr allein

Dabei hatte alles so vielversprechend begonnen. Am 16. August 2021 ging "RTL Direkt" erstmals auf Sendung - mit einem Coup, der die Medienbranche aufhorchen ließ. Der Sender hatte sich die Dienste zweier ARD-Schwergewichte gesichert: Jan Hofer (75), das langjährige Gesicht der "Tagesschau", und Pinar Atalay (47) von den "Tagesthemen".

Die beiden moderierten das 20-minütige Nachrichtenjournal um 22:15 Uhr montags bis donnerstags abwechselnd live aus Berlin. Seit vergangenem August war Atalay dann allein mit der Moderation: Ihr Kollege verabschiedete sich mit über 70 vom täglichen News-Geschäft, um mehr Zeit für seine Familie zu haben.

Von der ARD zu RTL

Der Wechsel der beiden Sprecher zu RTL im Jahr 2021 war ein echter Paukenschlag gewesen. Dass etablierte ARD-Moderatoren die öffentlich-rechtlichen Gefilde verlassen, um bei einem Privatsender politische Nachrichten zu präsentieren, galt als symptomatisch für einen größeren Trend: Im selben Jahr verließ auch Linda Zervakis (49) die "Tagesschau" in Richtung ProSieben. Ihr Nachrichtenformat "Zervakis & Opdenhövel" wurde aber ebenfalls bereits abgesetzt.

Die 1970 geborene Pinar Atalay brachte ihre ganze Erfahrung mit zu RTL. Seit 2014 hatte sie bei der ARD die "Tagesthemen" präsentiert und war zuvor bereits für das Wirtschaftsmagazin "Plusminus" sowie die "Phoenix Runde" tätig gewesen.

Der Schritt zum Privatfernsehen zahlt sich für sie trotz der "RTL Direkt"-Einstellung aus. Erst Ende Juni wurde sie bei den "Horizont Awards" in Berlin als "Medienfrau des Jahres" 2024 ausgezeichnet - gemeinsam mit ihren Kolleginnen Maybrit Illner (60) und Sandra Maischberger (58). Die Jury würdigte ihre "herausragenden journalistischen Leistungen" und lobte insbesondere ihre Moderation von "RTL Direkt", die "neue Maßstäbe für politische Berichterstattung im Privatfernsehen" gesetzt habe.

"In dieser komplexen Weltlage wird es immer wichtiger, akribisch zu hinterfragen, kritisch nachzubohren und richtig einzuordnen", betonte Atalay in ihrer Dankesrede für den Award. Das will die Journalistin jetzt auch ohne "RTL Direkt" weiter tun.

Neue Formate für die Moderatorin

Das Ende ihrer Nachrichtensendung soll keineswegs einen Karriereknick bedeuten. Im Gegenteil: Der Sender machte unmissverständlich klar, dass er weiter auf Atalays Expertise setzt. "Moderatorin Pinar Atalay bleibt als erste Journalistin dem Haus erhalten und gehört unverändert weiter zum Moderationsteam von 'RTL Aktuell'", betonte RTL im Mai. Zusammen mit Maik Meuser, Charlotte Maihoff, Anna Kraft, Monica Lierhaus und Birgit von Bentzel bildet sie das erweiterte Moderationsteam von RTLs Hauptnachrichtensendung und unterstützt die beiden News-Duos aus Roberta Bieling und Andreas von Thien sowie Christopher Wittich und Anna Fleischhauer.

Im Januar war sie zudem an der Seite von Günther Jauch als Moderatorin des ersten "Quadrells" der Geschichte zu sehen, dem Gipfeltreffen der vier Kanzlerkandidaten. Bereits in ihrem ersten RTL-Jahr 2021 hatte sie durch das "Triell" zur Bundestagswahl geführt. Es ist also wahrscheinlich, dass sie diese Position auch bei kommenden Wahlen übernehmen wird.

Zudem wird bereits an neuen Formaten mit Atalay gearbeitet. Konkret soll sie ab Herbst mit einem neuen Talk beim Nachrichtensender ntv am Standort Berlin starten. Details zu weiteren Projekten hält der Sender noch unter Verschluss. Fest steht aber: Mit der 47-Jährigen will RTL weiterhin auf journalistische Glaubwürdigkeit und politische Kompetenz setzen.

SpotOnNews
  • RTL
  • Pinar Atalay
  • ARD
  • Berlin
  • Nachrichten
  • Tagesschau
  • Tagesthemen
  • Linda Zervakis
  • Nachrichtensendung
  • Inga Leschek

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke