Besonders auf dem Land fehlen schon heute Hausärzte - und bis 2040 dürften einer Studie zufolge noch deutlich mehr Regionen betroffen sein. Die Studienautoren empfehlen, Anreize für Nachwuchsärzte zu schaffen.

Vielen Regionen in Deutschland droht einer Studie zufolge bis 2040 ein Mangel an Hausärzten. Besonders Kleinstädte und ländliche Räume seien betroffen, heißt es in einer Untersuchung des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung und der Bertelsmann Stiftung. Hauptgründe seien eine bevorstehende Ruhestandswelle sowie sinkende Wochenarbeitszeiten in der Ärzteschaft. Schon jetzt seien bundesweit mehr als 5.000 Hausarztsitze unbesetzt.

Laut der Studie plant rund ein Viertel der Hausärzte, ihre Tätigkeit innerhalb der nächsten fünf Jahre aufzugeben - überwiegend aus Altersgründen. Hinzu kommt, dass viele Ärztinnen und Ärzte ihre Arbeitszeit reduzieren wollen: bis 2030 im Schnitt um zweieinhalb Stunden pro Woche. Der hausärztliche Nachwuchs könne diese Entwicklungen nur teilweise auffangen, da viele junge Ärzte in Teilzeit arbeiten oder Anstellungen statt eigener Praxen bevorzugen. Die Folge: Die Zahl der fehlenden Hausärzte könnte sich in den kommenden fünf Jahren verdoppeln.

Das könnte dazu führen, dass die hausärztliche Versorgung in Westdeutschland bis zum Jahr 2040 ähnlich angespannt sein wird wie heute bereits in Ostdeutschland.

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Schon heute haben 13 Prozent der sehr ländlichen Gemeinden keinen einzigen Hausarzt. Eine Unterversorgung liegt demnach vor, wenn der Sollwert der geplanten Hausarztsitze in einer Region um mehr als 25 Prozent unterschritten wird, was heute in Teilen Sachsens und Brandenburgs der Fall ist. Laut Prognose werden 2040 auch Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, das Saarland und Baden-Württemberg sowie Nordrhein-Westfalen mit einem Hausärztemangel zu kämpfen haben. Eine bundesweite Unterversorgung droht laut der Studie jedoch nicht.

Um gegenzusteuern, müssten jährlich nur zehn Prozent des gesamten Nachwuchses - also rund 160 junge Ärzte - gezielt für unterversorgte Regionen gewonnen werden. Die Studienautoren schlagen dafür Anreize für neu ausgebildete Allgemeinmediziner vor: Dazu gehört etwa die Übernahmemöglichkeit einer Praxis, die zudem modern und digital ausgestattet sein sollte, oder Arbeit in Teilzeit. Außerdem brauche es Entlastung durch Digitalisierung, mehr nichtärztliches Personal und Gesundheitszentren.

"Entscheidend für Vertrauen in die Demokratie"

"Es herrscht Handlungsbedarf", erklärte Barmer-Chef Christoph Straub. "Eine begrenzte, zielgerichtete Tätigkeit eines Teils der künftigen Medizinerinnen und Mediziner in bestimmten Regionen würde dazu beitragen, eine Unterversorgung effektiv zu verhindern." Bertelsmann-Vorständin Brigitte Mohn betonte, die hausärztliche Versorgung sei auch "ein entscheidender Faktor für die Zukunftsfähigkeit ländlicher Regionen und das Vertrauen in die Demokratie".

Die Berechnungen des Barmer Instituts und der Bertelsmann Stiftung wurden auf Grundlage von Daten des Bundesarztregisters sowie unter anderem einer Sonderauswertung der Bundesagentur für Arbeit erstellt. Eingeflossen ist auch eine im Juli veröffentlichte Umfrage im Auftrag der Bertelsmann Stiftung unter bundesweit rund 3.700 Hausärzten zu ihren Zukunftsplänen, Arbeitszeitwünschen und dem Bedarf an Entlastung.

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