Nach einer Bombendrohung ist das Oktoberfest wieder geöffnet. In dem Fall, der mit einem Großbrand im Münchner Norden im Zusammenhang steht, gehen die Ermittler von einem Familienstreit aus. Neben dem Tatverdächtigen starb eine zweite Person.
Die Münchner Theresienwiese ist nach einer Bombendrohung wieder für Besucher geöffnet. Um 17.30 Uhr strömten die wartenden Massen auf die Wiesn, wie Reporter vor Ort berichteten. Nach der Nachricht, dass das Oktoberfest noch geöffnet werden kann, hatten sich am Nachmittag die Menschen an den Eingängen gesammelt.
Die Polizei hatte zuvor das Gelände mit Spürhunden abgesucht. Die Behörden hatten eine Bombendrohung gegen das Volksfest erhalten und sie zunächst als gefährlich eingestuft.
Innenminister: Mussten Drohung ernst nehmen
Die Bombendrohung steht im Zusammenhang mit einem Vorfall im Münchner Norden: Dort hatte ein Mann offenbar wegen eines Familienstreits ein Wohnhaus in Brand gesteckt und Sprengfallen deponiert. Er soll auch ein Schreiben mit der Drohung gegen das Oktoberfest verfasst haben.
Der Tatverdächtige habe in einem Brief "ein bombiges Erlebnis auf der Wiesn" angekündigt und diesen in den Briefkasten einer Nachbarin geworfen, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Das sei eine Situation, die man ernst nehmen müsse, sagte er auf einer Pressekonferenz. Eine Drohung von jemandem, der so brutal gegen die eigene Familie gehandelt und das eigene Elternhaus angezündet und quasi in die Luft gesprengt habe, müsse man ernst nehmen, sagte der Minister.

Pressekonferenz zu Bombendrohung und vorübergehender Schließung des Oktoberfests in München
tagesschau24, 01.10.2025 17:00 UhrDeutscher aus Starnberg tatverdächtig
Als tatverdächtig gilt ein 57-jähriger Deutscher mit Wohnsitz in Starnberg, der nach Polizeiangaben an dem nahegelegenen Lerchenauer See entdeckt wurde und mittlerweile gestorben ist. Er soll sich nach einer Verfolgung durch die Polizei mit einer Schusswaffe selbst das Leben genommen haben. Er hatte demnach einen Rucksack dabei, in dem sich eine Sprengvorrichtung befand, die zunächst entschärft werden musste. Der Mann habe weder über waffen- noch sprengstoffrechtliche Erlaubnisse verfügt und war bislang nicht polizeibekannt.
Hintergrund der Bedrohung des Oktoberfests und der Brandlegung mit zwei Toten war offenbar eine Auseinandersetzung des Tatverdächtigen um die Vaterschaft seiner Tochter.
Angezweifelte Vaterschaft als Streitgrund
Demnach hatte der 57-Jährige die Vaterschaft bestritten und dies untersuchen lassen, wie Inneniminister Herrmann erklärte. Der Mann habe nach der Bestätigung der Vaterschaft erklärt, das zuständige Institut sei bestochen worden und habe ein falsches Gutachten abgegeben. Dies habe er sowohl dem Landtag als auch dem Bundesjustizministerium vorgetragen.
Der Mann habe sich offenbar mit der Situation nicht abfinden wollen. Herrmann sagte, es gebe keinerlei Hinweise auf eine sonstige radikale Haltung des Manns. Auch wenn es unbegreiflich erscheine, gehe es offenbar nur um diese innerfamiliären Dinge.

Zwei schwerverletzte Frauen
Polizei und Feuerwehr waren am frühen Mittwochmorgen wegen eines Brands und Knallgeräuschen zu dem Anwesen im Stadtteil Lerchenau am nördlichen Münchner Stadtrand gerufen worden. Laut Feuerwehr entdeckten die Einsatzkräfte schon auf ihrer Anfahrt zwei brennende Autos und einen brennenden Kleintransporter. An dem brennenden Wohnhaus seien Sprengfallen auf dem Grundstück und im Haus entdeckt worden. Die Feuerwehr war mit 100 Einsatzkräften im Einsatz, die Rettungsdienste mit etwa 60 Kräften. Das Haus brannte komplett nieder.
Auch bei der Spurensicherung an den Autos wurde ein verdächtiger Gegenstand entdeckt. Um was für einen Gegenstand es sich handelt, sagte ein Polizeisprecher nicht. Die Polizei evakuierte den Bereich von 200 Metern rund um den Brandort, rund 700 Anwohner waren betroffen.
Polizei bittet um Hinweise
Zwei Schwerverletzte wurden zudem im beziehungsweise am Haus gefunden, sagte ein Sprecher später. Es handelt sich nach Angaben der Polizei um die 21 Jahre alte Tochter, die aus dem ersten Stock des Hauses gerettet wurde, und die 81 Jahre alte Mutter des Tatverdächtigen vor dem Anwesen. Sie kamen ins Krankenhaus.
Drohnenaufnahmen ergaben laut der Polizei außerdem, dass sich noch eine weitere tote Person im Haus befindet, zu der die Einsatzkräfte wegen des Feuers und der Explosionen bislang nicht vordringen konnten, wie der Münchner Polizeipräsident Thomas Hampel am Abend mitteilte. Bei dem Toten handle es sich demnach vermutlich um den 90 Jahre alten Vater des Tatverdächtigen.
Die Polizei bat rund um den Einsatz auch die Bevölkerung um Mithilfe. Menschen, die Bildmaterial zu den Ereignissen haben, können dieses auf einem eigens dafür eingerichteten Upload-Portal hochladen.
Spürhunde im Dauereinsatz
Am Morgen hatte die Stadt München entschieden, das Oktoberfest geschlossen zu lassen, bis das Gelände vollständig abgesucht war. Zwischen 25 und 30 Sprengstoffspürhunde aus ganz Bayern waren auf der Wiesn im Einsatz und insgesamt mehr als 500 Polizisten. Besucher, die morgens am Zaun darauf gewartet hatten, dass das Gelände geöffnet wird, kehrten wieder um, Wiesn-Mitarbeiter wurden aufgerufen, das Gelände zu verlassen. U-Bahnen hielten nicht an der Theresienwiese. Viele verhinderte Wiesn-Gäste blieben gelassen und besuchten stattdessen die Wirtshäuser in der Münchner Innenstadt.
Polizei sieht keinen Bezug zu Antifa
Ein Post auf der Plattform Indymedia hatte zeitweise den Eindruck erweckt, es könnte einen Zusammenhang zur Antifa geben. Die Polizei geht jedoch nach derzeitigem Stand davon aus, dass es sich um Trittbrettfahrer handelt. "Seitens des Tatverdächtigen besteht kein Bezug zur Antifa", meldeten die Ermittler am Nachmittag. "Es gibt keine Hinweise, dass an anderen Orten in München eine Gefahr besteht."
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