Bis zu sechs Stunden Medienkonsum täglich: Der Suchtbeauftragte Streeck spricht von einer "Verhaltenssucht" bei Minderjährigen und fordert eine Altersbegrenzung zur Nutzung von Social Media. Kritik übt er auch an der Cannabis-Legalisierung.
Der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Hendrik Streeck, setzt sich für "strikt abgestufte Altersvorgaben für soziale Medien" ein, um den hohen digitalen Medienkonsum Minderjähriger zu begrenzen.
"Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass Kinder und Jugendliche, die in hohem Maße nicht altersgerechte Inhalte konsumieren, anfälliger für riskantes Suchtverhalten und problematischen Drogenkonsum werden", sagte der CDU-Politiker der Rheinischen Post.
Streeck sprach von einer "Verhaltenssucht" vieler Kinder. "Wir sprechen im Schnitt von vier Stunden in sozialen Netzwerken, zwei Stunden mit Computerspielen und zwei Stunden mit Streamingdiensten pro Tag", so Streeck. Das seien "bedenklich hohe Werte, gemessen an der Freizeit von Kindern und wie diese idealerweise für soziale, motorische und sensorische Fähigkeiten genutzt werden könnten." Und das sei nur der Durchschnitt. "Es gibt also auch Kinder, die noch länger am Handy sitzen und man fragt sich, wann schlafen sie eigentlich?" Streeck war als Virologe in der Corona-Pandemie bekannt geworden.
Streeck gegen generelle Handyverbote
Trotz aller Bedenken sieht er jedoch viel diskutierte Handyverbote für Grundschüler kritisch. Eine solch schwierige Frage könne man nicht mit Ja oder Nein beantworten und ein Verbot löse auch das Problem nicht. "Denn wir wollen ja, dass junge Menschen mit Medien aufwachsen und die Technologien nutzen. Sie sind schließlich aus dem Alltag im digitalen Zeitalter nicht mehr wegzudenken", gab Streeck zu bedenken. "Aber die Dosis macht das Gift."
Bei der Eindämmung der Nutzung sieht er zuerst die Kinder und Jugendlichen selbst und insbesondere ihre Eltern gefragt. "Wenn man sich anschaut, dass 42 Prozent der Zehn- bis Elfjährigen einen Tiktok-Account haben, läuft da etwas aus dem Ruder", stellte der CDU-Politiker fest. Denn eigentlich sei die Plattform ohne Zustimmung der Eltern erst ab 16 Jahren frei nutzbar und "voll von gefährlichen und bedenklichen Inhalten für Kinder".
Medienkompetenz als Schulfach gefordert
Der Sozialverband Deutschland fordert als Antwort auf die Probleme ein verpflichtendes Schulfach Medienkompetenz an allen weiterführenden Schulen. "Wir dürfen Kinder mit den Gefahren der digitalen Welt nicht länger alleinlassen", sagte die Verbandsvorsitzende Michaela Engelmeier den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Nicht alle Kinder profitieren durch eine Vorbildung im Elternhaus. Viele sind Desinformation, demokratiefeindlicher Hetze und KI-generierten Inhalten schutzlos ausgesetzt, ohne Anleitung, ohne Einordnung."
Kritik an Cannabis-Teillegalisierung
Streeck äußerte sich auch zur Teillegalisierung von Cannabis. Diese müsse überprüft werden. So werde Medizinal-Cannabis "zurzeit zu oft für den Freizeitkonsum missbraucht", sagte der Sucht- und Drogenbeauftragte. Derzeit würden Menschen von Online-Apotheken "gezielt durch Krankheitsformulare geleitet", um Privatrezepte für medizinisches Cannabis zu bekommen, kritisierte Streeck. Zudem sei der Absatz von Cannabisblüten um 80 Prozent gestiegen: "ein deutlicher Hinweis, dass es hier weniger um die Linderung von Krankheitsleiden geht als um Konsum".
Seit dem 1. April vergangenen Jahres ist der Besitz von bis zu 25 Gramm getrocknetem Cannabis im öffentlichen, von 50 Gramm im privaten Raum straffrei. Der öffentliche Konsum von Cannabis ist darüber hinaus beschränkt. Für Minderjährige bleibt der Besitz von Cannabis verboten.
Warnung vor Fentanyl-Trend
Zudem warnte Streeck vor einer zunehmenden Verbreitung sogenannter synthetischer Opioide in Deutschland, beispielsweise Fentanyl. "Besonders problematisch sind aus dieser Gruppe die sogenannten Nitazene. Sie haben eine rund 500-fache Potenz von Heroin." Die Menge einer Bleistiftspitze könne tödlich sein.
Die Verbreitung dieser Drogen nehme sowohl in Europa als auch weltweit zu, und "auch bei uns kommt davon immer mehr auf dem Schwarzmarkt an. Die Rezepturen werden mithilfe Künstlicher Intelligenz immer stärker, die Herstellung ist vergleichsweise einfach und stammt teils schon aus Heimlaboren", warnte Streeck. "Diese Opioide bergen enorme Gefahren für die Menschen, die mit ihnen in Kontakt kommen." Dies gelte "schon beim ersten Konsum".
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